Zusammenfassung
Chemikalienschutzhandschuhe sind Handschuhe, die als persönliche Schutzausrüstung die Hände vor Schädigungen durch chemische Einwirkungen schützen.
Ergibt die Gefährdungsbeurteilung, dass trotz technischer und organisatorischer Schutzmaßnahmen mit Gefährdungen der Hände/Arme durch Chemikalien zu rechnen ist, müssen den Mitarbeitern Chemikalienschutzhandschuhe zur Verfügung gestellt werden. Neben der PSA-Benutzungs-Richtline 89/656/EWG ist auch die PSA-Benutzungsverordnung zu berücksichtigen (Persönliche Schutzausrüstung).
Weitere Vorgaben ergeben sich aus:
- DGUV-R 112-995 "Benutzung von Schutzhandschuhen"
- EN ISO 21420 "Schutzhandschuhe – Allgemeine Anforderungen und Prüfverfahren"
- EN ISO 374-1 "Schutzhandschuhe gegen gefährliche Chemikalien"
- EN 388 "Schutzhandschuhe gegen mechanische Risiken"
1 Berufskrankheit Haut
Die Berufskrankheit "Haut" (BK 5101) gehört zu den häufigsten Berufskrankheiten. Ein Großteil davon sind sog. Kontaktekzeme, die aufgrund chemischer Stoffe oder physikalischer Einwirkungen entstehen. Betroffen sind in den meisten Fällen die Hände und Arme. Dies ist nicht verwunderlich, da die Beschäftigten sehr viele Tätigkeiten mit den Händen ausüben.
2 Arten von Chemikalienschutzhandschuhen
Einige Inhaltsstoffe von Handschuhen haben sich immer wieder als gesundheitsschädlich erwiesen. Gerade in elastischen Handschuhen kommt eine Vielzahl potenziell allergieauslösender Stoffe vor, allen voran Naturlatex, das hoch problematisch ist. Heute sind elastische Handschuhe Standard (z. B. aus Vinyl oder Nitrilkautschuk), die möglichst nicht (für einfacheres Anziehen) gepudert sein sollten. Puder belastet in Verbindung mit Schweiß die Haut zusätzlich und kann dazu führen, dass allergieauslösende Stoffe in die Atemwege transportiert werden.
Tab. 1 zeigt die gängigen Materialien von Chemikalienschutzhandschuhen sowie deren Vor- und Nachteile.
Material |
Vorteile |
Nachteile |
Latex |
- sehr hohe Flexibilität
- sehr gute mechanische Eigenschaften
- beständig gegen polare, nicht aggressive Chemikalien (z. B. Wasser, Säuren, Laugen)
- gute Kälteflexibilität
- hoher Weiterreißwiderstand
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- schlechte Alterungsbeständigkeit
- schlechte Witterungsbeständigkeit
- nicht beständig gegen Kohlenwasserstoffe (z. B. Öl)
- nicht beständig gegen oxidierende Chemikalien
- nicht beständig gegen höhere Temperatur
- kann Allergien auslösen (Latexallergie)
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Nitril (Nitrilkautschuk) |
- gute Flexibilität
- gute Beständigkeit gegen eine große Zahl von Kohlenwasserstoffen
- hohe Permeationszeiten
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- eingeschränkte Kälteflexibilität
- eingeschränkte Witterungsbeständigkeit
- geringe Flexibilität (steif)
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Neopren (Polychloropren) |
- gute Flexibilität
- gute mechanische Eigenschaften
- hohe Permeationszeiten
- Alterungsbeständigkeit
- Witterungsbeständigkeit
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- eingeschränkte Kälteflexibilität
- geringe Flexibilität (steif)
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Butyl (Butylkautschuk) |
- hohe Chemikalienbeständigkeit
- hohe Dämpfung
- sehr gute Alterungsbeständigkeit
- sehr gute Witterungsbeständigkeit
- sehr hohe Gasundurchlässigkeit
- gute Kälteflexibilität
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- mäßige mechanische Eigenschaften
- geringe Festigkeit
- nicht ölbeständig
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Viton (Fluorkautschuk) |
- sehr hohe Gasundurchlässigkeit
- sehr gute Chemikalienbeständigkeit
- sehr gute Alterungsbeständigkeit
- sehr gute Witterungsbeständigkeit
- hohe Hitzebeständigkeit
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- schlechte mechanische Eigenschaften
- schlechtes Kälteverhalten
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Vinyl, PVC (Polyvinylchlorid) |
- gute Alterungsbeständigkeit
- gute Witterungsbeständigkeit
- ölbeständig
- hohe mechanische Festigkeit
- beständig gegen Wasser, Alkalien (z. B. Hydroxide, Laugen), nicht oxidierende Säuren (z. B. Salzsäure und Kohlenwasserstoffe)
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- sehr schlechte mechanische Eigenschaften
- schlechte Flexibilität
- schlechte Kälteflexibilität
- Versprödung bei Weichmacherextraktion
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Tab. 1: Vor- und Nachteile von Chemikalienschutzhandschuhmaterialien (verändert, nach Bundesverband Handschutz e. V.)
Kein Chemikalienschutzhandschuh bietet universell für alle Gefahrstoffe den besten Schutz. Das Handschuhmaterial stellt i. d. R. nur eine zeitlich befristete Barriere dar, bis der Gefahrstoff auf molekularer Ebene durch den Handschuh hindurch zur Haut gelangt. Eine derartige molekulare Durchdringung wird Permeation (s. auch Abb. 1) genannt. Die Zeit, die der Gefahrstoff braucht, um einen Hautkontakt zu verursachen, wird Durchbruchzeit oder Permeationszeit genannt.
Abhängig von der Permeationszeit wird eine Bewertung über den Schutz gegenüber der geprüften Chemikalie vorgenommen. Dieser Schutzindex wird in 6 Klassen eingeteilt (s. Tab. 2).
Gemessene Permeationszeit (Durchbruchzeit) |
Schutzindex |
> 10 min |
Klasse 1 |
> 30 min |
Klasse 2 |
> 60 min |
Klasse 3 |
> 120 min |
Klasse 4 |
> 240 min |
Klasse 5 |
> 480 min |
Klasse 6 |
Tab. 2: Schutzindex von Chemikalienschutzhandschuhen in Abhängigkeit von der Permeationszeit
Permeationszeit
Die Permeation beginnt bereits mit dem ersten Kontakt mit einer Chemikalie.
Abb. 1: Schematische Darstellung der Permeation
Jede Chemikalie hat ihre eigene Permeationszeit. Hersteller von Chemikalienschutzhandschuhen verfügen über umfangreiche Permeationstests. Für gängige Chemikalien, aber auch für Z...