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Einsatzgrundsätze zu Flüssiggasflaschen im Brandeinsatz
  1. Brand-/wärmebeaufschlagte Flüssiggasflaschen können bersten!
  2. Es kann zu Fragmentwürfen von bis zu 260 m kommen! Gefahren- bzw. Absperrbereich lageabhängig beurteilen und festlegen!
  3. Löschen des Brandes und Kühlen der brand-/wärmebeaufschlagten Flüssiggasflaschen nur aus sicherer Deckung oder mit autonomem Wasserwerfer!
  4. Im Gegensatz zu einer Acetylenflasche besteht keine Gefahr des Berstens mehr, wenn die Wärmequelle entfernt und die Flüssiggasflaschen abgekühlt sind!
  5. Daher: Wärmebeaufschlagte Flüssiggasflaschen zuerst abkühlen und dann erst transportieren/ bewegen!

Impressum

Herausgegeben von:

Deutsche Gesetzliche

Unfallversicherung e. V. (DGUV)

Glinkastraße 40

10117 Berlin

Telefon: 030 13001-0 (Zentrale)

Fax: 030 13001-6132

E-Mail: info@dguv.de

Internet: www.dguv.de

Sachgebiet Feuerwehren und Hilfeleistungsorganisationen des Fachbereichs Feuerwehren, Hilfeleistungen, Brandschutz der DGUV

An der Erstellung haben mitgewirkt:

  • Berliner Feuerwehr
  • Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM)
  • Deutscher Verband Flüssiggas e. V. (DVFG)
  • Industriegaseverband e.V. (IGV)
  • Linde AG
  • Vereinigung zur Förderung des dt. Brandschutzes - vfdb e. V., Referat 10 Umweltschutz

Ausgabe: Oktober 2018

DGUV Information 205-030

zu beziehen bei Ihrem zuständigen Unfallversicherungsträger oder unter www.dguv.de/publikationen

1 Definition

Bei dem in dieser DGUV Information verwendeten Begriff Flüssiggas handelt es sich um ein Gemisch aus druckverflüssigten Kohlenwasserstoffen. Hauptbestandteil ist dabei Propan oder Butan. Mitunter findet sich auch die Bezeichnung LPG ("Liquefied Petroleum Gas"). Werden im Folgenden nur die Begriffe Flüssiggas/Flüssiggasflasche verwendet, so gelten die Aussagen ebenso für reines Propan bzw. Propan- und Butangasflaschen.

2 Erkennen einer Flüssiggasflasche

  • Es gibt keine eindeutige Erkennungsfarbe für Flüssiggas! In der Regel werden die Flaschen über ihre charakteristische Form erkannt. Eine eindeutige Identifizierung ist über die Flaschenbeschriftung, den Gefahrgutaufkleber möglich. Beispiele für typische 11-kg-Flaschen sind in Abb. 1 dargestellt. Regelungen zu diesen Flaschen finden sich in der DIN EN 1442 [1].

    Abb. 1

    11-kg-Flüssiggasflaschen unterschiedlicher Hersteller

  • Neben den 11-kg-Flüssiggasflaschen gibt es noch weitere Größen (z. B. m = 5 kg oder m = 33 kg [vgl. Abb. 2]) sowie Flaschen aus unterschiedlichen Materialien, z.B. Aluminium oder Verbundwerkstoffen.

    Abb. 2

    Beispiele für 5-kg- bzw. 33-kg-Flüssiggasflaschen

  • Reine Butangasflaschen (z. B. "Campingaz®") haben ein innenliegendes Ventil und übliche Füllmassen zwischen m = 0,45 kg und m = 2,8 kg (vgl. Abb. 3).
  • Gaskartuschen sind nicht wiederbefüllbar und haben übliche Füllmassen zwischen m = 100 g und m = 500 g. Ein Ventil ist nicht zwingend vorhanden (Stechkartuschen). Regelungen finden sich in der DIN EN 417:2012 [2] (vgl. Abb. 4).

    Abb. 3

    Butangasflaschen

    Abb. 4

    Kartusche in einem Gaskocher

  • Flaschenbeschriftung mit UN 1965, Piktogramm "Flamme" (GHS02) (ggf. "Gasflasche" (GHS04), bei Propan evtl. CAS-Nr. 74-98-6), Kennzeichnung mit Gefahrgutaufkleber möglich (vgl. Abb. 5)

    Abb. 5

    Beispiel Gefahrgutaufkleber

3 Aufbau einer Flüssiggasflasche

  • Der Flascheninnendruck wird ausschließlich durch den Dampfdruck des gespeicherten Mediums bestimmt. Der Dampfdruck ist abhängig von der Umgebungstemperatur. Der Flascheninnendruck ist folglich nicht vom Füllgrad der Druckgasflasche bestimmt, sondern abhängig von der Umgebungstemperatur! In Tabelle 1 sind die Dampfdrücke für die Flüssiggashauptbestandteile Propan und Butan in Abhängigkeit von der Temperatur dargestellt.

    Tabelle 1

    Dampfdruck (Absolutdruck) für Propan [3] und Butan [4] (Hauptbestandteile für Flüssiggas) in Abhängigkeit von der Temperatur

    Temperatur [°C] 0 10 20 30 50 80
    Dampfdruck Propan [bar] 4,7 6,4 8,4 10,8 17,1 30,9
    Dampfdruck n-Butan [bar] 1,0 1,5 2,1 2,8 5,0 10,2
  • Im unteren Flaschenteil befindet sich Flüssigphase, im oberen Teil Gasphase. Je nach Füllstand und Umgebungstemperatur variiert die Höhe der Phasengrenze.
  • Bei Druckgasflaschen, bei denen Flüssigphase entnommen wird, ist ein Steigrohr verbaut (beispielsweise bei gasbetriebenen Gabelstaplern). Diese Druckgasflaschen besitzen einen Kragen. Sie werden als Treibgas- oder Kragenflaschen bezeichnet.
  • In der Regel haben Propangasflaschen in Deutschland ein Sicherheitsventil. Butangasflaschen, Flüssiggasflaschen aus dem Ausland sowie Gaskartuschen haben meist kein Sicherheitsventil. Ebenso haben Treibgasflaschen (z.B. für Gabelstapler) meist kein Sicherheitsventil.
  • Druckgasflaschen für Flüssiggas nach der DIN EN 1442 [1] haben einen Berstdruck vom 2,25-fachen des Berechnungsdrucks, mindestens jedoch p = 35 bar. Der Berechnungsdruck ist der Druck des gespeicherten Flüssiggases bei T = 65 °C, abzüglich p = 1 bar. Der Dampfdruck für reines Propan liegt z. B. bei p = 23,3 bar [3], folglich der Berechnungsdruck bei p = 22,3 bar und der Berstdruck bei p = 2,25 x 22,3 bar = 50,2 bar.
  • Ist ein Sicherheitsventil verbaut, hat dieses nach DIN EN 13953 einen Nennansprechdruck zwischen p = 21 bar und p = ...

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