1. Vertrag zugunsten Dritter
Ein Vertrag zwischen einem Rechtsberater und einem Auftraggeber kann von den Vertragsparteien dahin ausgestaltet werden, dass der Berater seine vertragliche Hauptleistung nicht an seinen Mandanten zu erbringen hat, sondern an eine andere Person. Diese muss zumindest bestimmbar sein (BGH, Urt. v. 5.3.2015 – IX ZR 133/14, BGHZ 204, 231, WM 2015, 623 Rn 40; D. Fischer WM 2014, Sonderbeilage Nr. 1, S. 32) und unmittelbar das Recht erwerben, die Leistung zu fordern, § 328 Abs. 1 BGB (D. Fischer, in: G. Fischer/Vill/D. Fischer/Rinkler/Chab, a.a.O., § 9 Rn 1). Die praktische Bedeutung von Beraterverträgen zugunsten Dritter ist weiterhin nicht besonders groß (D. Fischer DB 2017, 2465, 2468 hinsichtlich des StB-Vertrags; Vollkommer/Greger/Heinemann, Anwaltshaftungsrecht, 4. Aufl. 2014, § 5 Rn 11 hinsichtlich des RA-Vertrags).
2. Vertrag mit Schutzwirkung zugunsten Dritter
Neben dem gesetzlich geregelten Vertrag zugunsten Dritter (§ 328 BGB) hat die Rechtsprechung den Vertrag mit Schutzwirkung zugunsten Dritter herausgebildet, bei dem der Anspruch auf die geschuldete Hauptleistung allein dem Gläubiger zusteht, der Dritte jedoch in der Weise in die vertraglichen Sorgfalts- und Obhutspflichten, aber auch Hauptleistungspflichten, einbezogen ist, dass er bei deren Verletzung vertragliche Schadensersatzansprüche geltend machen kann (BGH, Urt. v. 8.6.2004 – X ZR 283/02, WM 2004, 1869, 1870 [WP]; BGH, Urt. v. 14.6.2012 – IX ZR 145/11, WM 2012, 1369 Rn 13 [StB]). Die Einbeziehung Dritter kann aufgrund ausdrücklicher Regelung der Vertragspartner erfolgen (BGH, Urt. v. 21.7.2016 – IX ZR 252/15, BGHZ 211, 25) oder im Wege einer ergänzenden Auslegung des Beratervertrags festgestellt werden (BGH, Urt. v. 7.12.2017 – IX ZR 25/17, WM 2018, 378 Rn 24 [StB]).
Soweit der zwischen dem Rechtsberater und dem Mandanten geschlossene Vertrag keine ausdrücklichen Regelungen über eine mögliche Einbeziehung Dritter enthält, bedarf es der maßgeblich durch das Prinzip von Treu und Glauben geprägten ergänzenden Auslegung des Beratervertrags, um eine Schutzwirkung zugunsten eines nicht am Vertragsschluss Beteiligten feststellen zu können (BGH, Urt. v. 10.12.2015 – IX ZR 56/15, DB 2016, 523 Rn 26 unter Bezugnahme auf BGH, Urt. v. 14.6.2012 – IX ZR 145/11, a.a.O., Rn 14; D. Fischer, in: G. Fischer/Vill/D. Fischer/Rinkler/Chab, a.a.O., § 10 Rn 16). Lässt sich aus dem Willen der Vertragspartner eine Einbeziehung des Dritten in den Schutzbereich der Vertragsleistung des Beraters ableiten, kann der einbezogene Dritte im Fall der Schädigung einen eigenen Ersatzanspruch als sekundären vertraglichen Anspruch gegen den Berater geltend machen (BGH, Urt. v. 10.12.2015 – IX ZR 56/15, a.a.O., Rn 26 unter Bezugnahme auf BGH, Urt. v. 20.4.2004 – X ZR 250/02, BGHZ 159, 1, 4; v. 14.6.2012 – IX ZR 145/11, a.a.O.). Die höchstrichterliche Judikatur hat für die ergänzende Auslegung vier Einbeziehungskriterien entwickelt (D. Fischer, in: G. Fischer/Vill/D. Fischer/Rinkler/Chab, a.a.O., § 10 Rn 8 ff. m.w.N. aus der Rspr.), die der BGH mit seinem Urteil vom 7.12.2017 erneut bestätigt hat (IX ZR 45/16, NJW 2018, 608 Rn 12). Danach ist es, um die Haftung des Beraters nicht unbegrenzt auszudehnen, geboten, dass der Dritte mit der Hauptleistung des Steuerberaters als Schutzpflichtiger bestimmungsgemäß in Berührung kommt (BGH, Urt. v. 10.12.2015 – IX ZR 56/15, a.a.O. unter Bezugnahme auf BGH, Urt. v. 13.10.2011 – IX ZR 193/10, WM 2011, 2334 Rn 6; ebenso v. 18.2.2016 – IX ZR 191/13, DB 2016, 887 Rn 21). Zu dieser Voraussetzung der Leistungsnähe muss ein schutzwürdiges Interesse des Gläubigers an der Einbeziehung des Dritten in den vertraglichen Schutzbereich hinzutreten (BGH, Urt. v. 10.12.2015 – IX ZR 56/15, a.a.O. unter Bezugnahme auf BGH, Urt. v. 7.5.2009 – III ZR 277/08, BGHZ 181,12; v. 24.4.2014 – III ZR 156/13, WM 2014, 935 Rn 11; ebenso v. 18.2.2016 – IX ZR 191/13, a.a.O.). Des Weiteren muss, um das Haftungsrisiko berechenbar halten zu können, die Einbeziehung Dritter dem schutzpflichtigen Steuerberater bekannt oder für ihn zumindest erkennbar sein (BGH, Urt. v. 10.12.2015 – IX ZR 56/15, a.a.O. unter Bezugnahme auf BGH, Urt. v. 13.10.2011 – IX ZR 193/10, a.a.O.; v. 7.3.2013 – IX ZR 64/12, WM 2013, 802 Rn 25; ebenso v. 18.2.2016 – IX ZR 191/13, a.a.O.). Ferner ist ein zusätzlicher Drittschutz regelmäßig dann ausgeschlossen, wenn der Dritte wegen des verfahrensgegenständlichen Sachverhalts bereits über einen inhaltsgleichen vertraglichen Anspruch verfügt (BGH, Urt. v. 7.12.2017 – IX ZR 45/16, a.a.O. unter Bezugnahme auf BGH, Urt. v. 18.2.2014 – VI ZR 383/12, BGHZ 200, 188 = NJW 2014, 2577 Rn 11; v. 10.12.2015 – IX ZR 56/15, a.a.O.; ebenso v. 7.12.2017 – IX ZR 25/17, a.a.O., Rn 28).
Auf der gleichen Linie liegt eine weitere Grundsatzentscheidung (BGH, Urt. v. 7.12.2017 – IX ZR 25/17, a.a.O., Rn 25): Ob ein bestimmter Dritt...