Ökonomisches Arbeiten ist eine anwaltliche Schlüsselqualifikation, denn nur wer seine Akte schnell und qualitativ bearbeitet, kann seinen Umsatz in Schwung halten. Vor allem das Verkehrsrecht verlangt die Bearbeitung vieler Akten in hoher Schlagzahl ab. Das zügige Alltagsgeschäft gerät jedoch schnell ins Stocken, wenn ein Schriftsatz von Anfang bis Ende neu verfasst werden muss oder sich ein bislang unbekanntes Problem ergibt. Glücklich, wer hier auf den Erfahrungsschatz eines Kollegen oder das Archiv der Kanzlei zurückgreifen kann. Abhilfe schafft auch ein Formularbuch, welches auch auf die Probleme erklärend eingeht und somit ein verständiges Arbeiten mit den Vorlagen ermöglicht. Genau dies bietet Hartmut Roth mit seinen NomosFormularen Verkehrsrecht.
Die ausgewogene Mischung aus Musterblättern und Hinweisen bedient dabei das komplette Spektrum vom Zivilrecht und Versicherungsrecht über das Straf- und Ordnungswidrigkeitenrecht bis hin zum Verwaltungsrecht. Insgesamt zwölf Autoren betreuen die einzelnen Gebiete in der nunmehr dritten Auflage. Sie stammen nicht gänzlich aus der Anwaltschaft, sondern auch aus Justiz, Verwaltung und Versicherungswirtschaft, was einer einseitigen und somit in der Praxis angreifbaren Darstellung oft vorbeugt. Die Aufmachung ist einheitlich und übersichtlich und ermöglicht damit sowohl die schnelle Auffindung als auch Erfassung des Problems.
Ein Kompendium an Formularen ist im Verkehrsrecht unabdingbar, jedoch kann es nicht die juristische Arbeit durch Lückentexte ersetzen. Denn auch im Verkehrsrecht liegt jeder Fall anders, wenn sich auch die Variationen meist nur in Nuancen unterscheiden. Dementsprechend wird regelmäßig zunächst an das Problem herangeführt, wobei die Ausführungen teils lehrbuchhaft, teils kommentarmäßig ausgestaltet sind. Hierzu folgt stets das Muster nach, welches direkt von der dem Buch beiliegenden CD ins eigene Schreiben umgetragen und angepasst werden kann.
In den insgesamt 9 Teilen bzw. 23 Kapiteln wird die gesamte Bandbreite des Verkehrsrechts bedient. Angesichts des Umfangs des Rechtsgebiets ist dies auf handlichen 1.500 Seiten erstaunlich gut gelungen. Dabei liegt es in der Natur der Sache, dass nicht jedes denkbare Problem aufgelistet werden kann. Dennoch sind in der aktuellen Auflage der Regressprozess des Versicherers sowie die Behandlung von Abschleppfällen auf Privatparkplätzen neu hinzugekommen. Auch im Hinblick auf die Rechtsprechung ist das Werk auf den neuesten Stand gebracht worden. Erwähnenswert ist noch, dass sich neben den erwartbaren Schriftsatzmustern auch hilfreiche Checklisten und Berechnungshilfen, etwa zum Haushaltsführungsschaden finden. Sämtliche Muster sind durchnummeriert und hervorgehoben, weshalb sie auf der CD sofort auffindbar sind und so ein noch effektiveres Arbeiten ermöglichen.
Das einzelne Themengebiet orientiert sich jeweils am chronologischen Ablauf der Mandatsbetreuung. Der Leser wird quasi an die Hand genommen und durch den Prozess geführt, was ein zusätzliches Gespür für die entstehenden Problemfelder schafft. Meist gibt es in den Fußnoten Verweise auf weitergehende Literatur, in welcher man tiefer in die Materie einsteigen kann. Durch diesen klug gegliederten Aufbau kann gezielt an ein Problem herangegangen werden oder aber die komplette eigene Herangehensweise an ein Mandat Schritt für Schritt überdacht werden.
Insgesamt bietet das Werk weitaus mehr als der Titel verspricht. Anstatt einer schnöden Aneinanderreihung altbewährter Schriftsätze erhält sowohl der Fachmann als auch der Generalist im wahrsten Sinne des Wortes eine Arbeitshilfe für das gesamte Verkehrsrecht. Sehr empfehlenswert!
Autor: Filip Siegert
RA Filip Siegert, Aschaffenburg