1.1 Altlasten
Definition
Altlasten sind Altablagerungen und Altstandorte, sofern von ihnen schädliche Bodenveränderungen oder sonstige Gefahren für den Einzelnen oder die Allgemeinheit hervorgerufen werden.
Zu den Altablagerungen zählen stillgelegte Abfallbeseitigungsanlagen und Grundstücke, auf denen Abfälle behandelt oder gelagert worden sind, z. B. verlassene und stillgelegte Deponien, illegale Müllkippen, Aufhaldungen oder Verfüllungen mit Produktionsrückständen.
Altstandorte sind Grundstücke stillgelegter Anlagen und Grundstücke, auf denen mit umweltgefährdenden Stoffen umgegangen wurde, z. B. stillgelegte Industrie- und Gewerbeanlagen, Tankstellen, Kfz-Werkstätten, chemische Reinigungen.
1.2 Sanierung von Altlasten
Sanierung bedeutet nichts anderes, als etwas gesund zu machen, einen ursprünglichen Zustand wieder herzustellen. Altlastensanierung beinhaltet im Regelfall nicht die komplette Gesundung der Altablagerung oder des Altstandortes. Dies wäre aus ökologischer, technischer und wirtschaftlicher Sicht zweifellos die weitreichendste, allerdings auch die aufwendigste Lösung. Sie ist in der Praxis nicht immer umsetzbar. Daher wird ein Sanierungsziel festgelegt. Das Sanierungsziel hat Auswirkungen auf die Sanierungsmethode.
1.3 Sanierungsmethoden
Sanierungsobjekt sind die von Kontaminationen belasteten Medien Boden, Grundwasser und Bodenluft. Die Kontaminationen sollen
- beseitigt oder reduziert werden (Dekontamination),
- an der Ausbreitung gehindert oder reduziert werden, ohne beseitigt zu werden (Sicherung).
Je nachdem, wo das Verfahren zum Einsatz kommt, werden folgende Verfahren unterschieden:
- In-situ: Behandlung der Schadstoffe im anstehenden Boden ohne Bodenbewegung und Änderung des Grundwasserspiegels,
- On-site: Aufnahme des kontaminierten Bodens, Behandlung vor Ort in mobilen technischen Anlagen und Wiedereinbau,
- Off-site: Aufnahme des kontaminierten Bodens, Transport und Behandlung in stationären Anlagen an einem anderen Ort.
Da einzelne Verfahren nicht immer die gesamte vorgefundene Gefahrstoffpalette beseitigen können, werden Verfahren kombiniert.
1.3.1 Verfahren zur Dekontamination der Altlasten
Dekontaminationsverfahren dienen der Reinigung der Kontamination, um möglichst vollständig und dauerhaft Gefährdungen für Menschen und andere Schutzgütern auszuschließen.
Umlagerung
Durch Verbringung an einen anderen Ort wird zwar der Standort saniert, das Problem aber anderswohin verlagert.
Aktive hydraulische und pneumatische Maßnahmen
Hydraulische Verfahren dienen der Grundwassersanierung. Grund- und Sickerwasser wird durch Entnahmebrunnen erfasst und in einer Aufbereitungsanlage mechanisch, physikalisch, chemisch, biologisch oder kombiniert behandelt (sog. pump-and-treat-Verfahren).
Pneumatische Verfahren eignen sich zur Bodenluftsanierung. Dabei werden leichtflüchtige Gefahrstoffe aus dem Boden (Bodenluftabsaugung) bzw. Gasphasen aus Altablagerungen (Entgasung) aus der ungesättigten Bodenzone abgesaugt und über nachgeschaltete Reinigungsverfahren behandelt.
Thermische Verfahren
Bei thermischen Verfahren werden organische Kontaminationen hauptsächlich zu Kohlendioxid und Wasser oxidiert. Beispiele sind das Pyrolyseverfahren, die Hochtemperaturverbrennung, Verfahren zum Ausglühen.
Chemisch-physikalische Verfahren
Eine große Bandbreite von Gefahrstoffen kann chemisch-physikalisch behandelt werden.
- Im Bodenwaschverfahren werden nicht lösliche Stoffverbindungen mit Wasser und ggf. Zusätzen (z. B. Tenside, Säuren, Basen) vom Bodenkorn abgetrennt und in eine Waschlösung überführt. Zusätzliche mechanische Energie kann den Prozess unterstützen.
- Das Extraktionsverfahren ähnelt der Bodenwäsche. Der Gefahrstoff wird hier bei der Extraktion molekular gelöst und in das Extraktionsmedium überführt.
Biologische Verfahren
Biologische Verfahren nutzen die Fähigkeit der Mikroorganismen aus, organische Stoffe als Nährstoffe zu verwerten. Im günstigen Fall des vollständigen Abbaus werden die Gefahrstoffe mineralisiert, als Endprodukte entstehen Kohlendioxid und Wasser.
1.3.2 Verfahren zur Sicherung der Altlasten
Sicherungsverfahren sollen die Ausbreitung der Kontamination in unbelastete Bereiche verhindern. Das kontaminierte Material verbleibt an Ort und Stelle, Mobilität und Bioverfügbarkeit werden auf ein akzeptables Maß minimiert.
Passive hydraulische Maßnahmen
Hier wird das Grundwasser außerhalb des kontaminierten Bereiches abgepumpt, um es am Weiterfluss zu hindern. I. d. R. sind parallel Sicherungs- bzw. Dekontaminationsmaßnahmen zu ergreifen.
Passive pneumatische Maßnahmen
Passive pneumatische Verfahren eignen sich für die Gasfassung aus Altablagerungen und kommen in Form von Entgasungsflächenfiltern, Entgasungsschächten und Entgasungsgräben zur Anwendung.
Bautechnische Sicherungsmaßnahmen
Bautechnische Sicherungsmaßnahmen dichten einen kontaminierten Bereich dauerhaft von oben, von den Seiten oder von unten ab durch
- Oberflächenabdichtungen aus bindigem Boden, Kunststoffdichtungsbahnen, Asphalt oder Bentonit zur Vermeidung von Schadstoffaustrag (z. B. durch Witterungsereignisse, Erosion) und Niederschlagseintrag,
- vertikale Dichtwände, z. B. Schlitzwände, Bohrpfahlwände und Spundwände,
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