Ging es im vorangegangenen Abschnitt um die gesundheitlichen Wirkungen des Führungsverhaltens bei den Mitarbeitern wie Lehrkräften, steht in diesem Abschnitt die Gesundheit der Schulleitungen selbst im Mittelpunkt. Während im Bereich der Lehrergesundheit bereits vielzählige Befunde vorliegen, wissen wir bislang vergleichsweise wenig über den gesundheitlichen Zustand von Schulleitungen. Wie bereits einleitend angemerkt, weisen Schulleitungen im Vergleich zu Lehrkräften ohne Leitungsfunktion eine höhere Arbeitslast und -zeit auf und sind im Rahmen ihrer Gesamtverantwortung für die Schule einem höheren Arbeits- und Erfolgsdruck ausgesetzt. Erschwerend tritt hinzu, dass Schulleitungen lange Zeit unzureichend für ihre Leitungsaufgaben qualifiziert wurden und es sich bei den zu führenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern um eine anspruchsvolle und akademisch qualifizierte Zielgruppe handelt. Zudem sind die Anforderungen an die Schulleitungen in den letzten Jahren infolge gesellschaftlicher Veränderungen deutlich gestiegen, weshalb die Schulleitungstätigkeit komplexer und vielschichtiger geworden ist. Dezentralisierung, also die gesteigerte Eigenverantwortung von Schulen bei gleichzeitiger Zentralisierungstendenz durch verstärkte Qualitätsentwicklung (z. B. Schulinspektion) oder auch durch die Einführung landesweiter Testverfahren etc. sind nur einige Stichworte, welche die veränderten Anforderungen an die Schule und deren pädagogische Steuerung beschreiben (Huber, 2008). Es scheint daher kaum zu überraschen, wenn Huber (2007) kritisch hinterfragt, ob Schulleitungen "multifunktionale Wunderwesen" seien. Bevor jedoch der vorschnelle Rückschluss gezogen wird, dass es sich bei der Schulleitung um eine hochbelastete und hinsichtlich ihrer Gesundheit stark gefährdete Berufsgruppe handelt, sind ebenfalls die Ressourcen zu berücksichtigen, die entscheidend dafür sind, ob die objektiven Belastungen "ungebremst" auf den gesundheitlichen Zustand einwirken oder "abgefedert" werden können. So verfügen Führungskräfte allgemein über einen höheren Handlungsspielraum und über eine höhere Kontrolle hinsichtlich ihrer eigenen Arbeitstätigkeit. Sie können ihre Zeit zudem oft freier einteilen und erhalten zumeist eine höhere soziale Anerkennung als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ohne Führungsfunktionen. Diese positiven Eigenschaften können sicherlich dazu beitragen, dass schulische Führungskräfte die Arbeitsanforderungen besser bewältigen.
Erste Hinweise zur Gesundheit von Führungskräften lassen sich dem Barmer Gesundheitsreport (2007) entnehmen. Diesem zufolge berichten Führungskräfte, seltener an körperlichen Beschwerden (z. B. Muskel-Skelett-; Herz-Kreislauf- und Magen-Darm Beschwerden) sowie an psychosomatischen Beschwerden wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schlaf- und Konzentrationsschwierigkeiten zu leiden. Es ist allerdings fraglich, ob das hier vermittelte gesundheitliche Bild nicht vielleicht zu positiv ausfällt (Ducki, 2009), da es bei Führungskräften wie der Schulleitung oftmals nicht zum eigenen Rollenverständnis und den äußeren Erwartungen passt, gesundheitliche Beanspruchungen einzuräumen. Eine der wenigen Untersuchungen zur Gesundheit von Schulleitungen stammt von Harazd und Kollegen (2009). Die Ergebnisse belegen, dass sich Schulleitungen im Vergleich zu Lehrkräften deutlich seltener emotional erschöpft fühlen. Zugleich weisen Schulleitungen ein signifikant höheres Wohlbefinden als Lehrkräfte auf. Schließlich konnte ebenfalls gezeigt werden, dass die positiven Beanspruchungsfolgen von Lehrkräften und Schulleitungen leicht miteinander zusammenhängen. Mit anderen Worten: Je wohler sich die Schulleitung fühlt, desto wohler fühlt sich in der Tendenz auch das Lehrerkollegium.
Neben dieser Studie liegen ebenfalls Erkenntnisse zum krankheitsbedingten vorzeitigen Berufsausstieg von Führungskräften im Schuldienst vor (Weber et al., 2005). Nach Analyse aller amtsärztlichen Begutachtungen zur vorzeitigen Dienstunfähigkeit mussten 84% der Untersuchten als dienstunfähig eingestuft werden, wobei sich hinsichtlich des Geschlechts kein Unterschied feststellen ließ. Hingegen zeigte sich im Vergleich mit nichtschulischen Führungskräften für Schulleitungen eine um vier Prozentpunkte geringere Dienstunfähigkeitsquote (84% vs. 88%). Mit Blick auf die Hauptdiagnosegruppen überwogen vor allem psychische Erkrankungen wie depressive Störungen und das Burnout-Syndrom mit einem Anteil von 45%, gefolgt von Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf Platz zwei. Insgesamt zeigt sich, dass die bei Schulleitungen festgestellten Gesundheitsstörungen in 8,4 von 10 Fällen zu einer vorzeitigen Dienstunfähigkeit führten, womit diese Berufsgruppe häufiger als Lehrkräfte ohne Führungsfunktion dienstunfähig erklärt wurde.
In einer weiteren aktuellen Studie wurde der Zusammenhang zwischen dem beruflichen Selbstverständnis sowie den beruflichen Beanspruchungen untersucht (Warwas, 2009). Dabei beklagen diejenigen Schulleitungen mit einer generalistischen Berufsauffassung (hoh...