Insbesondere die Arbeit mit der Motorsäge, der Seilwinde, aber auch mit großen Erntemaschinen, wie dem Harvester, sind ohnehin schon besonders gefährliche Tätigkeiten. Die Gefährdung ist noch größer, wenn Waldarbeiten von nur einer einzelnen oder zwei Personen (sog. "Zweimannrotte") durchgeführt werden, die teilweise weit entfernt von anderen Menschen und von Rettungswegen arbeiten. Aufgrund des isolierten Arbeitsumfelds werden zunehmend satellitengestützte Notrufsysteme (Personen-Notsignalanlagen, PNA) mit GPS-Ortung (durch ein elektronisches Global Positioning System, GPS) angewendet. Ihr Einsatz zur optimalen Absicherung der Alleinarbeit verlangt jedoch einen speziell auf das Gerät abgestimmten Aufbau der Rettungskette.
Die DGUV-R 114-018 "Waldarbeiten" bestimmt, dass Alleinarbeit ohne ständige Ruf-, Sicht- oder sonstige Verbindung mit einer anderen Person, die in der Lage ist, in Notfällen Erste-Hilfe zu leisten, nicht durchgeführt werden darf. Wie genau bei Unfällen während der Alleinarbeit Rettung zu rufen ist, bestimmt die DGUV-R 114-018 allerdings nicht konkret. Sie sagt aber aus, dass Rufverbindungen auch Funk- oder Fernsprechverbindungen sein können. Und in der Tat setzen alle Forstbetriebe in Deutschland mittlerweile sog. Personen-Notsignalanlagen (PNA) ein, die ein wichtiges Instrumentarium innerhalb der forstlichen Rettungskette bilden. Zwar wurde bereits 1975 der Forstwirtschaft als Folge der damaligen verheerenden Waldbrände in Niedersachsen eine eigene Funkfrequenz, die "Funkwelle Forst", zur Verfügung gestellt. Diese Frequenz (69,95 MH) im 4-m-Band ermöglichte in einer 5-Tonfolge jedes Gerät gezielt anzurufen. Aber erst viele Jahre später konnten Notrufsysteme mit Mobilfunktelefonen verbunden werden. Die rasante Entwicklung in der Satellitentechnik brachte neue Möglichkeiten hervor, eine weitere Generation von Notrufsystemen zu entwickeln. Den Forstarbeitern stehen heute Geräte mit aufsprechbaren Textbotschaften, Global Positioning-Systemen (GPS-Empfänger) oder Kombinationen dieser beiden Systeme zur Verfügung.
Die erste Gerätegeneration moderner Notrufsysteme basierte noch auf aufsprechbaren Textbotschaften. Seit Mitte der 1990er-Jahre hielt die Satellitentechnik mit GPS ihren Einzug in das Forstwesen. Notrufgeräte mit Standortermittlung durch einen GPS-Empfänger und die Ausgabe der Koordinaten über das Mobiltelefon wurden entwickelt, ebenso wie eine Geräteversion mit aufsprechbarer Textbotschaft und GPS-Ortung. Im Notfall wählen die Systeme eingespeicherte Telefonnummern an und setzen den Notruf über das Mobiltelefon ab. Dazu müssen die Telefonnummern von Personen und Organisationen eingespeichert werden, die Glieder einer vorher festgelegten Rettungskette sind. Bei Geräten mit aufsprechbarer Textbotschaft ist bei jedem Standortwechsel der neue Arbeitsort anzugeben. Notrufsysteme mit GPS-Empfänger dagegen aktualisieren den jeweiligen neuen Arbeitsstandort im Wald automatisch und werden daher bevorzugt eingesetzt.
Bei den Notrufen wird zwischen aktiven und passiven Notrufen unterschieden. Der wesentliche Unterschied ist, dass ein aktiver Notruf an der Funksteuerung ausgelöst werden muss, während ein passiver Notruf vom Gerät selbst übernommen wird. Wie funktionieren diese beiden Notrufsysteme nach einem Unfall? Wie kann der verunfallte Waldarbeiter Rettung anfordern bzw. zunächst einmal den vor Ort befindlichen Maschinenfahrer alarmieren?
Aktiver Notruf: Der Verunfallte löst einen aktiven Notruf mit der Funkfernsteuerung aus. Wird dieser vom System erkannt, beginnt die Vorwarnzeit. Zu diesem Zeitpunkt kann der Verunfallte die Notrufprozedur, sollte es ein Fehlalarm gewesen sein, noch stoppen – z. B. indem er den Notrufschalter zurücksetzt. Intervallsignale an der Fahrzeughupe machen den Maschinenfahrer auf den Notruf aufmerksam. Nach Ablauf der Vorwarnzeit sendet das Notrufsystem automatisch einen Notruf ab. Die Alarmhupe am Fahrzeug hupt solange, bis der Maschinenfahrer sie abstellt.
Passiver Notruf: In der Überwachungsphase kontrolliert das Notrufgerät die Arbeit der Funkfernsteuerung. Jede Befehlsänderung setzt die Überwachungszeit zurück und die Kontrolle beginnt von neuem. Kommt es innerhalb dieser Phase zu keiner Befehlsänderung, beginnt die Vorwarnphase. Die Intervallhupen alarmieren den Maschinenfahrer. Ist der Maschinenfahrer nicht an seinem Fahrzeug, setzt das Notrufsystem erneut ohne Unterbrechung Notrufe ab. Die Alarmhupe beginnt somit erneut ohne Unterlass zu hupen. Ist die Vorwarnzeit abgelaufen, kann die Notrufprozedur nicht mehr angehalten werden – es sei denn, das Notrufgerät wurde ausgeschaltet. Danach wählt das System die erste eingespeicherte Rufnummer an. Meldet sich die angerufene Nummer auch nach mehreren Versuchen nicht zurück, so wird die nächste Nummer angerufen. Dieser Vorgang wiederholt sich so lange, bis ein Teilnehmer den Anruf entgegennimmt. Der entgegennehmende Teilnehmer hört dann die Notrufmeldung – die ihm zur Sicherheit mehrmals hintereinander zugespielt wird...