Prof. Dr. Dr. h.c. Jörg Baetge, Prof. Dr. Peter Wollmert
Die Bedeutung der International Accounting Standards (IAS) für den internationalen Harmonisierungsprozess wurde bis Ende der 80er Jahre als weitgehend gering eingestuft. Dieser Befund hat sich indes stark geändert, seitdem der International Accounting Standards Board (IASB) mit der internationalen Vereinigung der Börsenaufsichtsbehörden (IOSCO) in einen Abstimmungsprozess getreten ist und die Standards aufgrund von Empfehlungen dieser Behörde überarbeitet hat. Basierend auf dieser Überarbeitung hat die IOSCO ihren Mitgliedsorganisationen auf der Jahresversammlung in Sydney im Mai 2000 empfohlen, einen nach IAS aufgestellten Konzernabschluss für die Zulassung von ausländischen Wertpapieren zum nationalen Handel zu akzeptieren. Die nationalen Wertpapierbehörden mit Ausnahme der US-amerikanischen SEC sind dem weitgehend gefolgt.
Parallel dazu hat die Europäische Union einen Verordnungsvorschlag verabschiedet, wonach alle börsennotierten Unternehmen in Europa ab 2005 zumindest ihren Konzernabschluss nach IAS zu erstellen haben. Aufgrund politischer Interventionen insbesondere von US-GAAP-Anwendern hat der ECOFIN-Rat im Dezember 2001 beschlossen, US-GAAP-Anwendern eine Fristverlängerung bis 2007 einzuräumen. Für die europäische Konzernrechnungslegungspraxis ist somit insgesamt ein eindeutiger Trend hin zu den IAS festzustellen. Inwieweit eine Ausstrahlung auf die Rechnungslegung nicht börsennotierter Unternehmen und die Rechnungslegung im Einzelabschluss zu erwarten ist, wird zurzeit noch sehr kontrovers diskutiert.
Die Aufstellung eines Konzernabschlusses nach IAS macht es notwendig, die IAS im Detail zu kennen und zu verstehen. Das Schrifttum hat sich zwar zwischenzeitlich intensiv mit der internationalen Rechnungslegung allgemein sowie mit einzelnen IAS intensiv auseinander gesetzt. Indes fehlt es im deutschsprachigen Schrifttum nach wie vor an einem angemessenen Spektrum detaillierter Kommentierungen aller IAS. Ziel des vorliegenden IAS-Kommentars ist es, einem deutschen Unternehmen einen umfassenden Leitfaden zur Anwendung der IAS und zur Überleitung eines handelsrechtlichen Abschlusses auf einen IAS-Abschluss zu liefern. Darüber hinaus beabsichtigen die Herausgeber, den Wettlauf zwischen IAS und US-GAAP zugunsten der IAS zu unterstützen. Die Akzeptanz des IASB und seiner Verlautbarungen sollte aktiv unterstützt werden, um so eine deutsche Mitwirkung an der Weiterentwicklung der internationalen Rechnungslegung zu ermöglichen.
Der vorliegende Kommentar setzt sich aus drei Teilen zusammen. Der erste Teil beschäftigt sich mit den Grundlagen der IAS-Rechnungslegung. Hierbei werden zunächst die Bedeutung, die Organisation und die Entwicklung des IASB sowie die Konzeption der IAS-Rechnungslegung erörtert. Ferner werden die Rechnungslegungsinstrumente, die Grundlagen von Bilanzierung, Bewertung und Ausweis sowie die Bilanzierung bei erstmaliger Erstellung eines IAS-Abschlusses untersucht. Schließlich widmet sich dieser allgemeine Grundlagenteil der Möglichkeit, einen IAS-Abschluss als befreienden Konzernabschluss aufzustellen und der Erteilung eines Bestätigungsvermerks für einen IAS-Abschluss.
Im zweiten Teil werden die einzelnen IAS systematisch und ausführlich kommentiert. Der Kommentarteil umfasst alle 41 IAS sowie die zur Drucklegung im Entwurf befindlichen Standards. Bei der Kommentierung wurde Wert darauf gelegt, die einzelnen Standards einerseits aus IASB-Sicht und eben nicht durch die ›deutsche Brille‹ zu kommentieren, andererseits aber deutsche Besonderheiten zu berücksichtigen. Die Beiträge zu den einzelnen IAS sind einheitlich aufgebaut. So werden in den Grundlagenteilen die Zielsetzung des jeweils betrachteten IAS, dessen Anwendungsbereich sowie der erstmalige Anwendungszeitpunkt erörtert. Ferner werden die jeweils wichtigen Begriffe definiert. Der Aufbau des eigentlichen Kommentarteils eines jeden IAS ist von dem jeweiligen Bilanzierungsproblem bzw. der Gliederung des betrachteten IAS abhängig. In einem gesonderten Unterabschnitt werden dann jeweils die notwendigen Maßnahmen zur Überleitung eines handelsrechtlichen Abschlusses auf einen IAS-Abschluss ausführlich erläutert. Soweit relevant, enden die Beiträge mit einem Unterabschnitt zu den künftigen Entwicklungen.
In den abschließenden dritten Teil, den Anhang, wurden zur Erhöhung der Benutzerfreundlichkeit verschiedene Verzeichnisse aufgenommen. So finden sich hier eine Checkliste für die notwendigen Angaben und Erläuterungen, eine synoptische Gegenüberstellung, eine Übersetzungsliste und ein Glossar der wichtigsten Begriffe sowie die relevanten Verlautbarungen und Stellungnahmen des IDW.
Die zweite Auflage dieses Kommentars ist anders als die Vorauflage als Teillieferungswerk und nicht als gebundenes Werk konzipiert worden. Damit ist die Zielvorstellung von Herausgebern und Verlag verbunden, die einzelnen Beiträge schneller aktualisieren sowie neue Standards zeitnah einbeziehen zu können. Nach dem derzeitigen Redaktionsplan soll ab 2004 pro Jahr min...