Dipl.-Ing. Andreas Terboven, Dipl.-Ing. Michael Haug
Brände in elektrischen Anlagen sind ein besonderes Problem. Zunächst brennt nie der Strom, sondern Stoffe und Teile, die durch die elektrische Energie stark erhitzt wurden und in Brand geraten sind. Ein wichtiges Kriterium für die Auswahl der richtigen Löschtaktik ist die Höhe der elektrischen Spannung:
- Elektrische Anlagen mit einer Spannung bis zu 1.000 V: Dabei handelt es sich um betriebliche elektrische Anlagen, mit denen Arbeitsmittel und Maschinen betrieben werden. Der Anschluss erfolgt i. d. R. über eine Steckdose mit 230 V (Lichtstrom) oder 400 V (Kraftstrom). Im Brandfall sind diese Anlagen i. d. R. nicht stromlos, da oftmals Schalt- und Verteilerschränke nicht unmittelbar zugänglich sind oder der Standort des Hauptschalters nicht bekannt ist.
- Elektrische Anlagen mit einer Spannung über 1.000 V: Dabei handelt es sich meist um Anlagen zur Leitung und Einspeisung der Energie (Starkstrom) sowie um Transformatoren, die in eigenen Räumen untergebracht sind. Auch Stromleitungen im Bereich von Eisenbahnen dürfen nicht vergessen werden. Diese sind z. B. auch bei Anschlussgleisen der Bahn auf dem Betriebsgelände anzutreffen.
- Unbekannte Spannungen: Hierbei handelt es sich um stromführende Anlagen, deren Spannungshöhe zum Zeitpunkt des Brands nicht bekannt ist.
Abstand halten
Abstand bedeutet bei der Brandbekämpfung an elektrischen Anlagen Leben!
6.4.1 Brandbekämpfung bei Spannungen bis 1.000 V
In Wohn-, Büro- und Geschäftsgebäuden sind i. d. R. Anlagen unter 1.000 V anzutreffen. Beim Einleiten von Löschmaßnahmen an diesen elektrischen Anlagen sollten folgende Regeln eingehalten werden:
- Solange nicht sichergestellt ist, dass die Anlage stromlos ist, muss immer mit der Gefährdung durch Strom gerechnet werden.
- Elektrische Anlagen wenn möglich vor dem Einsatz von Löschmittel frei schalten und gegen Wiedereinschalten sichern.
- Falls möglich durch Elektrofachkräfte eine Erdung durchführen lassen. Auch das Gebäude bzw. den Gebäudeteil so schnell wie möglich frei schalten lassen.
- Beim Einsatz von Wasser aus Wandhydranten erfolgt die Brandbekämpfung grundsätzlich im Sprühstrahl.
- Für die Brandbekämpfung an elektrischen Anlagen empfiehlt sich immer der Einsatz von CO2-Feuerlöschern. Beim Einsatz anderer Löschmittel sollte immer ein Mindestabstand von 1 m eingehalten werden.
6.4.2 Brandbekämpfung bei Spannungen über 1.000 V
Bei Bränden in Industrie- sowie Energieversorgungsanlagen (dabei sind elektrische Versorgungsleitungen mit eingeschlossen) sind oftmals Spannungen über 1.000 V anzutreffen. Hier sollten Beschäftigte nur tätig werden, wenn die Anlage sicher abgeschaltet und gegen Wiedereinschalten gesichert ist. Das muss durch Elektrofachkräfte vorgenommen und bestätigt werden. Die reine Vermutung, dass eine Anlage abgeschaltet ist, kann tödlich sein.
6.4.3 Brandbekämpfung bei unbekannten Spannungen
Bei unbekannten Spannungen sollte aus Sicherheitsgründen gleich wie bei Spannungen über 1.000 V verfahren werden.