Zusammenfassung
Die Nachhaltigkeitsberichterstattung legt Ziele und Maßnahmen des Nachhaltigkeitsmanagements offen. Für diese Berichterstattung ändern sich aktuell die gesetzlichen Rahmenbedingungen. Eine Befragung unter 100 Fertigungsunternehmen im Nordwesten Deutschlands hatte daher zum Ziel, Herausforderungen und Problemkreise zu beleuchten. Ein Fokus liegt auf den Ergebnissen zu ökologischen Kennzahlen und dem Zusammenspiel mit dem Controlling.
1 Nachhaltigkeitsberichterstattung: Das wohl größte Reformvorhaben seit den IFRS
Im Rahmen der Nachhaltigkeitsbestrebungen der Europäischen Union werden die Berichtspflichten sowohl was die Anzahl der Unternehmen als auch was das Transparenzniveau angeht, deutlich erweitert. Durch die Einführung der neuen EU-weiten CSRD-Richtlinie (Corporate Sustainability Reporting Directive) müssen schrittweise mehr und mehr Unternehmen einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen. Dieser Nachhaltigkeitsbericht soll der Öffentlichkeit Informationen des Unternehmens über seine Auswirkungen auf Umwelt, Gesellschaft und Unternehmensführung liefern und damit die Transparenz gegenüber den Stakeholdern erhöhen. Es handelt sich hierbei um das wohl größte Reformvorhaben seit Einführung von IFRS im Jahre 2002
Das produzierende Gewerbe in Deutschland steht derzeit vor genau dieser Herausforderung. Auf diesen Sektor entfiel 2023 rund ein Viertel der gesamten Bruttowertschöpfung (25 %). Gleichzeitig verbrauchte der gesamte Industriesektor z. B. 2021 fast ein Drittel (29 %) des gesamten jährlichen Energieverbrauchs und spielt damit eine zentrale Rolle bei der Erreichung der Klimaschutzziele. Zahlreiche Produktions- und Dienstleistungsprozesse der Unternehmen sind ressourcenintensiv und eignen sich für Optimierungen im Rahmen der Nachhaltigkeitsbemühungen. Hierzu werden Verhaltensänderungen notwendig, die u. a. in Geschäftsmodelle eingreifen und sich letztlich in den Steuerungssystemen wiederfinden müssen. Dies macht ein Controlling mit geeigneten Maßnahmen und Messung über "Nachhaltigkeit Key Performance Indicators" (im Weiteren NKPI) notwendig, die mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung nach ESRS (European Sustainability Reporting Standards) abgestimmt bzw. bestenfalls sogar in diese integriert sind.
Hierzu wird in diesem Beitrag eine Unternehmensbefragung zur Nachhaltigkeitsberichterstattung vorgestellt, die im Rahmen des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderten EDNA (Edge Datenwirtschaft in der nachhaltigen Fertigungswirtschaft) Projektes 2023 durchgeführt wurde. Dazu wird kurz auf das Projekt und die aktuellen Entwicklungen im Bereich Nachhaltigkeitsreporting abgestellt, bevor einige ausgewählte Ergebnisse mit Fokus auf Controllingaspekte und -kennzahlen der Studie beleuchtet werden.
2 EDNA Projekt: Angewandtes Nachhaltigkeitsmanagement in der Fertigungsindustrie
Die Fertigungsindustrie hat einen erheblichen Anteil an der Wertschöpfung in Deutschland und trägt damit zum wirtschaftlichen Erfolg des Landes maßgeblich bei. Die aktuelle Diskussion um die Abwanderung dieser Industrie in Zeiten steigender Energie- und Lohnkosten verdeutlicht dies einmal mehr. U.a. mit Hilfe des Nachhaltigkeitsmanagements soll dies verhindert werden. Die integrative Betrachtung ökologischer, sozialer und ökonomischer Ziele dient der nachhaltigen (Organisations-)Entwicklung des Fertigungsunternehmens und damit auch dessen unternehmerischer Nachhaltigkeit. Der Ansatz ist Motivation auch für das BMWK-Projekt EDNA. Hauptziel ist es, das produktionsgestützte Netzwerk und Geschäftsmodell des Unternehmens KRONE – einem führenden europäischen Hersteller von LKW-Anhängern und Sattelauflegern – durch den Einsatz neuer IT-Technologien wie Edge Computing, Digital Twins und künstlicher Intelligenz ökonomisch und ökologisch nachhaltiger zu gestalten.
Um dies zu erreichen, muss nicht nur die Produktion, sondern auch das gesamte Wertschöpfungs-, Produktions- und Dienstleistungsnetzwerk mit seinen Zulieferern in die Optimierungsbemühungen zur Steigerung der Nachhaltigkeit einbezogen werden. Um die Anforderungen der Unternehmen in diesem Sektor besser zu verstehen, ist es von großem Interesse, zu untersuchen, wie Nachhaltigkeit und ihre Berichterstattung im Sektor der Fertigungsindustrie bereits umgesetzt werden. Mittlerweile gibt es zahlreiche Studien, die den Bezug deutscher Unternehmen zum Thema Nachhaltigkeit untersuchen. So zeigt bspw. eine Befragung von PwC in Zusammenarbeit mit dem Institut für Management und Innovation der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen unter mittelständischen Unternehmen auf, dass rund drei Viertel der befragten Unternehmen sich bereits mit dem Thema CSRD beschäftigt, aber nur zu einem sehr geringen Teil die Analyse der Anforderungen abgeschlossen haben. Das Thema Nachhaltigkeit wird jedoch bisher überwiegend aus ökonomischen Gründen als "Mittel zum Zweck" der Kostensenkung behandelt.
Die Studie hatte daher das...