Dipl.-Ing. Cornelia von Quistorp
Biostoffe sind in der Landwirtschaft allgegenwärtig. Der Kontakt zu tierischen Ausscheidungen und pflanzlichen Stoffen aller Art (z. B. in Futtermitteln oder bei Erntearbeiten) ist sehr intensiv und schwer vermeidbar – auch nicht in modernen Betriebsanlagen.
2.4.1 Berufsallergien
Als besonders kritisch gelten im landwirtschaftlichen Bereich die Vorratsmilbenallergie, die beim Kontakt mit Futtermittelstäuben auftreten kann, und die Rinderallergie, bei der Betroffene auf bestimmte Eiweiße reagieren, die in feinsten Partikeln von Rinderhaaren und Hautschuppen in der Stallluft zirkulieren. Problematisch ist, dass
- die Zahl der Personen mit Allergieneigung allgemein in der Bevölkerung zunimmt,
- die Trennung zwischen beruflichem und privaten Bereich für betroffene Allergiker auf eigenem Hof sehr schwierig ist; Allergene können bei jedem Gang durch Stall- oder Lagergebäude aufgenommen und transportiert werden und gelangen auf diesem Weg auch in den privaten Wohnbereich.
Neben stauboptimierten Arbeitsverfahren und konsequenter Trennung von Stall- und Wohnumfeld helfen vor allem gebläseunterstützte Atemschutzgeräte, Beschwerden zu vermeiden oder zu lindern.
Informationen zu Präventionsmaßnahmen:
- SVLFG-Flyer F06 "Mit Staub leben, aber nicht krank werden",
- Broschüre B40 "Atemwegsallergien in der Rinderhaltung".
2.4.2 Beruflich übertragene Infektionen
In den letzten Jahren wird verstärkt über das Auftreten multiresistenter Keime in der Schweineproduktion diskutiert (MRSA). Diese Erreger gelten grundsätzlich als kritisch, weil ihre Existenz und mögliche Verbreitung eine Gesundheitsgefahr für die Allgemeinheit darstellt. Personen mit beruflichem Kontakt zu Schweinen können im Nasen-Rachen-Raum zum Träger des Keims werden, meist ohne dass Krankheitssymptome auftreten. Jedoch können sie auf diese Weise immungeschwächte Personen in ihrem Umfeld infizieren oder selbst erkranken, wenn sie geschwächt sind oder große offene Wunden haben, die durch den Keim besiedelt werden.
Grundsätzlich können auch viele andere Erreger im beruflichen Umfeld von Land- und Forstwirten auftreten und auf den Menschen übertragen werden:
- Schimmelpilze oder Hautpilze, die z. B. Erkrankungen, wie die sog. Kälberflechte, hervorrufen können,
- Bakterien, wie Borrelien (durch Bisse infizierter Zecken), Chlamydien und Streptokokken (die unterschiedliche Infektionen beim Menschen hervorrufen können),
- Viren, wie FSME (durch Bisse infizierter Zecken), Hanta (durch Ausscheidungen von Nagetieren, die z. B. in Laubansammlungen relativ lange infektiös sein können), Tollwut (durch Bisse infizierter Wildtiere),
- Parasiten, wie Würmer, die in Einzelfällen von Nutz- und Haustieren auf Menschen übergehen können.
Hygienemaßnahmen
Vor allem eine gute Händehygiene mit Waschen der Hände vor den Mahlzeiten bzw. vor dem Kontakt zu Lebensmitteln, nach Kontakt mit Tieren und Erdreich sowie allgemein nach der Arbeit trägt dazu bei, die allermeisten Infektionsrisiken wirksam zu minimieren. Auch das Wechseln der Kleidung zwischen Betriebs- und Wohnbereich ist wichtig. Wenn zu häufiges Händewaschen erforderlich wird und die Haut darunter leiden würde, ist ggf. eine Händedesinfektion sinnvoller und hautschonender.
Alle diese Maßnahmen tragen in der Landwirtschaft auch dazu bei, neben menschlicher Gesundheit auch wertvolle Tierbestände vor Seuchen zu schützen.
Informationen zu Präventionsmaßnahmen:
- SVLFG-Flyer F28 "Zecken",
- SVLFG Fachinformation Gesundheitsschutz MRSA.