Ein genauerer Blick auf die gesetzlich festgeschriebenen Aufgaben der Schulleitung ist in zweifacher Hinsicht von Interesse. Zum einen lassen sich daran die Anforderungen ablesen, die an diese Berufsgruppe gestellt werden und sie möglicherweise zuweilen auch überfordern, zum anderen können Handlungsfelder aufgedeckt werden, innerhalb derer die Schulleitung gezielt Einfluss auf die Gesundheit aller schulischen Personengruppen nehmen kann.

In nahezu allen Schulgesetzen ist geregelt, dass die Schulleitung für die ordnungsgemäße Durchführung der Unterrichts- und Erziehungsarbeit zu sorgen hat. Hierbei gilt es, die Lehrkräfte sowie das sonstige Schulpersonal in der Schaffung guter Lernbedingungen sowie in der Entwicklung der Qualität der Unterrichtsarbeit zu unterstützen. Hierfür sind regelmäßige Unterrichtsbesuche vorzunehmen und entsprechende Beurteilungen mit den Lehrkräften zu besprechen. Diese Aufgaben lassen sich unter dem Begriff der Unterrichtsentwicklung zusammenfassen.

Ein anderer Aufgabenbereich betrifft die Personalentwicklung, wobei Schulleitungen die Verantwortung bezüglich des Personalentwicklungs- und Fortbildungskonzeptes an ihrer Schule tragen. Zudem sollen Schulleitungen im Rahmen der eigenständigen Schule an Personalauswahlentscheidungen ausreichend beteiligt werden, über den Einsatz der Lehrkräfte und des sonstigen Schulpersonals entscheiden sowie regelmäßig Personalgespräche durchführen und Beurteilungen der Lehrkräfte erstellen.

Schließlich hat die Schulleitung ebenfalls zahlreiche Aufgaben im Bereich der Organisationsentwicklung wahrzunehmen. Hierzu zählen Verwaltungsaufgaben wie die Bewirtschaftung der Schule auf Basis der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel sowie die Aufsicht über die Schulanlage, das Schulgebäude sowie des Schulinventars. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass einzig im Schulgesetz Nordrhein-Westfalens Gesundheitsmanagement als zentrale Aufgabe der Schulleitung definiert ist. So heißt es im § 59 im achten Absatz: "Die Schulleiterin oder der Schulleiter ist für die Unfallverhütung sowie eine wirksame Erste Hilfe und für den Arbeits- und Gesundheitsschutz verantwortlich".

Definition

Schulisches Gesundheitsmanagement kann verstanden werden als die systematische und nachhaltige Entwicklung schulischer Rahmenbedingungen, schulischer Strukturen und Prozesse, die auf die gesundheitsangemessene bzw. gesundheitsgerechte Gestaltung von Lehren, Lernen und Organisation sowie auf die Befähigung zum gesundheitsförderlichen Verhalten aller in der Schule involvierten Personengruppen abhebt (Bandura & Hehlmann, 2003; Dadaczynski & Paulus, 2011). Im Gesundheitsmanagement wird Gesundheit als essenzieller Bestandteil der Unterrichts-, Organisations- und Personalentwicklung verstanden. "Health Mainstreaming" lautet das Motto - Gesundheitliche Belange sollen in allen Entscheidungs- und Planungsprozessen mitgedacht werden (Hascher & Baillod, 2008).

Die Qualitätssicherung und -entwicklung obliegt in vielen Bundesländern ebenso der Verantwortung der Schulleitung, weiterhin sind sie zuständig für die Entwicklung, Fortsetzung und Umsetzung (einschließlich der Evaluation) des Schulprogramms. Neben der Förderung der Zusammenarbeit der Lehrkräfte und des sonstigen Schulpersonals vertritt die Schulleitung die Schule nach außen und hat dafür Sorge zu tragen, die Schule zum Lebensumfeld zu öffnen sowie mit den Eltern, Schulträgern sowie weiteren Bildungseinrichtungen, Beratungsstellen und sonstigen Behörden zusammenzuarbeiten.

Diese Übersicht der in den Schulgesetzen verankerten Aufgaben von Schulleitungen ist sicherlich nicht erschöpfend, zeigt jedoch, wie komplex und anspruchsvoll die Aufgaben dieser Berufsgruppe sind. Dabei haben insbesondere die Aufgaben des Gesundheitsmanagements bei Schulleitungen bislang einen eher geringen Stellenwert bzw. werden von diesen nur unzureichend umgesetzt. Als Gründe hierfür werden u. a. angeführt, dass

(1) Gesundheit im Rahmen der Schulleitungsqualifizierung bislang kaum eine Rolle spielt,
(2) Gesundheit in der Vergangenheit kaum auf der bildungspolitischen Agenda stand,
(3) bei den verantwortlichen Personen oftmals ein mangelndes Bewusstsein, insbesondere auch hinsichtlich der Wechselbeziehung von Gesundheit und Bildungsqualität vorherrscht und
(4) Gesundheit im schulischen Bereich vorrangig als Aufgabe des Gesundheitssektors verstanden wird (Hundeloh, 2010).

Information

Gesundheitsmanagement und Schulentwicklung:

Schulleitungen sollte bewusst sein, dass Maßnahmen des Gesundheitsmanagements nicht isoliert von der Schulentwicklung zu betrachten, sondern systematisch mit dieser zu verbinden bzw. an dieser auszurichten sind (siehe Kap. 1).

Vor dem Hintergrund gesundheitswissenschaftlicher Erkenntnisse soll das Gesundheitsmanagement in einer guten gesunden Schule dazu beitragen, die Qualität der schulischen Arbeit kurz- und langfristig zu sichern sowie zu verbessern. Tab. 6.2 stellt den bereits skizzierten gesetzlich verankerten Aufgabenbereichen der Schulleitung mög...

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