Für die Fachkraft für Arbeitssicherheit muss die Sache klar sein. Das feste Arbeitsverhältnis bietet offensichtlich mehr Sicherheit als die Selbständigkeit. Und wer vertritt Sicherheit als zentralen Wert des professionellen Selbstverständnisses, wenn nicht die Fachkraft für Arbeitssicherheit?
Arbeits- und Tarifvertrag, Kranken- und Rentenversicherung und der Kündigungsschutz bieten den Angestellten ein hohes Maß sozialer Absicherung. Was aber viele Mitarbeitende verdrängen, sobald sie den Job aufgenommen haben, ist die Kündigungsklausel des Arbeitsvertrages. Und das Klumpenrisiko, dass nur ein Kunde bei ihnen kauft, nämlich ihr Arbeitgeber, ist den meisten gar nicht bewusst. Mit zunehmender Betriebszugehörigkeit steigt zwar die soziale Absicherung, es sinken mit der Zeit aber auch die Chancen auf dem Arbeitsmarkt – erst langsam und stetig, dann immer deutlicher. Wenn die Jahre in der Firma zweistellig werden, steigt das Gefühl der Abhängigkeit und damit auch das Spannungsverhältnis zur Rolle der Fachkraft für Arbeitssicherheit, die von ihren Funktionsträgern Unabhängigkeit fordert. Womöglich ist die Selbstständigkeit doch eine Alternative?
2.1 Der Rohstoff der Selbstständigkeit ist Akquiseerfolg
Für sicherheitsorientierte Menschen sind Vertrieb, Markt und Wettbewerb mit ihren Unwägbarkeiten kein Selbstläufer. Es ist und bleibt eine fachliche und mentale Herausforderung, die man allerdings lernen und üben kann. Die Dienstleistung ist gesetzlich vorgeschrieben, der Bedarf ist ebenso vorhanden, wie der Kundennutzen offensichtlich ist. Und wenn andere Wettbewerber es geschafft haben, Kunden zu gewinnen, dann ist das offensichtlich möglich. Die kontinuierliche Übung im Vertrieb und der Gewinnung weiterer Kunden ist der entscheidende Schritt auf dem Weg in die Selbstständigkeit.
Wie gehe ich am besten vor? Zunächst bringt eine sorgfältige Wettbewerbsanalyse Übersicht über die Mitspieler am Markt, ob große Unternehmen, mittelständische Betriebe oder Solo-Selbstständige. Wie präsentiert sich der Wettbewerb? Was ist gut, was ist schlecht? Und wie können wir uns in diesem Umfeld positiv unterscheiden? Was ist unser Alleinstellungsmerkmal? Für Existenzgründer ist diese Übung (Wettbewerbsanalyse, Webseite, Flyer) eine ebenso herausfordernde wie lohnende Übung. Sie lernen, ihr Angebot für mit der Materie unvertraute Menschen überzeugend und klar auf den Punkt zu bringen. Das ist für den Vertrieb eine unverzichtbare Voraussetzung und für die spätere Arbeit bei den Kunden eine Schlüsselkompetenz, um wirksam zu arbeiten. Die angestellten Kollegen in der Arbeitssicherheit müssen sich weder diese Herausforderung stellen, noch bietet sich ihnen diese Lernchance.
AAA - anders als andere
Um sich vom Wettbewerb abheben zu können, ist es wichtig, sich folgende Fragen zu beantworten:
- Wie präsentiert sich der Wettbewerb?
- Was ist gut und was ist schlecht?
- Welche Möglichkeiten bestehen sich vom Wettbewerb positiv abzugrenzen?
- Was könnte ein Alleinstellungsmerkmal sein?
2.2 Haftungsrisiko
Unternehmer und deren Führungskräfte können das Haftungsrisiko nicht delegieren, auch nicht an eine interne Fachkraft für Arbeitssicherheit – so weit, so klar. In einem Dienstleistungsverhältnis mit einer externen Fachkraft für Arbeitssicherheit sieht das insofern anders aus, da hier das sog. "Haftungsprivileg" nicht trägt. Was ist, wenn der Kunde oder die Berufsgenossenschaft bei einem Schadensfall Regressforderungen stellen? Für die risikoaversen Menschen, die in dieser Profession selbstständig arbeiten, ist das ein gravierender Punkt, der sorgfältig bedacht sein will. Durch die Gründung einer GmbH, eine Haftpflichtversicherung und eine sorgfältige Vertragsgestaltung lassen sich die Haftungsrisiken begrenzen.
2.3 Wirksamkeit im Job
Die interne Fachkraft für Arbeitssicherheit kann sich über die Jahre mit den Prozessen, der Organisation und den Mitarbeitenden vertraut machen – ein relevanter Vorteil und eine gute Voraussetzung, um die Arbeitssicherheit im Betrieb zu fördern. Für die Unabhängigkeit der Rolle besteht das Risiko darin, die mit der Aufgabe einhergehenden Konflikte mit sozialer Ausgrenzung zu bezahlen, weil sich Kollegen entnervt von den Pflichten der Arbeitssicherheit abwenden können. Das ist die Erfahrung vieler, die Prävention zu ihren Aufgaben zählen und die in Bereichen tätig sind, wo die Relevanz von Sicherheitsaspekten nicht so offensichtlich ist, wie am Hochofen eines Stahlwerks. Die externe Fachkraft für Arbeitssicherheit hat den Vorteil, in der Expertenrolle leichter Akzeptanz zu finden, Erfahrungen anderer Unternehmen einzubringen und bei Konflikten, ohne den sozialen Stress der internen Fachkraft für Arbeitssicherheit agieren zu können. Kaufmännische Rücksichtsnahmen, einen Kunden nicht verlieren zu wollen, können hier allerdings die Unabhängigkeit der Rolle beeinträchtigen. Für die selbstständige Fachkraft für Arbeitssicherheit bietet sich die Chance, in mehreren Betrieben aus unterschiedlichen Geschäftsbereichen ein breites Erfahrungsspektrum zu sammeln, ob bei der Metallverarbeitung, der Softwareentwicklung oder der...