Dipl.-Ing. Cornelia von Quistorp
Durch eine Arbeitsplatzanpassung sollten folgende Ziele erreicht werden:
- Der Mitarbeiter wird wertschöpfend weiterbeschäftigt. Er trägt mit seiner Arbeitskraft zum Erreichen der Unternehmensziele bei.
- Der Mitarbeiter wird leistungsgerecht weiterbeschäftigt. Seine Tätigkeit ist gesundheitsstabilisierend und führt nicht zu unzuträglichen Belastungen (z. B. keine gebückte Haltung, keine Nachtschicht, ruhigerer Arbeitsfluss mit weniger Stressfaktoren).
- Der Mitarbeiter wird persönlichkeitsgerecht weiterbeschäftigt. Er kann sich mit seiner Arbeitstätigkeit identifizieren und daraus in erforderlichem Maße Anerkennung und Selbstwertgefühl schöpfen (z. B. werden erworbene Erfahrungen weiter genutzt, es besteht weiter Kontakt zur alten Arbeitsgruppe, die Tätigkeit entspricht bestehenden Neigungen, es gibt Entwicklungspotenzial).
Gesellschaftliche Verantwortung
Mit der Sozialgesetzgebung setzt sich die Gesellschaft die Zielrichtung, möglichst allen Menschen "den Erwerb des Lebensunterhalts durch eine frei gewählte Tätigkeit zu ermöglichen" (§ 1 SGB I).
Wie sich das konkret auszuwirken hat, ist gesetzlich allerdings nur im Hinblick auf Menschen mit Behinderung im Sinne von SGB IX festgelegt. Davon sind Leistungsgewandelte häufig, aber längst nicht immer betroffen.
Die Möglichkeiten, die ein Betrieb hat, angepasste Arbeitsplätze für Leistungsgewandelte einzurichten, lassen sich unter bestimmten Oberbegriffen strukturieren.
3.2.1 Integration
Die Integration hat das Ziel, den Arbeitsplatz passgenau so auf die Leistungsmöglichkeiten eines Betroffenen anzupassen, dass sich seine Einschränkungen nicht auswirken und er auf diese Weise vollwertig eingesetzt werden kann. Vorteilhaft ist es, dass der leistungsgewandelte Mitarbeiter so nicht aus den allgemeinen Beschäftigtenstrukturen ausgegrenzt wird und er im Idealfall sein angestammtes Arbeitsumfeld beibehalten kann.
Integration
- Ein Dachdecker, der nach einem Unfall körperlich nicht mehr in der Lage ist, auf Dächern zu arbeiten, wechselt in die Arbeitsvorbereitung und übernimmt verstärkt Arbeitsplanung, Beschaffung oder Kundenberatung.
- Eine Intensivpflegekraft, die nicht mehr in der Lage ist, den körperlich anstrengenden Pflegedienst im Schichtwechsel zu leisten, wird auf der Intensivstation weiterbeschäftigt und übernimmt zentral Dokumentations-, Organisations- und Kommunikationsaufgaben, bei denen sie ihr pflegerisches Wissen und ihre Erfahrung einbringt.
- Die Sachbearbeiterin eines Verwaltungsbetriebes, die wegen einer Hirnleistungsveränderung darauf angewiesen ist, gleichmäßig und störungsarm zu arbeiten, leistet keine Kundenberatung mehr, sondern wickelt die interne Weiterbearbeitung der Fälle ab.
Vorteile:
- Kenntnisse und Erfahrungen können weiter genutzt werden.
- Das gewohnte Arbeitsumfeld kann behalten werden.
- Die Tätigkeitsanpassung ist wenig stigmatisierend.
Nachteile:
- Oft fehlen ausreichende Möglichkeiten zu integrativen Beschäftigung Leistungsgewandelter.
- Die problematischen Tätigkeiten, die der leistungsgewandelte Beschäftigte nicht mehr ausübt, müssen von anderen übernommen werden, die unter Umständen entsprechend höher belastet werden. Eventuell kann das das kollegiale Verhältnis stören.
3.2.2 Separation
Bei der Separation werden innerhalb des Betriebes Tätigkeitsbereiche ermittelt, die besonders geeignet für Leistungsgewandelte erscheinen. Das ist besonders in solchen Betrieben relevant, wo die hauptsächlich vorkommenden Tätigkeiten mit spezifischen Belastungen verbunden sind, z. B. Heben, Zwangshaltungen/häufiges Bücken, Schichtarbeit, getaktete Arbeit, hohe psychische Anspannung. Arbeitsmöglichkeiten für Leistungsgewandelte bieten sich dann im Bereich innerbetrieblicher Dienstleistungen wie Logistik, Gebäude- und Anlagenunterhaltung.
Separation
Ein Mitarbeiter, der eine bestimmte Zwangshaltung an einem Montageband nicht mehr ausüben kann, wechselt in die Gebäudeunterhaltung, wo er seine handwerklichen und technischen Fähigkeiten einbringen kann, die Belastungen aber weniger einseitig und besser einzuteilen sind.
Eine Pflegekraft bildet sich zur Hygienefachkraft fort und besetzt die entsprechende "Stabsstelle" in der Pflegedienstleitung einer Gesundheitseinrichtung.
Viele früher übliche "Schonarbeitsplätze" waren im Bereich der innerbetrieblichen Dienstleistung angesiedelt (Pförtner, Aufsichtspersonal, Boten, Registratur/Archiv), sind aber heute oft nicht mehr in dem Maße erforderlich.
Vorteile:
- In separaten Arbeitsfeldern lassen sich Tätigkeiten besser anpassen, z. B. lassen sich Einzellösungen realisieren und ggf. mit externen Leistungen kombinieren.
Nachteile:
- Tätigkeit und Arbeitsumfeld ändern sich meistens erheblich. Oft fallen Schichtzuschläge u. Ä. weg.
- Die infrage kommenden Tätigkeitsfelder, besonders Reinigungs- und Unterhaltsdienstleistungen sind oft mit geringerem Sozialprestige und geringerer Wertschöpfung verbunden und haben deshalb oft auch eine nur geringe Akzeptanz bei den Betroffenen.
- Viele früher "natürlich" vorkommende Ausweichtätigkeiten sind mittlerweil...