In den letzten Jahren wird in den Medien verstärkt über das Phänomen "Hirndoping" (auch: Neuroenhancement) diskutiert. Darunter versteht man die Einnahme von Tabletten ohne ärztliche Indikation, um die Leistungsfähigkeit zu steigern und Müdigkeit zu unterdrücken.

Welche Stoffe werden zum Hirndoping eingenommen?

Als Präparat dafür spielt hauptsächlich Methylphenidat eine Rolle. Das ist ein Amphetaminabkömmling, der bei ADHS[1] verordnet wird. Weiterhin zählen Medikamente dazu, die gegen Demenz verordnet werden (AChE-[2] Hemmer wie Rivastigmin u. a.) und bestimmte Antidepressiva wie Citalopram.

Wie häufig diese Wirkstoffe (z. B. unter Studierenden im Prüfungsstress oder von Menschen unter hoher beruflicher Belastung) nur zur Leistungssteigerung und ohne ärztliche Indikation eingenommen werden, darüber kursieren sehr unterschiedliche Zahlen. In einer Befragung 2013 an der Ruhr Universität[3] Bochum unter 900 Studierenden gaben 14 Personen an, mindestens einmal ein Psychostimulans wie Ritalin zur Leistungssteigerung eingenommen zu haben, während 39 Personen bestätigten, Cannabis konsumiert zu haben. 574 Studierende berichteten, dass sie in diesen Fällen Kaffee trinken würden, bei 419 Personen waren es Energie-Drinks, bei 147 Personen war es Nikotin und bei 125 Personen Koffeintabletten.

In einer anderen Studie[4] wurde belegt, dass die Wirkung von Psychostimulantien der von einem starken Kaffee entspricht. Coffein und Methylphenidat sind auch strukturchemisch verwandt.

Besonderheiten bei "Hirndoping"

Vor allem in hohen Dosierungen können bei diesen amphetaminartigen Medikamenten erhebliche Nebenwirkungen auftreten: Kopfschmerzen, Herzrasen, Bauchschmerzen, Durchfall und Übelkeit, außerdem Aggressivität, Reizbarkeit und Rastlosigkeit.

Wissenschaftlich scheint belegt zu sein, dass diese Stimulantien bei gesunden Menschen keine Vorteile gegenüber gängigen "Wachmachern" haben, jedoch eine erhöhte Rate an unerwünschten Nebenwirkungen.

Fazit: "Hirndoping" macht nicht schlauer - Kaffee als Muntermacher hat ähnliche Effekte und dabei weniger Nebenwirkungen.
[1] ADHS: Aufmerksamkeits-Defizit-und Hyperaktivitäts- Syndrom.
[2] AChE: Acetylcholin-Esterase-Hemmer.
[3] Forlini, C.; Schildmann, J. et al.: Knowledge, experience und views of german university students towards neuroenhancement: an empirical- ethical analysis. In: Neuroehics, 2014.
[4] Heinz, A: Effekte von Modafinil, Koffein und Methylphenidat auf die kognitive Leistung von gesunden Probanden. Viomedo. 2014.

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