Dipl.-Ing. Andreas Terboven, Dipl.-Ing. Michael Haug
4.1 Löschwasser
Eine weitere Gefahr der Überlastung von Tragkonstruktionen entsteht durch das Löschwasser. Werden in Bereiche von aufquellenden Stoffen (z. B. Getreide, Papier) hohe Mengen an Löschwasser eingebracht, nehmen diese das Löschwasser auf. Daraus resultiert eine enorme Gewichtszunahme, die wiederum zu einer Überbeanspruchung der Gebäudestruktur führen kann. Die Folge kann ein Teil-/Einsturz sein. Darüber hinaus können aufquellende Güter dazu führen, dass Bauteile mit statischer Funktion aus ihren Lagern gedrückt werden.
In der kalten Jahreszeit muss die Möglichkeit des Gefrierens des Löschwassers beachtet werden. Das Gefrieren von Wasser ist mit einer 10%igen Volumenzunahme verbunden. Dringt Löschwasser in Dehnungsfugen, Risse oder sonstige Hohlräume ein, kann das nach dem Gefrieren zu schweren Bauschäden führen.
Ein Problem ist auch die Volumenausdehnung des Wassers beim Verdampfen: Aus 1 l Wasser entstehen ca. 1.700 l Wasserdampf. In Räumen, in denen sich der Wasserdampf nicht ungehindert ausbreiten kann, können durch den Druckanstieg Bauwerksteile auseinander gedrückt werden. Aus diesem Grund sollte z. B. Wasser nicht zum Löschen von Schornsteinbränden verwendet werden. Hier ist der Einsatz von Löschpulver angebracht.
4.2 Fettexplosionen
Immer wieder führen sog. "Fettexplosionen" zu schweren Personenschäden und starker Brandausbreitung. Eine Fettexplosion wird i. d. R. zwar nur selten eine Baukonstruktion zum Einsturz bringen, soll hier jedoch wegen der damit einhergehenden schlagartigen Ausdehnung des Wasserdampfs und der dramatischen Folgen genannt werden.
Fälschliches Löschen eines Fettbrandes mit Wasser
Durch die starke Erhitzung eines Topfs mit Speisefett kam es in einer Betriebsküche zu einem Brand. Dieser wird von den anwesenden Beschäftigten schnell erkannt. Als Maßnahme beschließt der anwesende Küchenchef eine Brandbekämpfung mit einem Eimer Wasser, den er zufälligerweise für Reinigungsarbeiten zur Hand hat. Als er diesen Eimer mit Wasser über dem brennenden Topf auskippt, kommt es zu einer explosionsartigen Verpuffung. Die Küche steht im Vollbrand, der Küchenchef und die neben ihm stehende Küchenhilfe werden mit schwersten Verbrennungen in ein Krankenhaus eingeliefert.
Eine Fettexplosion entsteht durch den sog. "Siedeverzug", wenn fälschlicherweise versucht wird, einen Fettbrand mit Wasser oder stark wasserhaltigen Flüssigkeiten wie Getränken zu löschen. Da brennendes Fett oder Öl bereits bei seiner Entzündung mehrere hundert Grad Celsius heiß ist, verdampft zugegebenes Wasser (Siedetemperatur 100 °C) schlagartig.
Aus 1 l Wasser entstehen ca. 1.700 l Wasserdampf. Weil das Wasser jedoch einige Sekundenbruchteile benötigt, um im heißen Fett zu verdampfen, sinkt es vorher noch in dieses ein. Durch die explosionsartige Verdampfung wird das brennende Fett zusammen mit dem Wasserdampf aus dem Behälter gerissen und setzt die gesamte Umgebung in Brand. Das führt beim Löschenden zu schwersten Verbrennungen.
Das Phänomen einer Fettexplosion kann auch bei anderen Stoffen auftreten, z. B. beim Löschen von erhitztem Wachs o. Ä.