Präventionsfeld "Gesundheit bei der Arbeit" |
Das Präventionsfeld "Gesundheit bei der Arbeit" berücksichtigt alle pathogenen und salutogenen Einflussfaktoren und Wechselwirkungen im Kontext Arbeit und Mensch Schnittstelle. Es umfasst die systematische Entwicklung und Steuerung aller arbeitsbezogenen Rahmenbedingungen, Strukturen und Prozesse sowie die individuellen Sicherheits- und Gesundheitskompetenzen der Beschäftigten, die die Gesundheit bei der Arbeit beeinflussen. Ziel ist es, sicheres und gesundes Verhalten zu ermöglichen und Arbeit so zu gestalten, dass die Gesundheit und Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten nachhaltig erhalten sowie gestärkt werden, um so einen wesentlichen Beitrag zum Unternehmenserfolg zu leisten. |
Es gibt eine Vielzahl an Ansätzen zur Begriffsbestimmung von "Gesundheit". Für die gesetzliche Unfallversicherung sind die folgenden beiden Aspekte zentral:
1. Gesundheit wird ganzheitlich verstanden: Gesundheit beinhaltet körperliche, psychische und soziale Faktoren, deren Ausprägung die Gesundheit eines Menschen definieren und sich dabei wechselseitig beeinflussen. Die Grundlage bildet die Gesundheitsdefinition der Weltgesundheitsorganisation (WHO), nach welcher "Gesundheit [..] der Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur des Freiseins von Krankheit und Gebrechen [ist]." (WHO, 1946)
2. Das Gesundheitspotenzial eines Menschen wird sowohl über das Zurückdrängen von Krankheitsrisiken (pathogene Sichtweise) als auch über die Stärkung der gesundheitlichen Ressourcen (salutogene Sichtweise) beeinflusst (Antonovsky, 1997). Der Gesundheitszustand eines Menschen ist ein fortlaufender Anpassungsprozess des Organismus und wird durch zahlreiche Faktoren beeinflusst, die sowohl in der Person als auch in der Umwelt liegen. Gesundheit und Krankheit bilden dabei zwei Pole eines Kontinuums, auf dem sich der Gesundheitszustand eines Menschen bewegt.
Zahlreiche Faktoren beeinflussen Gesundheit direkt oder indirekt. Neben den Lebens-, Wohn- und Freizeitbedingungen sind die Bedingungen am Arbeitsplatz sowie das individuelle arbeitsbezogene Verhalten der Beschäftigten von erheblicher Bedeutung für ein gesundes Leben (Nationale Präventionskonferenz [NPK], 2018). Der Arbeitsplatz ist eine wichtige Lebenswelt für die Prävention und Gesundheitsförderung; das Präventionsfeld "Gesundheit bei der Arbeit" der Unfallversicherungsträger fokussiert diese Lebenswelt.
Je nach Gestaltung birgt Arbeit Chancen und Risiken für die Gesundheit und kann somit Ressource und Gesundheitsgefahr sein. Zum einen kann Arbeit das Selbstwertgefühl steigern, Struktur geben, mit kollegialen Kontakten einhergehen und damit eine soziale Zugehörigkeit schaffen. Zum anderen können physische, psychische und umweltbezogene Faktoren der Arbeit aber auch zu Fehlbeanspruchungen führen und die Gesundheit des Menschen beeinträchtigen oder schädigen. Solche negativen Einflüsse werden als arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren angesehen.
Doch nicht nur die Arbeit nimmt Einfluss auf die Gesundheit. Die individuellen Leistungsvoraussetzungen, die private Situation wie beispielsweise betreuungsbedürftige Kinder oder zu pflegende Angehörige und vieles mehr beeinflussen auch die Arbeits- und Leistungsfähigkeit von Beschäftigten. Ist die Gesundheit der Beschäftigten beeinträchtigt oder sind die Fehlbeanspruchungen durch die Tätigkeit zu groß, kann dies zu einer eingeschränkten Leistungsfähigkeit, einer verminderten Motivation, "innerer Kündigung" und vermehrten Fehlzeiten führen.