Projektmanagement bewährt sich zunehmend als Arbeitsrahmen der Organisationsentwicklung. Sowohl in Wirtschaftsorganisationen als auch im Non-Profit-Bereich sind Projekte zudem der übliche Arbeitsrahmen für Aktivitäten der Gesundheitsförderung geworden (Grossmann & Scala, 2001, S. 75). Allerdings muss zwischen betrieblichem und schulischem Projektmanagement klar unterschieden werden.
Warum gehört Projektmanagement (noch) nicht zum Alltag in Schulen?
Schulen haben eigene Strukturen, die den Einsatz der klassischen Projektmanagement-Tools und -Software erschweren. Gehört etwa für Ingenieure die Entwicklung und Umsetzung von Projekten zum Arbeitsauftrag mit entsprechenden zeitlichen und finanziellen Ressourcen, ist es für Schulen immer noch erst einmal eine zusätzliche Aufgabe, auf die sie in der Regel nicht bzw. nicht ausreichend vorbereitet sind. In den letzten Jahren wurden im Zuge des Bedeutungszuwachses von Schulentwicklungsprozessen und der Institutionalisierung der Schulevaluation durch die Schulbehörden zunehmend häufiger Fortbildungen zum Projektmanagement für Lehrkräfte angeboten. Auch in großen Programmen wie MindMatters (www.mindmatters-schule.de) und "Bildung und Gesundheit" in Nordrhein-Westfalen (www.bug-nrw.de) gehören die Methoden des Projektmanagements inzwischen zur Grundausstattung. Trotzdem ist das Projektmanagement immer noch nicht richtig in den Schulalltag integriert und erzeugt in manchen Fällen sogar Widerstände. Gründe dafür liegen ...
- in den für Lehrkräfte zum Teil ungewohnten Strukturen, die das Projektmanagement anlegt (z. B. Leitungs-, Steuerstrukturen und Teamarbeit)
- in Widerständen gegen die Methoden und Techniken (z. B. Protokollieren und systematisches schriftlich fixiertes Planen)
- vor allem darin, dass die Einführung von Projektmanagement zuerst einmal einen Mehraufwand an Arbeit für die Lehrkräfte neben ihren originären Berufsaufgaben bedeutet, der nicht im Rahmen der Arbeitstätigkeit, wie in anderen Berufen, geleistet werden kann
Zudem gibt es derzeit nur wenig fundierte Literatur zum Thema. Eine Auswahl der geeignetsten Bücher und Konzeptpapiere findet sich am Ende des Kapitels und unter www.handbuch-lehrergesundheit.de.
Ein Anliegen dieses Kapitels ist es deshalb aufzuzeigen, welche Chancen für Schulen im Projektmanagement liegen und warum es sich lohnt, zusätzliche Zeit und Ressourcen zum Erlernen und Anwenden der Methoden zu investieren.
Was können Schulen vom betrieblichen Projektmanagement übernehmen?
Trotz der vielen unterschiedlichen Modelle und Methoden im Projektmanagement gibt es Grundsätze und Strukturen, die übereinstimmend akzeptiert werden und auch für schulisches Projektmanagement gelten (Sabo, 2003):
- Bestimmung einer Projektleiterin oder eines Projektleiters, eindeutige Verantwortlichkeiten der Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter bzw. der Projektteams (Aufgabenbeschreibung und Rollenklärung vor Projektbeginn)
- Klare, abgestimmte und überprüfbare Projektziele
- Nachvollziehbare, transparente und lückenlose Planung
- Frühzeitige Kommunikation durch Berichterstattung und Dokumentation
- Frühzeitiges Erfassen und Steuern von Risiken und Problemen
Diese Grundsätze werden in den folgenden Abschnitten weiter ausgeführt. Zuerst soll grundsätzlich auf den Stellenwert und die Position von Projekten in einer Gesamtorganisation eingegangen werden. Dies macht auch den Gewinn deutlich, den Schulen durch die Einführung von Projektmanagementstrukturen haben können.