Das Ball-Prinzip ist je nach Mechanik eine sehr preisgünstige Lösung für den Hersteller. Statt der Kipp-Achse wird ein 360°-Drehpunkt verwendet, der an unterschiedlichen Stellen verbaut und seitlich begrenzt bzw. gedämpft wird. Alles, was dem klassischen Ball noch fehlte, ist heute bei den Sitzkonzepten, die das Ballprinzip mit seiner 360°-Beweglichkeit nutzen, vorhanden (Abb. 7). Die zugeordneten Mechaniken sind i. d. R. in der Beweglichkeit gedämpft. Je nach Konzept wird der Drehpunkt der Mechanik unterschiedlich positioniert, z. B. im Fuß wie beim Swopper/3 DEE oder im Sitzträger wie beim Dondola-Gelenk bzw. Ergo Top.
Abb. 7: ISG-Ballprinzip-Modell zur Simulation des Wirkungsprinzips des Balls
2.2.1 Ergo Top
Der ERGO hat eine um 360° bewegliche Sitzfläche wie beim Ball, die jedoch bewusst in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt wird und die – mit einer Synchron-Mechanik gekoppelt – bewegtes Sitzen ermöglicht.
2.2.2 Dondola
Das Dondola gehört sicher zu den Pionieren, wohl auch, weil sich das Prinzip vom Stuhlaufsatz als patentiertes Dondola®-Sitzgelenk als feste Komponente für Bewegung im Bürostuhl bei der Firma Wagner etabliert hat. Das Prinzip ist einfach, ein härterer Kern wird mit einem weicheren Schaumstoff umgeben, der mit der kleinsten Bewegung des Körpers in 360° nachgibt und so kein statisches Sitzen zulässt.
Grundsätzlich stellt sich für alle Hersteller die Frage der optimalen seitlichen Neigung bzw. 360°-Beweglichkeit (vgl. Abschn. 2.3).
2.2.3 Swopper und 3Dee
Der "Swopper" (1997) ist nicht nur die erste positiv dynamische Sitzalternative, sondern wohl inzwischen die bekannteste Weiterentwicklung der Ballphilosophie. Er hat nicht nur im Fuß ein einstellbares Gelenk, sondern hat über die sichtbare Feder einen großen indviduell einstellbaren Hub in der Höhe. Dieser positiv dynamische Wippeffekt ("Swopp-Effekt"), fördert beim Einsitzen, Sitzen und Aufstehen die natürliche Bewegung. Das Original benötigte keine Rollen und keine Rückenlehne, die späteren Produkte mit Rollen und Rückenlehnen setzten sich nicht durch. Erst mit dem 3Dee mit "3D-Ergonomie" wurde das Swopper-Prinzip in eine Bürostuhlform gebracht (Abb. 8).
Abb. 8: Swopper & 3Dee
2.2.4 Zusammenfassung
Tab. 2 fasst die Punkte zusammen:
Ball-Prinzip |
Vorteile |
Nachteile |
Bemerkung |
Einsatzgebiet |
360° Natürliche Bewegung – Schule |
Anbindung an Rückenmechanik nicht immer gut gelöst |
Der Grad der Freiheit ist maßgeblich |
Kindergarten Schule Büro Produktion |
Balancier-Prinzip |
Keine automatisch richtige Sitzhaltung |
|
Besprechungsraum |
Aktuelle Fragenstellungen |
1. Wie viel 360°-Bewegungsfreiheit ist sinnvoll? |
2. Wo ist ein Drehpunkt am besten? |
3. Wie dreht der Mensch (bewusst oder unbewusst) und mit welchen Auswirkungen? |
4. Wie ist die Sitzfläche und Rückenlehne in ihrem Zusammenspiel physiologisch optimal abgestimmt? |
Aktuelle Modelle |
Firma |
Einsatzgebiet |
Info: |
Ergo |
Löffler |
Kind- Jugendbereich im Homeoffice und Produktion |
http://www.loeffler.de/buerohocker/ |
Ergotop |
Löffler |
Büro |
http://www.loeffler.de/ergo-top/ |
Dondola |
Wagner Manufaktur |
Büro |
http://www.dondola.de/hersteller.html |
Swopper 3Dee |
aeris |
Homeoffice Büro |
http://www.aeris.de/swopper/ http://www.aeris.de/3dee/ |
Weitere Vertreter ohne Anspruch auf Vollständigkeit |
SR-Balance Technik |
Rovo |
Der Sitz bewegt sich unabhängig von der Rückenlehne um die Zentralachse in der Sitzmitte. |
http://www.rovo.de/de/ergonomie-434.html |
Ergo-Balance (EB) |
Das Besondere: Sitz und Rücken gehen bei jeder Körperbewegung mit – und zwar in jede Richtung (3-D-Mechanik). |
Sitzalternativen im Consumerbereich, Homeoffice und Büro |
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- Pallone und Pallosit – Sitzballstuhl, Bürostuhl und Trainingsgerät
- Balance on the magic ball
Hilfsmittel für jedermann für zuhause
- Dondola als Aufsatz auf den Stuhl
- Ballkissen mit Luftkissen-Technologie oder Wasser – eine Nachrüstung
- Sitzkeil zur Sitzneigung – Schwerkraft – Gegenhalten der Füße nötig
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Zwischenlösung bzw. im Homeoffice |
Tab. 2: Das Ball-Prinzip im Überblick