RVG VV Vorbem. 3 Abs. 3; Nr. 3104
Leitsatz
Die zu einer Terminsgebühr führende Besprechung setzt eine Besprechung gerade mit dem Prozessgegner sowie dessen Bereitschaft voraus, in Überlegungen mit dem Ziel einer einvernehmlichen Beendigung des Verfahrens einzutreten. Hat eine Besprechung zwischen den Prozessbeteiligten nicht stattgefunden, sondern lediglich zwischen einem Verfahrensbevollmächtigten und dem Gericht, wird die Terminsgebühr nicht ausgelöst.
OVG Nordrhein-Westfalen, Beschl. v. 3.2.2014 – 6 E 1209/12
1 Aus den Gründen
Die Beschwerde ist unbegründet. Das Verwaltungsgericht hat die Erinnerung gegen den Kostenfestsetzungsbeschluss des Urkundsbeamten der Geschäftsstelle im Ergebnis zu Recht zurückgewiesen.
Eine Terminsgebühr ist nicht gem. Nr. 3104 VV i.V.m. Vorbem. 3 Abs. 3 VV a.F. angefallen. Danach entsteht eine Terminsgebühr für die Vertretung in einem Verhandlungs-, Erörterungs- oder Beweisaufnahmetermin oder die Wahrnehmung eines von einem gerichtlich bestellten Sachverständigen anberaumten Termins oder – was hier in Betracht kommt – die Mitwirkung an auf die Vermeidung oder Erledigung des Verfahrens gerichteten Besprechungen auch ohne Beteiligung des Gerichts.
Die am 1. August 2013 in Kraft getretenen und auch die Terminsgebühr betreffenden Neuregelungen des RVG gelangen hier nicht zur Anwendung, weil die Mandatierung des Prozessbevollmächtigten des Klägers vor Inkrafttreten dieser Regelungen erfolgt ist. Nach der Übergangsvorschrift des § 60 Abs. 1 S. 1 RVG ist die Vergütung nach bisherigem Recht zu berechnen, wenn der unbedingte Auftrag zur Erledigung der Angelegenheit wie hier vor dem Inkrafttreten einer Gesetzesänderung erteilt worden ist.
Es kann dahinstehen, ob die Rechtsauffassung des VG zutrifft, dass neben einer für denselben Sachverhalt beanspruchten Erledigungsgebühr nach Nr. 1003 VV keine Terminsgebühr anfallen könne, und dass für das Entstehen der zuletzt genannten Gebühr die persönliche Anwesenheit der Beteiligten in einem auch zum Zwecke der Vermeidung oder Erledigung des Verfahrens zulässigerweise anberaumten Termin erforderlich sei. Denn die zu einer Terminsgebühr führende Besprechung setzt jedenfalls "Zweiseitigkeit" und dementsprechend eine Besprechung gerade mit dem Prozessgegner sowie dessen Bereitschaft voraus, in Überlegungen mit dem Ziel einer einvernehmlichen Beendigung des Verfahrens einzutreten (vgl. OVG NRW, Beschl. v. 8.2.2011 – 2 E 1410/10; OVG Mecklenburg-Vorpommern, Beschl. v. 2.3.2009 – 3 O 158/08; Schons in: Hartung/Schons/Enders, RVG, 2. Aufl. 2013, Vorbem. 3 VV, Rn 46)."
Hat eine Besprechung zwischen den Prozessbeteiligten nicht stattgefunden, sondern lediglich zwischen dem Verfahrensbevollmächtigten und dem Gericht, wird die Terminsgebühr entgegen der Rechtsauffassung des Klägers nicht ausgelöst. Dass der Gesetzgeber mit der Wendung "Besprechung" eine solche zwischen den Prozessbeteiligten gemeint hat, folgt daraus, dass Abs. 3 der Vorbem. 3 ursprünglich (i.d.F. des Art. 3 des Kostenrechtsmodernisierungsgesetzes vom 5.5.2004, BGBl I S. 718) in seinem hier interessierenden Teil noch lautete: "Die Terminsgebühr entsteht für (...) die Mitwirkung an auf die Vermeidung oder Erledigung des Verfahrens gerichteten Besprechungen ohne Beteiligung des Gerichts". Die Wendung "auch ohne Beteiligung des Gerichts" ist erst mit dem 2. Justizmodernisierungsgesetz v. 22.12.2006 (BGBl I S. 3416) in das Gesetz aufgenommen worden. Die Terminsgebühr sollte nach dem Willen des Gesetzgebers bereits anfallen, wenn der Prozessbevollmächtigte – (eben) ohne Beteiligung des Gerichts – an auf die Erledigung des Verfahrens gerichteten Besprechungen mitgewirkt hat. Mit dem Zusatz "auch ohne Beteiligung des Gerichts" wollte der Gesetzgeber das Erfordernis des Gesprächs zwischen den Prozessbeteiligten nicht entfallen lassen, sondern lediglich klarstellen, dass eine darüber hinausgehende Beteiligung des Gerichts insoweit unschädlich ist (vgl. OVG Berlin-Brandenburg, Beschl. v. 16.3.2009 – 1 K 72/08 m. w. Nachw.).
Das Beschwerdevorbringen zeigt nicht auf, dass es zu einer auf die Erledigung des Verfahrens gerichteten Besprechung zwischen den Prozessbeteiligten gekommen ist. Der Prozessbevollmächtigte des Klägers hat sich mit Schriftsatz vom 21.3.2012 vielmehr an das VG gewandt und unter Hinweis auf die bevorstehende Zurruhesetzung des Klägers darum gebeten, "die Angelegenheit vorzuziehen und einer zeitnahen Entscheidung zuzuführen". Nach eigenen Angaben hat er darüber hinaus in einem Telefongespräch mit dem Berichterstatter erörtert, "inwieweit gegebenenfalls eine einvernehmliche Regelung" erzielt werden könne. Sodann hat der Berichterstatter mit dem zuständigen Dezernenten der Bezirksregierung E. Rücksprache hinsichtlich einer "einvernehmlichen Regelung in dem hier anhängigen Klageverfahren" gehalten (Aktenvermerk v. 27.3.2012) und der stellvertretende Schulleiter des Berufsbildungszentrums O. seine vom Kläger angefochtene Dienstanweisung vom 28.3.2011 aufgehoben. Nach alledem hat eine Besprechung zwischen den Prozessbeteili...