Wie mit dem Ausspruch "Wer Qualität will, muss Gesundheit fördern und umgekehrt" (Rolff, 2005) zum Ausdruck gebracht wird, sind das Wohlergehen und die Gesundheit zentrale Voraussetzungen für die Arbeits- und Leistungsfähigkeit und somit letztlich für die Qualität der Produkte und Dienstleistungen. Dies trifft insbesondere für den Arbeitsplatz Schule zu, da das hier angestrebte "Endprodukt Bildung" ein personen- und beziehungsabhängiges Ergebnis ist, welches gerade in der heutigen Wissensgesellschaft ein hohes Gut für die Produktivität und Innovationskraft darstellt. Dabei gilt es als erwiesen, dass der gesundheitliche Zustand von den jeweils vorherrschenden Arbeitsbedingungen und -prozessen beeinflusst wird. Bei der Gestaltung der konkreten schulischen Bedingungen kommt der Schulleitung in ihrer Gesamtverantwortung für alle die Schule betreffenden Belange eine hohe Bedeutung zu, womit schulische Führungskräfte über ihr Führungsverhalten einen entscheidenden Einfluss auf die Gesundheit der Lehrkräfte ausüben.
Eine zweite Ebene des Verhältnisses von Schulleitung und Gesundheit betrifft die Gesundheit der schulischen Führungskräfte selbst. So verfügen Führungskräfte zwar einerseits über ein höheres Ausmaß an Handlungsspielraum und -autonomie, sie sind jedoch zugleich höheren Anforderungen und längeren Arbeitszeiten ausgesetzt (Ducki, 2009). Von Interesse ist hierbei also die Frage, wie es um den gesundheitlichen Zustand der Schulleitungen bestellt ist. Entsprechende Erkenntnisse sind von hoher Relevanz, denn wie das Zitat eingangs verdeutlicht, sind Gesundheit und Schulqualität auf das engste miteinander verwoben.
Zu berücksichtigen ist, dass die beiden Ebenen nicht unabhängig voneinander agieren, sondern sich wechselseitig bedingen. So wird z. B. eine Führungskraft, für die Stress ein Zeichen von persönlicher Schwäche ist, möglicherweise wenig geneigt sein, sich für die Belastungsreduktion an ihrer Schule einzusetzen. Zudem ist wahrscheinlich, dass gestresste Schulleitungen ihren Stress bewusst oder unbewusst an die Lehrkräfte weitergeben. Umgekehrt kann das Verhalten des unterrichtenden und nicht unterrichtenden Personals seinerseits ebenfalls ein Stressor für die Schulleitung darstellen (ebd.).
Obgleich beide Perspektiven augenscheinlich für die gute gesunde Schule von hoher Bedeutung sind, ist erst in den letzten Jahren ein verstärktes Interesse an der Berufsgruppe Schulleitung festzustellen. Gegenstand des folgenden Kapitels ist es, den Forschungsstand zu beiden Perspektiven aufzuzeigen, wobei neben schulischen Befunden ebenfalls Erkenntnisse aus dem betrieblichen Kontext berücksichtigt werden.
Tipp: Glossar |
Unter www.handbuch-lehrergesundheit.de finden Sie ein Glossar zu den in diesem Kapitel verwendeten Begriffen. |
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