KI und die Furcht vor Jobverlust

Eine neue Studie zeigt, dass Beschäftigte in Deutschland immer seltener befürchten, aufgrund von generativer künstlicher Intelligenz (KI) den eigenen Job zu verlieren. Doch wer die Technologie nutzt, sieht auch Risiken. Zudem wird zu wenig darüber informiert, wie mit KI umzugehen ist.

Die Denkfabrik des Bayerischen Forschungsinstituts für Digitale Transformation (Bidt) hat untersucht, wie generative KI in deutschen Unternehmen eingesetzt wird – und wie akzeptiert die Technologie bei den Beschäftigten ist. Für die Studie befragte das Marktforschungsinstitut Reppublika Research & Analytics im Herbst 2024 insgesamt 1.500 Internetnutzende, darunter 768 Erwerbstätige.

Weniger Beschäftigte fürchten sich vor Jobverlust durch KI

Es zeigt sich: Deutlich weniger Beschäftigte haben mittlerweile Angst davor, den Job durch KI zu verlieren, als noch vor einem Jahr. So befürchten nur vier Prozent aller Erwerbstätigen, dass die Technologie ihre Tätigkeiten in den nächsten zehn Jahren vollständig ersetzen wird – im Jahr 2023 waren es noch elf Prozent, die sich entsprechend äußerten.

Wer KI nutzt, rechnet eher mit dem Wegfall von Tätigkeiten

Allerdings zeigt die Studie auch: Wer bereits mit generativer KI arbeitet, erwartet häufiger, dass dadurch mitunter eigene Aufgaben wegfallen werden (58 Prozent). Beschäftigte, die hingegen generative KI noch gar nicht nutzen, gehen seltener davon aus, dass Tätigkeiten von der Technologie ersetzt werden (39 Prozent). Auf den gesamten Arbeitsmarkt bezogen rechnet laut der Studie mehr als die Hälfte der befragten Erwerbstätigen damit, dass durch den Einsatz von KI in Zukunft Arbeitsplätze verloren gehen.

KI wird meist erfolgreich eingesetzt

Die Studie zeigt zudem, dass die Nutzung generativer KI zwar stagniert – so macht nur ein Viertel der Befragten davon im Beruf Gebrauch, darunter vor allem junge und höher gebildete Menschen. Jedoch sind sechs von zehn Befragten, die generative KI bereits am Arbeitsplatz einsetzen, zufrieden mit der Nutzung und geben an, die erzeugten Ergebnisse sinnvoll verwenden zu können. Demnach helfe generative KI insbesondere dabei, Arbeitszeit zu sparen (64 Prozent) sowie die Arbeitsergebnisse zu verbessern (63 Prozent). Auch unterstütze generative KI häufig bei Aufgaben, die den Befragten schwerfallen (56 Prozent). Trotz der Zufriedenheit mit der Technologie geben sieben von zehn beruflichen Anwenderinnen und Anwendern an, die Ergebnisse kritisch zu prüfen.   

Die Studie zeigt zudem, dass fast die Hälfte der Erwerbstätigen, die generative KI nutzen, sie mindestens einmal wöchentlich einsetzen (46 Prozent). Ein Fünftel der Beschäftigten nutzt die Technologie fast täglich (22 Prozent).

Unternehmen fehlt es häufig an KI-Leitlinien

Die Studie offenbart jedoch ein wichtiges Handlungsfeld: Nur gut jede fünfte erwerbstätige Person, die bereits von generativer KI gehört hat, gibt an, dass ihr Arbeitgeber den Umgang mit generativer KI regelt, indem er Vorgaben und Leitlinien bereitstellt. Dass KI generell mehr reguliert wird, wünscht sich mehr als die Hälfte der befragten Personen in Deutschland; die im August 2024 in Kraft getretene KI-Verordnung ist jedoch nur 36 Prozent der Deutschen bekannt.

"Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, Informations- und Kompetenzaufbau zu fördern. Es braucht klare Regeln und Strategien für den Umgang mit generativer KI, um die Potenziale auszuschöpfen und Risiken zu minimieren. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft stehen gleichermaßen in der Verantwortung, den Wandel aktiv zu gestalten", fasst Roland Stürz, Abteilungsleiter des Think Tank des Bidt, zusammen.


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