Zusammenfassung
Die Herstellung von Gegenständen aus Blech kann durch Werkstoffumformung erfolgen. Eines der gebräuchlichsten Verfahren ist das Biegen. Es gibt das "Schwenkbiegen" und das "Gesenkbiegen". Die Abkantbank ist eine handbetriebene Schwenkbiegemaschine. Die Abkantpresse ist eine kraftbetriebene Schwenkbiegemaschine. Bei beiden Biegearten werden grundsätzlich Bleche eingespannt und zwischen Oberwange und Unterwange durch die Biegewange gebogen. Dieses sog. "Biegeumformen" ist ein Fertigungsverfahren mit drehender Werkzeugbewegung. Das bedeutet, dass die Formgebung bewirkenden Werkzeugteile (Biegewange) eine drehende Bewegung ausführen.
- Maschinenrichtlinie 2006/42/EG
- DGUV-I 209-019 "Sicherheit bei der Blechverarbeitung"
- Fachausschuss-Informationsblatt Nr. 033 "Schwenkbiegemaschinen bzw. Langabkantmaschinen: Schutzmaßnahmen"
- DIN 55802:1979-12 "Werkzeugmaschinen; Schwenkbiegemaschinen, Abnahmebedingungen"
- DIN 8586:2003-09 "Fertigungsverfahren Biegeumformen – Einordnung, Unterteilung, Begriffe"
1 Abkantbank
1.1 Gefährdungspotenziale
Die traditionelle Abkantbank hat ein relativ niedriges Gefährdungspotenzial, da sie mit Muskelkraft betrieben wird. Hauptsächlich gilt der Schutz den Händen und Fingern vor Quetschungen. Hauptziel ist also die Verhinderung eines Eingreifens in den gefahrbringenden Pressbereich.
Weitere Risiken bestehen durch:
- scharfkantige Bleche (Schnittverletzungen),
- Herausspringen von nicht korrekt festgespannten Werkstücken,
- Festsetzen der Kleidung beim Spannen der Werkstücke.
Abb. 1: Beispiel für eine traditionelle Abkantbank
1.2 Schutzmaßnahmen
Nur beauftragte und eingewiesene Mitarbeiter dürfen die Abkantbank benutzen. Es empfiehlt sich eine Betriebsanweisung zu erstellen auf Basis
- der Sicherheitshinweise des Herstellers (Bedienungsanleitung),
- den allgemeinen Gesetzen, Vorschriften und
- einer Gefährdungsbeurteilung.
Weitere typische Schutzmaßnahmen sind:
- Es sind nur die vorgeschriebenen Blechstärken und Blechradien zu verwenden.
- Es ist auf Abstand der Hände beim Festspannen des Werkstücks zu achten.
- Beim Biegevorgang ist aus dem Schwenkbereich herauszutreten.
- Es ist enganliegende Kleidung zu tragen. Kleidung darf nicht Ursache eines Arbeitsunfalles werden.
2 Abkantpresse
2.1 Gefährdungspotenziale
Zu den Gefährdungen, die an einer handbetriebenen Abkantbank bestehen, kommen bei kraftbetriebenen Abkantpressen weitere bzw. erhöhte Gefährdungen hinzu, wie z. B. ungewollte Anläufe (elektronische Fehlfunktionen) und Pressvorgänge mit vielen höheren Geschwindigkeiten und Presskräften. Im Gefahrfall kann kaum noch reagiert werden.
2.2 Schutzmaßnahmen
Die sicherheitsrelevanten Teile der Steuerung sind je nach Steuerungskategorie gemäß den entsprechenden DIN-EN-Normen auszuführen.
In unmittelbarer Nähe muss eine mit der Hand oder mit dem Fuß leicht zu betätigende Not-Halt-Einrichtung vorhanden sein. Spezielle Schwenkbiegemaschinen, wie Langabkantmaschinen, können bis zu 18 m lang sein. Dementsprechend sind die Not-Halt-Einrichtungen (z. B. mehrere Not-Halt-Drucktaster, Schaltleine bzw. Schaltstange über die gesamte Länge etc.) auszuführen.
Dem Bediener muss ein eigener Fußschalter bereitgestellt werden. Besondere Anforderungen für den Fußschalter gelten bei Mehrpersonenbedienung (z. B. Bedingung der Gleichzeitigkeitsüberwachung).
Zur Verhinderung eines Eingreifens der Hände in den gefahrbringenden Pressbereich muss ein "Zwischenstopp" eingebaut sein oder "eine Absicherung durch Laser" erfolgen.
Zwischenstopp
Zwischenstopp bedeutet, dass beim Schließen der Oberwange automatisch bei einer Schließöffnung von 15 mm die Schließbewegung unterbrochen wird. Erst nach erneuter Betätigung des Fußschalters wird die Schließbewegung mit reduzierter Geschwindigkeit beendet = Spannposition. Der Biegevorgang darf erst einsetzen, wenn der Spannvorgang beendet ist. Bei der Absicherung durch Laser wird die Schließbewegung sofort gestoppt, sobald ein Laserstrahl unterbrochen wird.
Der Zwischenstopp ist bei Maschinen älteren Baujahrs nachzurüsten.
Für rückseitig bedienbare Schwenkbiegemaschinen und zusätzlich vorhandene Schneideinrichtungen (z. B. an Langabkantmaschinen) gibt es weitere zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen.