Wie bereits oben aufgezeigt spielt es für den Erfolg einer Erbauseinandersetzung eine ganz erhebliche Rolle, dass eine konstruktive Gesprächsatmosphäre geschaffen werden kann, insbesondere dass sich die Parteien Klarheit über ihre wahren Interessen verschaffen und diese auch offenlegen: Im Erkennen und Offenlegen der wahren Interessen liegt ja gerade der entscheidende Punkt für die Ausarbeitung einer Lösung, die von allen Beteiligten als fair empfunden wird. Hier können für den Mediator auch Strategien aus der Verhandlungstheorie von Nutzen sein. Im Hinblick auf die Aufteilung einer Vermögensmasse, also insbesondere auch für Erbauseinandersetzungen, bietet hier beispielsweise die Adjusted-Winner-Methode einen interessanten Ansatz. Bei diesem Vorgehen erfolgt vorab keine einheitliche, gemeinsame, von allen Parteien als fair empfundene Bewertung, vielmehr legt jede Partei durch Vergabe von Punkten fest, wie viel ihr persönlich jeder Gegenstand wert ist. Hierdurch werden Präferenzen deutlich, und es können jedem Beteiligten die Gegenstände zugewiesen werden, an denen ihm am meisten liegt. Das Ergebnis ist für alle vorteilhafter als eine Teilung in Natur, denn jeder Beteiligte hat nach seiner persönlichen Einschätzung mehr Werte, als es seinem rechnerischen Anteil entspricht.
Der Zuweisung liegt dabei ein einfaches mathematisches Verfahren zugrunde, das schwer zu manipulieren ist: Vergibt man nämlich aus taktischen Gründen mehr Punkte für unwichtige Dinge, um die eigene Verhandlungsposition zu stärken, dann fehlen diese Punkte bei den wirklich wichtigen Dingen, denn die Anzahl der insgesamt zu vergebenden Punkte ist begrenzt. Man erzielt daher am Ende ein schlechteres Ergebnis als bei ehrlicher Interessenbewertung. Dadurch entsteht ein großer Anreiz für die Parteien, ihre wahren Interessen ehrlich offenzulegen, anstatt aus taktischen Gründen ein größeres oder geringeres Interesse vorzutäuschen.
Zwar ist dieses Verfahren nicht ohne Weiteres auf Auseinandersetzungen mit mehr als zwei Parteien übertragbar, wie sich Erbauseinandersetzungen häufig darstellen. Hier ist aber zu beachten, dass sich die Akteure häufig in zwei koalierende Lager polarisieren, und dann kann die Adjusted-Winner-Methode mit Bezug auf die beiden Lager angewandt werden, die ihren Anteil dann anschließend intern verteilen. Im Übrigen wurden auch schon für Auseinandersetzungen mit drei, vier oder mehr Parteien Strategien vorgeschlagen.