Ist im Alltag von Ergonomie die Rede, ist meistens der Bereich der physischen/physikalischen Ergonomie gemeint. Die Ergonomie besteht aber noch aus 2 weiteren Bereichen – der Organisationsergonomie und der kognitiven Ergonomie.
1.1 Ergonomie
Das Wort Ergonomie (engl. ergonomics oder human factors) leitet sich von den griechischen Wörtern ergon (Arbeit, Werk) und nomos (Regel, Gesetz) ab. Die Ergonomie als wissenschaftliche Disziplin befasst sich mit der Interaktion zwischen Menschen und anderen Elementen in einem System (z. B. Maschinen, Arbeitsumgebung, Kollegen etc.). Sie entwickelt Theorien, Prinzipien, Methoden und stellt Daten bereit, um das menschliche Wohlbefinden und die Gesamtleistung des Systems zu verbessern.
1.2 Physische/physikalische Ergonomie
Anatomie, Anthropometrie, Physiologie, Biomechanik und deren Wechselwirkung mit physischen Tätigkeiten im Arbeitskontext stehen hier im Fokus. Untersucht wird u. a., welche Auswirkungen die Arbeitsumgebung auf den Menschen hat. Verbreitete Methoden zur besseren Gestaltung des Arbeitsplatzes sind beispielsweise die Methode vorbestimmter Zeiten und die Leitmerkmalmethode.
Methode vorbestimmter Zeiten und LMM
In der Methode oder dem System vorbestimmter Zeiten wird davon ausgegangen, dass sich jeder Arbeitsschritt in kleine Bewegungen zerlegen lässt, die dann jeweils mit einem erfahrungsbasierten Zeitwert versehen werden. So kann man einen kompletten Arbeitsschritt oder auch -prozess durchplanen und bestimmen, wie lange er in etwa dauert. Richtig angewendet ist das System vorbestimmter Zeiten ein guter Weg, um realistische Zeiten für bestimmte Arbeitsschritte zu planen und eine Überforderung des arbeitenden Menschen zu vermeiden.
Bei der Leitmerkmalmethode werden Arbeitsschritte in Bezug auf messbare Einflussgrößen untersucht. So werden z. B. Entfernungen und zu laufende Strecken mit einbezogen sowie Gewichte und die Häufigkeit, mit der bestimmte Handgriffe wiederholt werden müssen. Daraus ergibt sich ein Punktwert, der einen bestimmten Arbeitsplatz im grünen, gelben oder roten Bereich verortet.
1.3 Organisationsergonomie
Die Optimierung von soziotechnischen Systemen (ein technisches Sachsystem, wie z. B. eine Produktionsanlage, und ein soziales System, die Mitarbeiter, bilden eine Einheit) steht bei der Organisationsergonomie im Vordergrund. Dazu werden Organisationsstruktur, Unternehmensrichtlinien, Unternehmenskultur, Kommunikationsprozesse und auch Arbeitsprozesse untersucht. Möglichkeiten zur Verbesserung lassen sich dann innerhalb dieser Themen, aber auch an Schnittstellen zwischen verschiedenen Bereichen finden.
1.4 Kognitive Ergonomie
Die kognitive Ergonomie beschäftigt sich mit kognitiven Prozessen, wie Wahrnehmung und Aufmerksamkeit, dem Abspeichern von Informationen im Gedächtnis, Schlussfolgern, Fehlern, Aufmerksamkeit und deren Wechselwirkung in der Interaktion mit anderen Elementen in einem System – kurz gesagt also mit allen Hirnprozessen, was die Aufnahme von Informationen angeht.