Führung in Teilzeit

Eine Studie zeigt: Jede achte Führungskraft in Deutschland arbeitet nicht in Vollzeit. Davon sind die meisten weiblich. Experten zufolge bieten Teilzeit-Führungsmodelle für Unternehmen mehrere Vorteile.

Die Mehrheit der Führungskräfte in Deutschland ist männlich, bei Teilzeit-Führungspositionen haben Frauen hingegen deutlich die Nase vorn. Während Frauen insgesamt nur 33,7 Prozent aller Führungskräfte ausmachen, sind knapp drei Viertel der Teilzeit-Führungskräfte weiblich. Das geht aus einer Untersuchung des "Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung" des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums hervor. 25 Prozent der weiblichen Führungskräfte arbeiten demnach in Teilzeit und nur 5,5 Prozent der männlichen.

Führung in Teilzeit nimmt zu - aus unterschiedlichen Motiven

Insgesamt handelt es sich laut der Studie um ein Randphänomen. So arbeitete 2023 laut der Bundesagentur für Arbeit deutschlandweit nur etwa jede/r Achte (12,2 Prozent) der insgesamt knapp zwei Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Führungspositionen in Teilzeit. Entsprechende Modelle gewinnen jedoch an Relevanz. 2013 lag der Anteil noch bei 8,9 Prozent.

Große Unterschiede zwischen den Geschlechtern zeigen sich bei den Gründen für eine Führungsstelle in Teilzeit. 46,9 Prozent der weiblichen Teilzeit-Führungskräfte geben persönliche und familiäre Verpflichtungen an, bei den Männern sind es nur 17,9 Prozent. Häufigster Grund bei männlichen Teilzeit-Führungskräften ist der Wunsch nach einer Teilzeit-Tätigkeit.

Große Unterschiede je nach Branche und Unternehmensgröße

Teilzeit-Führungsmodelle sind je nach Branche und Unternehmensgröße sehr unterschiedlich stark verbreitet. Besonders hoch ist der Anteil mit knapp einem Drittel in Berufen des Bereichs Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung. Besonders niedrig ist er in der Rohstoffgewinnung, Produktion und Fertigung sowie bei Bau, Architektur, Vermessung und Gebäudetechnik.

"Führung in Teilzeit ist insbesondere in den Bereichen verbreitet, in denen überwiegend Frauen arbeiten, während in Männer-dominierten Berufsbereichen Führung in Teilzeit eher die Ausnahme ist", sagt Studienautorin Lydia Malin vom IW. Zudem arbeiten Führungskräfte häufiger in kleinen und mittelgroßen Unternehmen in Teilzeit. So ist mehr als die Hälfte der befragten Teilzeit-Führungskräfte in Kleinbetrieben beschäftigt (62 Prozent). Zum Vergleich: In Großunternehmen mit 250 oder mehr Mitarbeitenden arbeiten nur 8,5 Prozent der Führungskräfte in Teilzeit.

Teilzeit-Führungsmodelle können Führungskräftemangel entgegenwirken

Auch die Art der Führungsposition spielt bei der Wahl einer Teilzeitstelle eine große Rolle. Am häufigsten arbeiten Frauen (28,2 Prozent) und Männer (9,4 Prozent) auf der obersten Führungsebene in Teilzeit und am seltensten auf der mittleren Führungsebene (Frauen: 20,6 Prozent und Männer: 3,4 Prozent).

Laut Malin haben Teilzeit-Führungsmodelle für Unternehmen mehrere Vorteile. "Um dem Führungskräftemangel entgegenzuwirken, können Unternehmen den Kreis potenzieller Führungskräfte erweitern, indem sie durch Teilzeitmodelle ein größtmögliches Maß an Flexibilität ermöglichten." Dies könne auch dazu beitragen, die Anzahl an Frauen in Führungspositionen zu steigern, da diese aufgrund von persönlichen und familiären Verpflichtungen häufiger in Teilzeit arbeiten.

Maßgeschneiderte Angebote können helfen

Studienautorin Lydia Malin empfiehlt Unternehmen, bei der Ausschreibung einer Führungsposition explizit zu erwähnen, dass diese auch in Teilzeit ausgeübt werden kann. Maßgeschneiderte Angebote wie Kooperationen mit Kindertagesstätten oder Betriebskindergärten könnten helfen, Bewerber und Bewerberinnen zu gewinnen.

Dennoch müssen auch Teilzeit-Führungskräfte mit Mehrarbeit rechnen. In einer IW-Umfrage gab jeder zweite Personalverantwortliche an, dass die Führungsverantwortung auch in Teilzeit ein hohes zeitliches Engagement mit der Bereitschaft zu regelmäßigen Überstunden voraussetzt.


Das könnte Sie auch interessieren:

Shared Leadership: Verteilt führen

Tipps: Wie der Start ins Co-Leadership gelingt

Jobsharing: So funktioniert der Trend zum Teilen

dpa