Die Vakanzen treffen die Steuerkanzleien zu einem besonders ungünstigen Zeitpunkt: Der Bedarf an qualifiziertem Personal ist in der Branche insgesamt deutlich gestiegen. Der Meinung sind 79 Prozent aller Befragten. Entsprechend wollen 77 Prozent laut der Haufe-Umfrage vermehrt Bewerber:innen einstellen. Doch das wird schwieriger. Besonders prekär könnte die Situation schon bald für kleinere Kanzleien unter 50 Mitarbeitenden werden, da diese bereits einen Rückgang an Bewerbungen beobachten (44 Prozent). Im Vergleich trifft dies nur 16 Prozent der größeren Kanzleien.
Ein Grund: die weit überwiegende Mehrheit (89 Prozent) aller Befragten beobachtet, dass Bewerber:innen hohe Ansprüche stellen. Neben Angeboten zu „Work-Life-Balance“, wie z.B. Zuschüsse für Fitnessstudios und Kultureinrichtungen (54 Prozent), werden besonders auch flexibles Arbeiten (51 Prozent) und diverse Aufstiegsmöglichkeiten (39 Prozent) eingefordert. Trotz des angespannten Bewerbermarkts halten Kanzleien jedoch an einem gewünschten Profil fest: 85 Prozent suchen Fachkräfte zwischen 26 und 40 Jahren – entsprechend Wert legt auch die Hälfte der Befragten auf Bewerber:innen, die bereits über Berufserfahrung verfügen.
„Der Personalengpass wird sich nicht durch Ad-hoc-Einzelmaßnahmen lösen lassen. Vielmehr geht es um ein ganzes Maßnahmenpaket – angefangen bei der Positionierung über das Eigenmarketing bis hin zu komplett neuen Ansätzen im Recruiting. Brand-Building wird für die Kanzleien zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor“, so Andreas Dersch, Leiter der Steuerredaktion und Chefredakteur der Haufe SteuerOffice Produktfamilie.
Social Media wird wichtigster Recruiting-Kanal
Schon jetzt setzen Kanzleien auf eine Bandbreite an Kanälen, um die gesuchten Fachkräfte zu erreichen. An der Spitze bleibt das klassische Jobportal – knapp Dreiviertel der Befragten setzen darauf. Es folgen Social Media (62 Prozent) und Fachmedien (61 Prozent). Gerade Social Media nimmt an Bedeutung zu: 80 Prozent der Kanzleien haben ihre Aktivitäten in sozialen Netzwerken vermehrt oder sehr deutlich ausgebaut. Besonders häufig fällt die Wahl auf LinkedIn (80 Prozent) und Instagram (62 Prozent), um speziell auch eine jüngere Zielgruppe anzusprechen. Dabei sind besonders größere Kanzleien, die über entsprechende Ressourcen verfügen, vertreten.
Große Kanzleien zeigen, wie es geht
Zwei von drei Befragten aus Kanzleien mit mindestens 51 Mitarbeitenden setzen bei der Wahl der Social-Media-Kanäle auf Instagram, ein Drittel ist auf TikTok vertreten (33 Prozent). Zum Vergleich: auf dem Videokanal sind nur 9 Prozent der kleineren Kanzleien präsent. Für die Großen zahlt sich das aus: Rund 71 Prozent sehen eine Zunahme an Bewerbungen.
„Social Media ist der Recruiting-Kanal der Zukunft“, resümiert Andreas Dersch. „Bisher zeigen vor allem größere Kanzleien dort Präsenz und nutzen auch Plattformen wie TikTok, die eine sehr junge Zielgruppe ansprechen. Hier müssen die kleineren Kanzleien noch nachziehen und mit ihren begrenzteren Ressourcen neu priorisieren.“
Über die Umfrage
Als zuverlässiger Partner bietet Haufe Steuerkanzleien aller Größenklassen neben aktuellen steuerrechtlichen Informationen wichtiges Know-how, um die sich stetig ändernden Herausforderungen im Kanzleialltag zu bewältigen. Deshalb befragte das Düsseldorfer Marktforschungsinstitut INNOFACT AG im Auftrag von Haufe zwischen dem 5. bis 24. Oktober 2023 insgesamt 104 Steuerberater:innen, die für die Rekrutierung neuer Mitarbeitenden mitverantwortlich sind, online zum Thema Recruiting in Steuerkanzleien. 47 Befragte waren alleinig für das Recruiting zuständig, 34 Teilnehmende arbeiteten in Kanzleien mit weniger als 51 Angestellten.