Das Gruppenpuzzle findet, wie der Name schon sagt, immer als Übung in einer Gruppe statt. Das Grundprinzip besteht darin, dass der Lerninhalt in kleinere, vertiefende Einheiten zerlegt wird, dann einzeln von den Gruppenmitgliedern bearbeitet und am Ende wieder zusammengetragen wird (wie ein Puzzle sich aus einzelnen Teilen Stück für Stück zusammensetzt).
Beispielsweise kann für eine Unterweisung zunächst in einem Dokument der Arbeitsablauf an einem bestimmten Arbeitsplatz als Beschreibung ausgegeben werden (Puzzleteil 1), in einem weiteren Dokument werden Regeln und Vorschriften erläutert (Puzzleteil 2), ein weiteres Dokument befasst sich mit den Gefahren, die von diesem Arbeitsplatz ausgehen (Puzzleteil 3). Somit wird das Gesamtthema in 3 Puzzleteile zerschnitten. Dies ist auch die Vorarbeit, die für diese Methode geleistet werden muss: Ein Thema muss in passende Einzelteile zerlegt und entsprechend aufbereitet werden, was z. B. durch Texte, Bilder, Arbeitsblätter, Skizzen o. Ä. geschehen kann.
Der klassische Ablauf des Gruppenpuzzles besteht aus 2 Phasen:
In Phase 1 finden sich alle zusammen, die das gleiche Dokument bearbeiten – in unserem Beispiel wären das z. B. alle, die den allgemeinen Arbeitsablauf an einem bestimmten Arbeitsplatz bearbeiten (Puzzleteil 1). Das können 2, 3 oder auch 4 Personen sein. Diese Gruppe bearbeitet also das Material und wird somit Experte für das eigene Wissens-"Puzzleteil". Zeitgleich bearbeitet eine weitere Gruppe das Puzzleteil 2, die letzte Gruppe das Puzzleteil 3. Jede Gruppe vertieft sich gemeinsam in ihr Lernmaterial, versucht gemeinsam, offene Fragen zu klären und so "Experte" zu werden.
In Phase 2 lösen sich die Gruppen auf und werden neu gemischt. Das Ziel ist, dass am Ende jeder von jedem Puzzleteil alles gehört, gelernt und erfahren hat. Deshalb werden die Gruppen nun so zugeteilt, dass jeweils ein Experte für Puzzleteil 1, einer für Puzzleteil 2 und einer für Puzzleteil 3 sich in einer Gruppe zusammenfinden. Somit hat man Wissensträger für jedes Puzzleteil in einer Gruppe. Der Experte für Puzzleteil 1 beginnt nun also, den anderen beiden die Inhalte seines Puzzleteils näherzubringen, erklärt und erläutert, so gut er kann, und beantwortet die Fragen der anderen beiden. Danach ist der Experte für Puzzleteil 2 an der Reihe, schließlich der Experte für Puzzleteil 3. Im Ergebnis sollte nun jeder Teilnehmer der Gruppe alles wissen.
Der Vorteil dieser Methode besteht darin, dass Wissen oft dann vertieft verankert wird, wenn man es einem anderen Gruppenmitglied gut erklären kann, sodass derjenige sich nach der Erklärung gut informiert fühlt. Die Motivation steigt, sich in der ersten Phase anzustrengen, das Thema zu verstehen und gut mitzuarbeiten, weil man ja bereits jetzt weiß, dass man das Thema in der zweiten Phase den anderen Gruppenmitgliedern erklären können muss.
Als Empfehlung kann man sagen, dass es keinen Sinn macht, ein Thema in mehr als 3 oder 4 Puzzleteile zu zerlegen, da das Zusammenfügen in Phase 2 sonst sehr langwierig und mühsam wird. Eine Variation für eine Kleingruppe von 3 bis 4 Mitarbeitern ist, dass in Phase 1 keine Expertengruppe zusammensitzt, sondern jeweils eine Einzelperson sich eines Themas annimmt und es dann den anderen erklärt, die sich inzwischen ihrerseits in Stillarbeit mit einem anderen Puzzleteil beschäftigt haben.
Abschließend ist es empfehlenswert, das Thema in der Gesamtgruppe nochmals kurz zusammenzufassen und zu klären, ob Fragen offen geblieben sind. Ggf. können dann andere Gruppen die Fragen beantworten. Gleichzeitig hat man als Trainer/Moderator so die Möglichkeit, zu sehen, ob sich Missverständnisse oder sachliche Fehler eingeschlichen haben. Wenn möglich, ist dies sofort zu klären – ist dazu weiteres Material nötig, sollte dieses so schnell wie möglich nachgeliefert werden.
Gute Vorbereitung
Es ist elementar, dass die einzelnen Puzzleteile ungefähr gleichwertig sind, was den Aufwand angeht, sie sich zu erarbeiten, damit jede Gruppe in Phase 1 ungefähr gleich lange braucht. Ansonsten droht Langeweile und eine Leerlaufzeit bei einer Gruppe, eine andere kommt unter Zeitdruck. Außerdem ist es wichtig, das zur Verfügung gestellte Material dahingehend zu prüfen, dass es wirklich selbsterklärend ist und für die Gruppe die Möglichkeit besteht, es sich selbst zu erarbeiten. Wenn das Material unvollständig oder kryptisch ist, entstehen schon in Phase 1 sehr viele Fragen und Frust, was dazu führt, dass der Experte in Phase 2 sagen muss, dass er diese oder jene Frage nicht beantworten könne, weil das Material dazu keine Informationen beinhaltet habe. Um diesem Frust vorzubeugen, sollte das Arbeitsmaterial geprüft werden, ggf. mit einer Testperson, die ein ehrliches Feedback dazu abgeben kann.