Zusammenfassung
Aufgrund der Häufigkeit von tödlichen Verkehrsunfällen auf dem Arbeitsweg kommt der betrieblichen Verkehrssicherheitsarbeit eine ganz besondere Bedeutung zu. Der nachfolgende Beitrag erläutert die Grundlagen der Prävention auf diesem Gebiet.
1 Ursachen hinterfragen und passende Maßnahmen finden
Die Ausübung einer beruflichen Tätigkeit ist i. d. R. mit Mobilität verbunden. Dazu gehören die täglichen Wege zur Arbeit und wieder zurück nach Hause, dienstlich begründete Wege oder eine berufliche Tätigkeit unmittelbar im Straßenverkehr. Insofern ist eine Welt ohne Verletzte und Tote nicht nur eine Vision in der Arbeitswelt, sie gilt auch uneingeschränkt für die tägliche Teilnahme am Straßenverkehr. Unfälle passieren nicht einfach so, sie werden verursacht oder nicht verhindert. Jeder Unfall erzählt eine eigene Geschichte, häufig auch eine Geschichte, die mit der beruflichen Tätigkeit in Verbindung steht. In den allermeisten Fällen ist menschliches Fehlverhalten ursächlich verantwortlich, dass es zu Unfällen kommt. Doch nur die Feststellung, dass Menschen Fehler gemacht haben, reicht nicht aus, die wirklichen Gründe müssen im Sinne einer guten Fehlerkultur hinterfragt werden.
So liegen z. B. die Gründe für schnelles Fahren oder mangelnden Abstand darin begründet, dass man sich unter Zeitdruck fühlt und sein Ziel unbedingt pünktlich erreichen möchte. Unaufmerksamkeit oder Ablenkung können den Hintergrund haben, dass man noch schnell eine Nachricht liest oder ein intensives Telefongespräch führt oder gedanklich, aufgrund von psychischen Belastungen und Beanspruchungen, "gefesselt" und "gefangen" ist.
Eine wirksame Präventionskultur trägt dazu bei, derartige Ursachen zu hinterfragen und durch passende Maßnahmen zu vermeiden, um Unfälle zu verhindern. Dabei sind sicher zurückgelegte Wege nicht nur eine moralische, ethische Verpflichtung, sie rechnen sich unabhängig von der Betriebsgröße. Wenn Unternehmen zeigen, dass ihnen die psychische und physische Gesundheit der Beschäftigten wichtig ist, trägt jede Investition in Sicherheit und Gesundheit dazu bei, dass Beschäftigte zufriedener und motiviert ihre Aufgaben erledigen. Dabei handelt es sich nicht unbedingt um hohe Investitionen; es können einfache Signale sein, Absprachen auf Augenhöhe, gemeinsam erarbeitete Regelungen oder die Teilnahme an zielführenden Maßnahmen.
Große Unternehmen erkennen das i. d. R. eher als kleine und mittlere Unternehmen. Denn der Straßenverkehrsunfall ist ein seltenes Ereignis, aber: je größer das Unternehmen ist, desto eher wird ein derartiger Unfall wahrgenommen. Kleine und mittlere Unternehmen haben teilweise über Jahre bis zu Jahrzehnten keinen Straßenverkehrsunfall und dementsprechend existiert keine Betroffenheit. Jedoch kann gerade hier der eine schwerwiegende Unfall die gesamte Existenz vernichten.
Prävention ist eine Aufgabe aller Beteiligten, um für sichere Wege zu sorgen und Menschenleben zu retten. Aber insbesondere Fachkräfte für Arbeitssicherheit spielen hier eine besondere Rolle. Sie haben das notwendige Know-how, um Gefährdungen rechtzeitig und sicher zu erkennen und zielführende Argumente zur Überzeugung von Entscheidungsträgern zu finden. Dabei können sie gut einschätzen, welche der empfohlenen Maßnahmen für das jeweilige Unternehmen passen und sich gut in den Betriebsablauf integrieren lassen.
2 Problembeschreibung
Nach Angaben der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) zum Arbeitsunfallgeschehen 2017 findet der Großteil der meldepflichtigen Unfälle außerhalb des Straßenverkehrs statt. Der Straßenverkehrsunfall hatte mit 132.895 Unfällen hier einen Anteil von gerade einmal 13 %. Bei den neuen Unfallrenten hingegen bildeten die 3.587 Unfälle im Straßenverkehr bereits einen Anteil von 21 %.
Wenn man jedoch die Getöteten im Bereich der gesetzlichen Unfallversicherungsträger betrachtet, hatten 2017 die 352 Getöteten im Straßenverkehr einen Anteil von 55 %. Damit ist die Teilnahme am Straßenverkehr die Haupttodesursache während der versicherten beruflichen Tätigkeit. Und dies galt nicht nur für das Jahr 2017, sondern für die letzten Jahre.
Hinzu kommt, dass Unfälle im Straßenverkehr i. d. R. eine längere Behandlungsdauer nach sich ziehen als reine Arbeitsunfälle.
Der Straßenverkehrsunfall selbst ist ein relativ seltenes Ereignis und steht nicht im Mittelpunkt von strategischen Überlegungen von Unternehmen und Betrieben. Große Unternehmen können den Ausfall von Beschäftigten vielleicht noch kompensieren, mittlere Unternehmen hingegen haben schon eher Probleme, wenn die entscheidende Fachkraft ausfällt. Bei kleinen Unternehmen hingegen steht beim Ausfall eines/einer Beschäftigten die Existenz infrage. Aber solange keine persönliche Erfahrung oder Betroffenheit vorliegt, wird über ein derartiges Szenario eher nicht nachgedacht. Wenn aber der Fall eintritt, ist es schon zu spät.
Ziel muss es sein, eine Kultur der Prävention zu etablieren und im Vorfeld an den entscheidenden Rahmenbedingungen zu arbeiten, damit Beschäftigte unter sicheren Bedingungen am Straßenverkehr teilnehmen können. Nach dem T...