V. Beispiele

Tz. 43

Stand: EL 39 – ET: 11/2019

Praxis-Beispiel

Sachausschüttungen im Rahmen einer Gewinn-/Ergebnisverwendung:

Der Vorstand einer AG beschließt am 10. Dezember 2017, seinen beiden zu je 50 % beteiligten Anteilseignern A und B am 10. Januar 2019 gleichwertige, benachbarte Ackergrundstücke mit einem beizulegenden Zeitwert von je 2,5 Mio. EUR auszuschütten. Der Vorstand geht bei seiner Beschlussfassung davon aus, dass die benötigte Zustimmung der Gesellschafter erteilt wird. Diese erfolgt durch den Hauptversammlungsbeschluss am 15. März 2018 bei unveränderten Grundstückswerten. Durch den Beschluss der Gemeinde, diese Flächen als Bauerwartungsland auszuweisen, steigt der beizulegende Zeitwert der Grundstücke und beträgt am Bilanzstichtag 31. Dezember 2018 je 4 Mio. EUR. Die geplante Ansiedlung eines Industrieunternehmens in unmittelbarer Nachbarschaft mindert die beizulegenden Zeitwerte der Grundstücke bis zum Tag der Ausschüttung auf je 3,5 Mio. EUR. In der Bilanz der Aktiengesellschaft werden die Grundstücke unverändert ­zu fortgeführten Anschaffungskosten bilanziert. Ihr Buchwert beträgt jeweils 1,25 Mio. EUR.

Praxis-Beispiel

Anwendbarkeit von IFRIC 17:

Zunächst ist zu prüfen, ob die Sachausschüttung in den Anwendungsbereich des IFRIC 17fällt. Die Sachausschüttung erfolgt ohne Gegenleistung der beiden Gesellschafter A und B. Da A und B jeweils zu 50 % an der Aktiengesellschaft beteiligt sind, übt keiner von beiden die Kontrolle über das Unternehmen und damit über die abzugebenden Vermögenswerte aus. IFRIC 17 ist somit anwendbar. Folgende Buchungen in Mio. EUR sind erforderlich:

10. Dezember 2017:

Die beiden Grundstücke sind in "zur Ausschüttung gehaltene Vermögenswerte" umzugliedern, da sie in ihrem gegenwärtigen Zustand für die Ausschüttung zur Verfügung stehen und die Ausschüttung innerhalb eines Jahres als höchstwahrscheinlich angesehen werden kann. Die Bilanzierung und Bewertung der Grundstücke bestimmt sich ab dem Vorstandsbeschluss am 10. Dezember 2017 nach IFRS 5. Da der Buchwert von je 1,25 Mio. EUR unter dem beizulegenden Zeitwert von je 2,5 Mio. EUR liegt, sind sie unverändert zum Buchwert anzusetzen. Eine Ausschüttungsverbindlichkeit wird noch nicht erfasst, da angesichts der ausstehenden Genehmigung (Beschlussfassung) durch die Hauptversammlung noch keine gegenwärtige Ausschüttungsverpflichtung der Aktiengesellschaft besteht.

Zur Ausschüttung gehaltene ­Vermögenswerte

2,5

an

Grundstücke

2,5

31. Dezember 2017 (Bilanzstichtag):

Für die Grundstücke ist keine Buchung erforderlich, da ihr Buchwert geringer als ihr beizulegender Zeitwert ist. Es ist weiterhin keine Ausschüttungsverbindlichkeit zu passivieren, da der Hauptversammlungsbeschluss noch aussteht.

15. März 2018 (Hauptversammlungsbeschluss):

Mit dem Hauptversammlungsbeschluss am 15. März 2018 ist die Ausschüttungsverbindlichkeit mit dem beizulegenden Zeitwert der Grundstücke einzubuchen.

Gewinnrücklagen

5

an

Ausschüttungs­verbindlichkeit

5

31. Dezember 2018 (Bilanzstichtag):

Am Bilanzstichtag wird die Ausschüttungsverbindlichkeit erfolgsneutral im Rahmen der Folgebewertung auf den gestiegenen beizulegenden Zeitwert der Grundstücke erhöht. Die Grundstücke selbst werden iRd. IFRS 5 weiterhin zum niedrigeren Buchwert von insgesamt 2,5 Mio. EUR bilanziert.

Gewinnrücklagen

3

an

Ausschüttungs­verbindlichkeit

3

10. Januar 2019:

Am Tag der Ausschüttung wird zunächst die Ausschüttungsverbindlichkeit erfolgsneutral auf den beizulegenden Zeitwert der Grundstücke reduziert. Anschließend werden die Ausschüttungsverbindlichkeit und die zur Ausschüttung gehaltenen Grundstücke ausgebucht, die Differenz wird in der GuV als Ertrag erfasst.

Ausschüttungsverbindlichkeit	1	an	Gewinnrücklagen	1
Ausschüttungsverbindlichkeit	7	an	zur Ausschüttung gehaltene ­Vermögenswerte	2,5
			Ertrag aus ­Ausschüttung	4,5

Tz. 44

Stand: EL 39 – ET: 11/2019

Praxis-Beispiel

Sachausschüttungen im Rahmen einer Abspaltung (angelehnt an Heintges/Kroner/Urbanczik, KoR 2009, S. 499):

An der M-AG sind zwei natürliche Personen A und B als Gesellschafter mit je 50 % beteiligt. Die M-AG ist Alleingesellschafterin der X-GmbH, deren Tätigkeit sich auf zwei Geschäftsbetriebe (GB 1 und GB 2) verteilt. Das Management der M-AG beschließt am 2. Oktober 2018, den Geschäftsbetrieb 2 der X-GmbH an die Anteilseigner A und B in Form einer Abspaltung nach § 123 Abs. 2 UmwG auszuschütten. Hierzu wird im ersten Schritt ein neues Unternehmen, die Z-AG, gegründet, deren alleiniger Aktionär die M-AG ist. Im zweiten Schritt wird das Reinvermögen des Geschäftsbetriebs 2 von der X-GmbH auf die Z-AG übertragen. Im letzten Schritt werden die Anteile der Z-AG auf die Anteilseigner A und B entsprechend ihrer Beteiligungsquote je zur Hälfte übertragen. Die Abspaltung bedarf laut Satzung der M-AG der Genehmigung durch die Hauptversammlung. Der Vorstand der M-AG geht bei seiner Beschlussfassung von einer sehr hohen Zustimmungswahrscheinlichkeit aus. Die Genehmigung wird am 8. November 2018 erteilt.

Abb. 5: Beispiel Sachausschüt...