Allgemeines
Schutzhandschuhe gehören zur Persönlichen Schutzausrüstung (PSA). Sie sollen vor folgenden Gefährdungen schützen:
- chemische Gefährdungen
- physikalische Gefährdungen (z. B. mechanische, elektrische oder thermische Gefährdungen)
- biologische Gefährdungen
Die Kennzeichnung von Schutzhandschuhen zeigt, gegen welche Gefahren sie schützen. Bestandteile der Kennzeichnung sind neben dem CE-Zeichen auch die spezifischen graphischen Symbole (Abb. 4-1).
Abb. 4-1
Graphische Symbole nach DIN EN ISO 21420 "Schutzhandschuhe - Allgemeine Anforderungen und Prüfverfahren"
Das graphische Symbol "aufgeschlagenes Buch" der DIN EN ISO 21420 weist darauf hin, dass zusätzliche Informationen des Herstellers beachtet werden müssen (Anleitung und Information der Hersteller).
Für einige Gefährdungsarten, wie mechanische Risiken, Hitze und Feuer, Kälte und chemische Gefährdungen, werden zusätzlich zum graphischen Symbol noch die geprüften Eigenschaften und die dort erzielten Leistungsstufen angegeben. Das wird exemplarisch in Abb. 4-2 dargestellt.
Abb. 4-2 Graphisches Symbol für Schutzhandschuhe gegen mechanische Risiken nach DIN EN ISO 21420 mit Beispiel einer Kennzeichnung nach DIN EN 388
Die Leistungen von Schutzhandschuhen gegen mechanische Risiken werden nach der DIN EN 388 geprüft. Diese Norm legt die Anforderungen, Prüfverfahren und Kennzeichnung für Schutzhandschuhe gegen die mechanischen Risiken Abrieb, Schnitt, Weiterreißen und Durchstich fest. Die Erläuterung der Leistungsarten und Leistungsstufen ergibt sich aus Abb. 4-2. Die Leistungsstufen werden als Zahlen und/oder Buchstaben unter dem graphisches Symbol angegeben und reichen von niedrig (1, bzw. A) bis hoch (4, bzw. 5 oder F).
Nach DIN EN 388 stehen zwei Varianten zur Bestimmung der Schnitthemmung zur Verfügung: der klassische Coupe-Test und der TDM-Test. Im sogenannten Coupe-Test werden Prüfmuster unter konstantem Kraftaufwand mit einem rotierenden, sich entgegen der Rotationsrichtung hin- und her bewegenden Rundmesser geschnitten und das Ergebnis wird in Schutzstufen von 0 bis 5 umgerechnet.
Da Gestricke aus Hybridfasern mit anorganischen Bestandteilen (Glas, Metall etc.) in diesem Verfahren zu einer Abstumpfung der Klinge führen, sind die ermittelten Leistungsstufen für die Schnitthemmmung nur mangelhaft reproduzierbar. Für diese Bauarten steht das Testverfahren nach DIN EN ISO 13997 zur Verfügung (TDM-Test). Dabei wird die Schnitthemmung bei einem einmaligen Kontakt mit einer langen, geraden Klinge unter sich steigerndem Kraftaufwand bestimmt und die minimale Kraft zum Durchschnitt des Prüfmusters nach 20 Millimetern ermittelt. Für Schutzhandschuhe, die keine abstumpfenden Bestandteile beinhalten, bleibt die Prüfung mit dem Rundmesser nach DIN EN 388 bestehen.
Die Prüfmethoden der DIN EN 388 und der DIN EN ISO 13997 sind nicht miteinander vergleichbar. Die Leistungslevel nach DIN EN ISO 13997 werden in Form von Buchstaben angegeben (A bis F; A = geringster Kraftaufwand, F = höchster Kraftaufwand bis zum Durchschneiden des Prüfmusters).
Optional kann ein Handschuh auf seinen Schutz vor Stößen nach DIN EN 13594 geprüft werden. Ist der Test bestanden, wird dies mit dem Buchstaben "P" hervorgehoben.
4.4.1.2 Handschuhmaterialien
Die gängigsten Handschuhmaterialien sind derzeit:
- Polymere (Elastomere oder Thermoplaste)
- Laminate
- Strick und Gewebe, auch beschichtet
- Leder
Polymere
Polymere werden als Material für Chemikalienschutzhandschuhe, als Beschichtung für Strickhandschuhe sowie als Fasern eingesetzt (Abb. 4-3).
Chemikalienschutzhandschuhe aus Elastomeren
Elastomere bestehen aus verknäulten, miteinander vernetzten Molekülketten, die sich bei Zug- und Druckbelastung verformen, danach jedoch wieder ihre ursprüngliche Form annehmen. Sie bilden aufgrund ihrer Elastizität die wichtigste Materialgruppe unter den Chemikalienschutzhandschuhen.
Zur Herstellung von Elastomeren werden häufig Vulkanisationsbeschleuniger wie Thiurame und Carbamate eingesetzt, die Allergien auslösen können. Ob und gegebenenfalls welche Allergie auslösende(n) Stoffe in Schutzhandschuhen bei der Herstellung verwendet werden, kann bei den Herstellern erfragt werden oder ist in der Handschuh-Allergenliste unter www.bgbau.de, Webcode: WCOTRi aufgeführt.
Latex (Naturlatex, NR = Natural Rubber, bzw. Syntheselatex, IR = Isoprene Rubber) ist ein hochflexibles Material mit guten mechanischen Eigenschaften und einem sehr guten Tragekomfort. Es eignet sich bei Kontakt mit nicht aggressiven Chemikalien, wie Wasser, handelsüblichen Reinigungsmitteln und anorganischen Säuren und Laugen. Latex ist jedoch nicht beständig gegenüber Kohlenwasserstoffen, zum Beispiel Ölen und vielen organischen Lösemitteln. Es findet daher im Holz- und Metallbereich wenig Anwendung (Ausnahme: Galvanik).
Abb. 4-3
Handschuhmaterialien aus Polymeren
Polychloropren (CR = Chloroprene Rubber, Neopren®) ist wie Latex ein hochflexibles Material mit sehr guten Trageeigenschaften. Die Alterungs- und Chemikalienbeständigkeit, auch gegenüber Ölen, ist jedoch d...