Seit Frühjahr 2018 ist die neue Norm DIN ISO 45001 als Nachfolgerin zur BS OHSAS 18001 Arbeitsschutzmanagementsystem auf dem Markt. Obwohl es sich bei der BS OHSAS 18001 um eine britische Norm handelte, genoss sie internationale Anerkennung und viele, insbesondere Industrieunternehmen, sind nach ihr zertifiziert. Dies bedeutet nun auch den zwangsläufigen Wechsel auf die neue DIN ISO 45001, sobald das bisherige Zertifikat ausläuft. Mit dem Unterschied ergeben sich aber auch Neuerungen, da die neue Norm eben nicht mehr ausschließlich auf den Arbeitsschutz abzielt, sondern auf Managementsysteme für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit. In der Entwurfsversion vom März 2016 lautete der Titel noch "Arbeitsschutzmanagementsysteme", in der finalen Version nun die Trennung in "Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit". Beim Durchlesen der Norm und der Interpretation der Formulierung wird man feststellen, dass nach wie vor die Risikobetrachtung und der Arbeitsschutz im Vordergrund stehen. Dies wird insbesondere in der Eingangserläuterung in Kapitel 0.1 deutlich:
"Die Einführung eines Managementsystems für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit (SGA-MS) soll eine Organisation in die Lage versetzen, sichere und gesundheitsgerechte Arbeitsplätze bereitzustellen, arbeitsbedingte Verletzungen und Erkrankungen zu vermeiden und ihre SGA-Leistung fortlaufend zu verbessern." (ISO 45001:2023). Dem steht aber letztlich auch die Forderung gegenüber, neben den Risiken nun auch die Chancen zu bewerten und auch die Umformulierung von der Entwurfs- zur finalen Version macht deutlich, dass Gesundheit deutlicher zu betrachten ist. Zudem müssen laut Kap. 6.2 Ziele für die Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit festgelegt werden, die sich aus der zuvor durchgeführten Bewertung von Risiken und Chancen ableiten lassen. In diesem Zusammenhang wird die Nähe zur DIN SPEC 91020 deutlich, die in Kap. 6.2 ebenfalls fordert, betriebliche Gesundheitsziele zu definieren.
Bereits im Jahr 2016 stellte man sich die Frage, ob eine neue Arbeitsschutzmanagement-Norm zugleich auch das BGM integrieren kann. Laut Weigl wäre ein solcher Schritt durchaus vorstellbar, aber auch die Koexistenz beider Standards. Der Vorteil der DIN SPEC 91020 liegt eindeutig in deren tiefergehendem fachlichen Bezug zum BGM, bei der DIN ISO 45001 gelingt der Einbezug des BGM nur durch die Risiken- und Chancenbewertung sowie die daraus abgeleiteten Gesundheitsziele.
Mit der Umbenennung der Norm in ihrer finalen Ausgabe 2018 wurde die Möglichkeit der Integration des BGM deutlich, wenngleich die DIN SPEC 91020 weiterhin als BGM-Leitfaden deutlich geeignetere Formulierungen beinhaltet.