3.1 Neue Herausforderungen für den Menschen
Ambiente Technologien, Wearables, Augmented Reality, Assistenzsysteme, Datenbrillen, Drohnen, die Pakete und Post ausliefern, tragbare Computer und nicht zuletzt der Roboterkollege in der Produktion vereinfachen das Arbeitsleben und nehmen dem Menschen insbesondere monotone und Routinearbeiten ab. Auf der anderen Seite stellt genau dieser Umgang mit den neuen Technologien den Arbeitnehmer auch vor neue Herausforderungen. Die Zusammenarbeit mit technischen Systemen erfordert neben den bereits erwähnten Kompetenzen weitere Voraussetzungen, die über den Erwerb von Wissen hinausgehen.
Der Mensch mit seinen physischen und psychischen Möglichkeiten wird immer der limitierende Faktor aller technologischen Entwicklungen sein. Seine Begrenzungen beziehen sich zum einen auf das biologische Vermögen, die angebotenen Möglichkeiten zu nutzen, und zum anderen auf die psychischen Voraussetzungen, die Angebote für sich nutzbar zu machen. Ersteres bezieht sich auf die menschliche Informationsverarbeitung, letzteres auf Einflüsse aus den Arbeitsbedingungen.
3.2 Exkurs: Disziplinen, die sich mit dem arbeitenden Menschen befassen
Mit dem limitierenden Faktor Mensch haben sich u. a. die Kognitionspsychologie, die kognitive Ergonomie als Teilgebiet der Arbeitswissenschaften, die Fehlerforschung und die Arbeits- und Organisationspsychologie beschäftigt.
Kognitionspsychologie
Die Kognitionspsychologie beschäftigt sich mit Prozessen der Informationsverarbeitung. Im Einzelnen betrifft das die Wahrnehmung, Erinnerung, Beurteilung, Bewertung und Vorstellung von Situations- und Umweltmerkmalen.
Kognitive Ergonomie
Generell befasst sich Ergonomie mit der Gestaltung von Arbeitssystemen inklusive Arbeitsplätzen, Arbeitsmitteln und Arbeitsumgebungen im Hinblick auf das menschliche Leistungsvermögen und die Bedürfnisse des Menschen. Dabei ist der Mensch der Ausgangspunkt aller ergonomischen Überlegungen. Die kognitive Ergonomie ist eine Teildisziplin der Ergonomie, welche explizit menschliche Informationsverarbeitungsprozesse in der Mensch-Maschine-Interaktion und bei der Gestaltung von Arbeitssystemen einbezieht und berücksichtigt. Die heutigen durch Digitalisierung gekennzeichneten Interaktionssituationen zwischen Mensch und Technik verlangen verstärkt die Berücksichtigung kognitiver Prozesse.
Fehlerforschung
Die Fehlerforschung befasst sich mit der Erforschung von Denk-, Planungs- und Handlungsfehlern, aus denen Fehlhandlungen resultieren können. Fehlhandlungen können u. a. resultieren aus:
- Überforderung, Unterforderung,
- Ermüdung,
- Umgebungseinflüssen, wie Lärm, Licht, Blendung, Hitze, Kälte,
- unklaren Zielanforderungen und
- unangepassten Mensch-Maschine-Schnittstellen.
Arbeits- und Organisationspsychologie
Die Arbeits- und Organisationspsychologie befasst sich mit dem arbeitsbezogenen Erleben und Verhalten von Menschen im Kontext von Organisationen (im Vergleich z. B. zum Privatleben). Dazu gehört die Untersuchung psychophysischer Arbeitserfordernisse, die Gestaltung von Arbeitsprozessen, Arbeitsabläufen und Arbeitsmitteln (Arbeitspsychologie), die Erforschung von Strukturen, Abläufen und sozialen Prozessen in Organisationen inklusive Fragen zur Arbeitsmotivation und Arbeitszufriedenheit (Organisationspsychologie). Es werden die jeweiligen Belastungen und Beanspruchungen erforscht.
Man braucht kein Studium der einzelnen Disziplinen, um zu erkennen, dass sich in diesem Konglomerat von physischen Voraussetzungen, psychischen Einflussgrößen und äußeren Faktoren, die mit der Arbeitsorganisation und den Arbeitsbedingungen zusammenhängen, viele Möglichkeiten von Fehlentscheidungen und Fehlhandlungen auftun können.
Im Folgenden werden potenzielle Gründe für Fehlentscheidungen und Fehlhandlungen dargestellt, die zu Störungen im Arbeitsprozess, zu Beinahe-Unfällen, zu Unfällen oder gar Katastrophen führen können. Es werden Hinweise gegeben, wie man solche Ereignisse vermeiden kann. Im Fokus der Betrachtung stehen die Prozesse der menschlichen Informationsverarbeitung und die Gestaltung der Arbeit und die Arbeitsorganisation.
Interdependente Einflussgrößen
Es ist zu beachten, dass die beschriebenen Einflussgrößen im Hinblick auf das Arbeiten in technikdominierten, vernetzten und komplexen Systemen interagieren und interdependent sind – sowohl in positiver wie negativer Ausrichtung.