Ähnlich ist das Fazit einer Durchsicht der empirischen Studien, die es zu den Lebens- und Berufsverläufen von Frauen, zur Frage der sog. Vereinbarkeit von Familie und Beruf, zu Arbeitsmarktstrukturen und beruflicher Mobilität gibt: es handelt sich um einen Prozess der biographischen Schließung, einen Prozess der Verringerung von Handlungsalternativen also, der sich im Lebenslauf von Frauen mit Kindern realisiert. Obwohl dieser Prozess mit der Ausbildungsentscheidung beginnt und sich fortsetzt mit der weiblichen Bescheidenheit, was Einkommensansprüche und Aufstiegsambitionen angeht, ist jedoch immer noch die Familiengründung der entscheidende berufsbiographische Bruch. Zugespitzt könnte man sagen, mit der Geburt eines Kindes wird das Geschlecht berufsbiographisch relevant.
Drei Stadien der biographischen Schließung sind kurz zu resümieren: zunächst die Berufs- oder Studienentscheidung. Die typischen "Frauenberufe" in den einfachen und mittleren Dienstleistungsberufen und im sozialen Sektor bieten nicht nur ein (im Vergleich zu den überwiegend von Männern ausgeübten Berufen mit höherem Qualifikationsniveau) niedrigeres Einkommen und geringere Aufstiegschancen. Die Frauenberufe sind zudem nicht auf eine lebenslange Beschäftigung angelegt; sie erlauben meist jedoch Teilzeitarbeit. Was die weiblichen Studienberechtigten angeht, wählt ein Teil von ihnen die qualifizierten kaufmännischen oder wirtschaftsnahen (Ausbildungs-)Berufe, der größere Teil entscheidet sich für ein Studium, nur zum Teil jedoch in Fächern, die eine Beschäftigung in der Wirtschaft, in der Justiz oder im Gesundheitswesen ermöglichen.
Im Beruf angekommen greift jedoch – zweites Stadium – die empirisch belegte Benachteiligung jüngerer kinderloser Frauen beim Aufstieg. Es spricht bei ihnen die Möglichkeit der Mutterschaft aus betrieblicher Sicht dagegen, sie zu fördern und für Karrierepositionen vorzusehen. Hierzu gibt es aufschlussreiche empirische Studien beispielsweise aus der Bankbranche. Als drittes Stadium der biographischen Schließung ist Schwangerschaft und Mutterschaft anzusehen. Hier wirkt die betriebliche Personalplanung, aber auch manches Gesetz restriktiv für die berufliche Entwicklung. Im Hinblick auf Dienstreisen, wechselnde Arbeitszeiten oder Überstunden nehmen fast alle Mütter (und manche Väter) eine Sonderstellung ein. Vielfach führt zeitliche Gebundenheit zu Nachteilen und Einkommensverlusten, auch wenn keine formelle Verkürzung der Arbeitszeit stattfindet. Informelle betriebliche "Kulturen" stützen diesen Prozess. So haben überlange Arbeitszeiten in den Abend hinein nicht immer mit dem tatsächlichen Arbeitsanfall zu tun. Vielmehr geht es (auch) darum zu zeigen, wie überlastet und unverzichtbar die leitenden Angestellten sind; die Betriebskultur verlangt die entsprechende symbolische Repräsentation ihrer Position. Sofern und solange eine Frau sich dem anpasst, wird sie kaum erwägen, ein Kind zu bekommen, und sobald sie Mutter ist, kann sie dieser Vorgabe nicht mehr entsprechen.
Diese Beispiele sollen zeigen, wie unterschiedliche Entscheidungen und Handlungsspielräume gerade zu Beginn einer beruflichen Laufbahn wirken. Als ehebedingter Nachteil kann wohl nur der dritte Typus – die Rückstufung in der Beförderungsschlange wegen Mutterschaft – gelten. Eine solche Benachteiligung wird jedoch schwer beweisbar sein. Daher empfiehlt es sich für eine Frau mit kleinen Kindern vielleicht geradezu, in eine Teilzeitbeschäftigung zu wechseln – falls sie an die Möglichkeit einer Scheidung denkt. (Dies ist eine offensichtlich paradoxe Schlussfolgerung!)