Leitsatz (amtlich)
1. Ein Rechtsanwalt handelt nicht pflichtwidrig, wenn er die Befristung des nachehelichen Unterhalts nicht ausdrücklich beantragt, weil das Familiengericht darüber von Amts wegen zu entscheiden hat.
2. Die Befristung des Unterhalts wegen Erwerbslosigkeit kommt nicht in Betracht, wenn die Ehe über zehn Jahre bestand, die Unterhaltsberechtigte bereits fast 63 Jahre alt und wegen Krankheit in der Erwerbsfähigkeit eingeschränkt ist.
Verfahrensgang
LG Düsseldorf (Beschluss vom 20.10.2014; Aktenzeichen 22 O 44/14) |
Tenor
Die sofortige Beschwerde des Klägers gegen den Beschluss des LG Düsseldorf vom 20.10.2014 (22 O 44/14) wird zurückgewiesen.
Gründe
Die gem. §§ 127, 569 ZPO zulässige sofortige Beschwerde des Klägers hat in der Sache keinen Erfolg.
Mit Recht hat das LG die hinreichende Erfolgsaussicht der vom Antragsteller beabsichtigten Rechtsverfolgung verneint. Die Antragsgegnerin hat den Antragsteller nicht defizitär anwaltlich beraten.
1. Der Vorwurf des Antragstellers, die Antragsgegnerin habe es versäumt, die Befristung des nachehelichen Unterhalts zu beantragen, ist nicht gerechtfertigt. Ob der Unterhaltsanspruch nach §§ 1573 Abs. 5 a.F.,1578b BGB aus Billigkeitsgründen herabzusetzen oder zeitlich zu begrenzen ist, hat das Familiengericht von Amts wegen zu entscheiden (Senat, Beschl. v. 18.11.2008 - I-24 U 19/08; Urt. v. 18.9.2008 - I-24 U 157/0-, jetzt und im Folgenden jeweils zitiert nach juris). Eines besonderen Antrags bedarf es dazu nicht. Allerdings hat der Anwalt des Unterhaltspflichtigen die für die Billigkeitsentscheidung relevanten Tatsachen vorzutragen. Dass die Antragsgegnerin dies versäumt hat, zeigt der Antragsteller jedoch nicht auf.
2. Ebenso wenig ist der Antragsgegnerin anzulasten, dass sie dem Antragsteller nicht geraten hat, das Berufungsverfahren gegen die im Verbundurteil des Familiengerichts vom 22.2.2007 ergangene Entscheidung über den nachehelichen Unterhalt durchzuführen. Wenn im Haftpflichtprozess die Frage, ob dem Mandanten durch eine schuldhafte Pflichtverletzung des Rechtsanwalts ein Schaden entstanden ist, vom Ausgang eines anderen Verfahrens abhängt, muss das Regressgericht selbst prüfen, wie jenes Verfahren richtigerweise zu entscheiden gewesen wäre (BGH, Urt. v. 16.6.2005 - IX ZR 27/04 -, BGHZ 163, 223-234). Nach der Überzeugung des Senats wäre die Berufung des Antragstellers indes ohne Erfolg geblieben, weil die Voraussetzungen des § 1573 Abs. 5 BGB a.F. für die Befristung des - seinerzeit unstreitig allein in Betracht kommenden - Unterhalts wegen Erwerbslosigkeit (§ 1573 Abs. 1 BGB) auch unter Berücksichtigung der Grundsatzentscheidung des BGH vom 12.4.2006 (XII ZR 240/03) nicht vorlagen. Selbst wenn - obwohl zweifelhaft - zugunsten des Antragstellers unterstellt wird, dass seine Ehefrau nicht auf ehebedingte Nachteile verweisen konnte, hätte die von ihm zu erwartende nacheheliche Solidarität einer zeitlichen Begrenzung des nachehelichen Unterhalts entgegengestanden. Bei der zu treffenden Billigkeitskeitsentscheidung wäre nämlich ins Gewicht gefallen, dass die Ehe, in der die Ehefrau ihre versicherungspflichtige Beschäftigung aufgegeben hat, über 10 Jahre bestand (zur Berechnung der Ehedauer im Rahmen des § 1578b BGB: BGH v. 6.10.2010 - XII ZR 202/08; Wendl/Dose, Das Unterhaltsrecht in der familienrichterlichen Praxis, 8. Aufl. 2011, § 4 Rz. 1019) und dass die Ehefrau wegen ihres Alters (bei Rechtskraft der Scheidung fast 63 Jahre) und ihrer Erkrankung (Osteoporose) kaum damit rechnen konnte, noch eine mehr als nur geringfügige Beschäftigung zu finden. Weiter wäre zu bedenken gewesen, dass ein Anspruch auf Unterhalt wegen Erwerbslosigkeit nur so lange besteht, wie der Berechtigte keinen (vorrangigen) Anspruch auf Altersunterhalt hat (Wendl/Dose, a.a.O., § 4 Rz. 270). Bei Rechtskraft der Scheidung war deshalb absehbar, dass Unterhalt wegen Erwerbslosigkeit längstens noch rund zwei Jahre, nämlich bis die Ehefrau die Regelaltersgrenze erreicht, zu gewähren sein würde. Zumindest bis zu diesem Zeitpunkt war dem Antragsteller aber die Gewährung von Unterhalt auch unter Berücksichtigung der relativ langen Trennungsdauer zumutbar. Dass sich an den Unterhalt wegen Erwerbslosigkeit dann voraussichtlich ein Anspruch der Ehefrau auf Altersunterhaltnach § 1571 BGB angeschlossen hätte, rechtfertigt keine andere Bewertung, denn nach dem bei Erlass des Scheidungsurteils noch geltenden § 1573 Abs. 5 BGB a.F. war allein eine zeitliche Begrenzung des Unterhalts aus § 1573 Abs. 1 bis 4 BGB möglich (Wendl/Dose, a.a.O., § 4 Rz. 1000).
3. Die Entscheidung des LG und die damit übereinstimmende Auffassung des erkennenden Senats stehen auch nicht in Widerspruch zu dem im Abänderungsverfahren ergangenen Beschluss vom 19.7.2013 (II-1 UF 48/13). In dieser Entscheidung hat der 1. Familiensenat des OLG nur angenommen, dass die Berufung auf die zeitliche Begrenzung des Unterhalts gem. § 238 Abs. 2 FamFG ausgeschlossen sei, weil eine Befristung "bereits im Ausgangsverfahren ... hätte ... gepr...