Tipps zur Konzentrationssteigerung

Insbesondere junge Frauen haben in der neuen Arbeitswelt zunehmend Konzentrationsschwierigkeiten. Aber auch bei den älteren Beschäftigtengruppen und bei Männern führen die neuen Anforderungen zu emotionaler Erschöpfung. Das zeigt eine neue Studie, die auch Tipps zur Förderung konzentrierter Arbeit gibt.

Globalisierung, Digitalisierung, Homeoffice und viele strukturelle Veränderungen führen zu großen Umbrüchen in deutschen Organisationen, die starke Auswirkungen auf die mentale Gesundheit von Beschäftigten haben können. Neben körperlichen Belastungen spielen vor allem psychosoziale Faktoren wie emotionale Erschöpfung oder Konzentrationsprobleme eine große Rolle. Das zeigt eine Studie des Instituts für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG), für die Daten von 33.808 Beschäftigten aus den Jahren 2018 bis 2022 ausgewertet wurden.

Frauen leiden besonders unter Konzentrationsproblemen

Insbesondere weibliche Beschäftigte scheinen Schwierigkeiten zu haben, sich auf ihre aktuellen Arbeitsaufgaben zu fokussieren: Über 25 Prozent der befragten erwerbstätigen Frauen geben an, oft oder immer unter Konzentrationsproblemen zu leiden. Bei den männlichen Beschäftigten sind es 16 Prozent. Dass sie nie Konzentrationsprobleme bei der Arbeit haben, können nur 15 Prozent der Befragten angeben.  

Auch Unterschiede in Bezug auf das Alter der Beschäftigten zeigen sich. Mehr als 26 Prozent der jüngeren Beschäftigten (bis 29 Jahre) leiden oft oder immer unter Konzentrationsproblemen, während es bei den Beschäftigten über 60 Jahren knappe 11 Prozent sind.

Konzentrationskiller bei der Arbeit

"Die große Datenbasis liefert verlässliche Erkenntnisse darüber, dass Konzentrationsprobleme tatsächlich weit verbreitet sind. Oft führt ein Mix aus Arbeitsmenge, Zeitdruck, Verantwortung, Perfektionismus und privaten Herausforderungen dazu. Die gute Nachricht ist, dass nicht nur Organisationen, sondern auch die Beschäftigten selbst etwas gegen Konzentrationsprobleme tun können", resümiert Dr. Fabian Krapf, Leiter des IFBG.

Zusätzlich beeinflussen Ablenkungen und Unterbrechungen am Arbeitsplatz die Konzentrationsfähigkeit der Beschäftigten. Unterschiedliche digitale Kanäle, die gleichzeitig bedient werden, die Wandlung des Großraumbüros zur Begegnungsplattform oder mangelnde Abgrenzbarkeit im Homeoffice gehören zu den größten Störfaktoren, die in den vergangenen zwei Jahren der Pandemie gewachsen sind.

Förderung von Konzentration als Führungsaufgabe

Doch ganz neu ist das Thema nicht: Schon 2020 zeigte die größte Arbeitgeberstudie im betrieblichen Gesundheitsmanagement, #whatsnext, dass nahezu jedes zweite Unternehmen (43,6 Prozent) die Förderung konzentrierter Arbeit als eines der wichtigsten Handlungsfelder der Zukunft im BGM ansehen. Die tatsächliche Umsetzung ließ damals allerdings noch auf sich warten: Nur knapp über 25 Prozent der Organisationen hatten entsprechende räumliche Angebote wie Stillarbeitsbereiche oder Lärmschutzmaßnahmen vorzuweisen, Unterstützungen zur besseren Abgrenzung im Homeoffice oder bei hybrider Arbeit sind erst in jüngster Zeit ein Thema.

Einer der Hauptgründe, warum die Förderung von konzentriertem Arbeiten bisher eher stiefmütterlich behandelt wird, scheint das fehlende Wissen über Nutzen und Umsetzung.

Fünf Tipps zur Förderung konzentrierter Arbeit

Die folgenden Tipps des IFBG soll Mitarbeitenden und Führungskräften helfen, die Konzentration bei der Arbeit wiederherzustellen und die schlimmsten Konzentrationskiller zu vermeiden.

1. Zwei-Minuten-Regel für mehr Selbstorganisation
Nach der "Zwei-Minuten-Regel" sollten alle Aufgaben, für die man maximal zwei Minuten benötigt, sofort erledigt werden. Das hält die To-Do-Liste kurz und verdrängt die wichtigen Aufgaben nicht aus der geistigen Agenda. Wer sich zusätzlich Fokus-Zeiten blockt, profitiert richtig. Denn in diesen Zeiten nimmt man sich vor, möglichst ungestört und konzentriert an einer Aufgabe zu arbeiten.

2. Pausen als Produktivitätsbooster
Die Chronobiologie lehrt uns, dass wir nur maximal 70 Minuten am Stück Leistung erbringen können. Wer darüber hinaus weiter Höchstleistungen erwartet, wird enttäuscht werden. Allerdings kann man durch regelmäßige Mikropausen von fünf Minuten diesem Leistungsrückgang entgegenwirken.

3. Medienverbot vor dem Einschlafen
Schlafhygiene ist wichtig. Der sogenannte REM-Schlaf ist eine optimale Voraussetzung für die eigene Konzentration und tritt natürlicherweise in ausreichend langem und ungestörtem Schlaf als letzte Phase des Schlafzyklus auf. In der REM-Phase träumt der Mensch besonders lebhaft und verarbeitet in diesen Träumen die Eindrücke des Tages. Diese Phase dient somit der seelischen Erholung. Intensiver Medienkonsum am Abend kann den REM-Schlaf beeinträchtigen, weshalb die Wissenschaft 30 bis 60 Minuten vor dem Einschlafen Medienabstinenz empfiehlt.

4. Digital Detox
Blinkt das Smartphone, ist unsere Aufmerksamkeit blitzschnell auf das kleine Gerät gerichtet – und weg von unserer Arbeit. Fest definierte smartphonefreie Orte und Zeiten, um fokussiert Aufgaben zu verrichten, können hier helfen.

5. Achtsamkeit
Wer trainiert, bewusst in seinem Stress und der Hektik des Arbeitsalltags innezuhalten, um seine Bedürfnisse und Gefühle wertungsfrei wahrzunehmen, kann bewusst entscheiden, welchen Bedürfnissen er nachgibt. Achtsamkeits- und Anti-Stress-Trainings sollten deshalb zum BGM-Angebt jedes Unternehmens gehören.  


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