Dipl.-Ing. Andreas Terboven, Dipl.-Ing. Michael Haug
Beim Einsatz von Löschgeräten sind bestimmte Einsatztaktiken einzuhalten, damit der Löscherfolg so groß wie möglich und die Eigengefährdung so gering wie möglich sind. Der Einsatz der Löschgeräte muss so erfolgen, dass die Löschmittel gezielt auf den Brandherd aufgebracht werden und ihre volle Löschwirkung entfalten können.
Die Auswahl des richtigen Löschmittels spielt für den Löscherfolg eine wichtige Rolle. Der Einsatz von pulverförmigen Löschmitteln in Gebäuden kann aufgrund der Löschwolke dazu führen, dass die sich im Raum aufhaltenden Personen die Orientierung verlieren. Bei einem massiven Einsatz von CO2-Löschern kann es zur Sauerstoffverdrängung bzw. -verarmung in der Umgebungsatmosphäre kommen (siehe Abschn. 5.2 ASR A2.2: beim Einsatz von Kohlendioxid (CO2) als Löschmittel sind Gesundheitsgefahren durch zu hohe CO2-Konzentrationen zu berücksichtigen.
Brandbekämpfung durch Mitarbeiter
Die Bekämpfung eines ausgedehnten Brands sollte nicht von Beschäftigten durchgeführt werden, sondern ist Aufgabe der Feuerwehr. Denn: Die vor Ort zur Verfügung stehenden Feuerlöschgeräte, die Ausrüstung der Beschäftigten und ihre Kenntnisse über die Gefahren im Bandfall sind dafür nicht ausreichend.
Schon das unbedachte Öffnen einer Tür, hinter der ein Brand wütet, kann zu einer hohen Personengefährdung und unverzüglichen Schadensausweitung führen. Die Beschäftigten müssen sich immer der im Brandfall drohenden Gefahren, der Einsatzgrenzen der vorhandenen Feuerlöschgeräte und der Beschränkung der eigenen Möglichkeiten bewusst sein. Andererseits kann ein Entstehungsbrand (z. B. Papierkorbbrand) mit einem Wasser- oder einem Pulverlöscher durchaus erfolgreich bekämpft werden. Im Rahmen der Schulungen und Unterweisungen müssen die Mitarbeiter mit besonderen Aufgaben im abwehrenden Brandschutz (z. B. Brandschutzhelfer) über diese Fragen genau informiert werden. Daher gehören zur Ausbildung von Brandschutzhelfern auch praktische Übungen im Umgang mit Feuerlöscheinrichtungen.
Grundsätzlich muss bei Gebäudebränden das Öffnen einer Tür, hinter der sich offensichtlich ein Brand befindet, unterbleiben. Sollten sich dahinter Personen befinden, kann diesen nur noch die Feuerwehr helfen, da sie über die entsprechende Ausbildung und Ausrüstung verfügt.
Auch sollten die Mitarbeiter niemals in Bereiche eindringen, die "nur" verraucht sind. In diesen Bereichen sind Erkundung der Schadensursache, Personenrettung und Brandbekämpfung eindeutig Sache der Feuerwehr.
6.1 Einsatztaktik und Umgang mit Handfeuerlöschern
Beim Umgang mit Handfeuerlöschern müssen bestimmte Regeln beachtet werden. Der Löschmittelvorrat in einem Handfeuerlöscher und damit seine Einsatzzeit sind sehr beschränkt. Auch die relativ geringe Wurfweite und damit der Wirkungsbereich sind zu beachten (Tab. 1).
Inhalt der Löscher |
Löschdauer [Sek.] bei Dauerbetrieb |
Wurfweite [m] |
2 kg |
ca. 6 |
4–5 |
4 kg |
8–12 |
4–5 |
6 kg |
10–14 |
4–6 |
9 kg |
14–17 |
5–6 |
12 kg |
15–20 |
5–7 |
Tab. 1: Einsatzdauer und Wurfweiten von Pulver-Handfeuerlöschern
Wichtige Löschtaktiken und Einsatzgrenzen für Handfeuerlöscher:
- Nur Entstehungsbrände mit Feuerlöschern bekämpfen.
- Inbetriebnahme des Feuerlöschers erst in unmittelbarer Nähe des Brands.
- Kein Dauerbetrieb. Brand stoßweise ablöschen.
- Brand immer in Windrichtung bekämpfen. Sich dabei wenn möglich geduckt vorwärts bewegen. Bei wechselnden Windrichtungen muss man sich für eine Hauptwindrichtung entscheiden und von dieser Seite die Brandbekämpfung durchführen.
- Brand systematisch von vorne beginnend nach hinten ablöschen.
- Tropf- und Fließbrände immer von oben nach unten löschen. Das hat den Grund, dass sich der primäre Brand oben befindet und sich auf dem Boden lediglich ein Sekundärbrand gebildet hat. Dieser Sekundärbrand ist erst nach Löschen des Primärbrands zu bekämpfen.
- Über Flüssigkeitsbränden eine möglichst geschlossene Pulverwolke ausbilden. Diese fällt dann auf den Brandherd herunter. Danach müssen noch kleinere Brandnester abgelöscht werden.
- Fahrzeugbrände können meist ohne erhöhte Gefährdung bekämpft werden. Bei einem Entstehungsbrand im Motorraum kann es 8 Min. oder länger dauern, bis eine nicht mehr atembare Atmosphäre in der Fahrgastzelle entsteht oder der Brand vom Motorraum in den Fahrgastraum überschlägt. Bereits mittels eines 2 kg Pulverlöschers kann ein solcher Brand wirkungsvoll bekämpft werden. Falls möglich sollte die Motorhaube etwas geöffnet oder zumindest entriegelt werden, um wirkungsvolle Löscharbeiten durchführen zu können. Dies muss allerdings mit äußerster Vorsicht durchgeführt werden: Die Motorhaube kann heiß sein und es können Flammen aus der geöffneten Motorhaube herausschlagen.
- "Klotzen nicht kleckern" muss das Motto beim Einsatz von Handfeuerlöschern lauten. Falls möglich unbedingt mehrere Löscher auf einmal einsetzen, um einen schnelleren Löscherfolg zu erzielen.
- Bei zunächst erfolgreicher Brandbekämpfung immer einen Feuerlöscher in Reserve halten, um im Bedarfsfall (Wiederaufflammen des Brands) sofort reagieren zu können.
- Feuerlöscher, die zur Brandbekämpfung benutzt oder auch nur entplombt wor...