1.1 Ausgangslage
Neben den klassischen Fach- und Führungsaufgaben eines Unternehmers und seiner Führungskräfte sind zur Einhaltung gesetzlicher Auflagen und Vorschriften weitreichende Aufgabenstellungen in den Querschnittsbereichen entstanden, z. B.
- Arbeitssicherheit,
- Gesundheitsschutz,
- Umweltschutz,
- Datenschutz,
- Objektschutz,
- Brandschutz,
- Strahlenschutz,
- Krisen und Notfallvorsorge.
Die damit jeweils verbundene haftungsrechtliche Verantwortung ist inzwischen so komplex, dass es den Führungskräften immer schwerer fällt, notwendige Entscheidungen zu erkennen und zu treffen.
Der Unternehmer selbst sieht es als seine primäre Aufgabe an, die Anpassungen an neue Marktsituationen mit ihren immer kürzeren Veränderungszyklen zu vollziehen. Vielfach geht dieser Prozess mit tiefgreifenden Neuausrichtungen einher. Die Rolle des Unternehmers besteht darin, sich mit seiner Struktur und Organisation stets systematisch zu hinterfragen und an veränderte Situationen anzupassen. Nur damit kann es gelingen, das Überleben im Markt zu sichern.
Eine Optimierung der komplexen Querschnittsaufgaben und Beauftragtenfunktionen unterstützt den Unternehmer in dem Bemühen, seine Marktsituation zu stabilisieren bzw. kontinuierlich zu verbessern.
1.2 Die Entstehung eines vernetzten Betriebssicherheitsmanagements
Die Entstehung des wohl ersten bekannten Betriebssicherheitsmanagements geht auf die Errichtung eines Kernkraftwerks zurück. Es wurde in einem Industriegebiet in ein bestehendes Kraftwerksgelände integriert. Die Errichtung einer solchen Anlage stellt hohe Anforderungen an Sicherheit, Umweltschutz, Objektschutz usw. Sie lässt keine Kompromisse zu.
Zunächst galt es, die Oberbauleitung mit einer optimierten Anzahl an Fachgebieten zu besetzen. Der Bauherr forderte dazu einen definierten Ansprechpartner für alle anstehenden Querschnittsaufgaben bzw. Beauftragtenfunktionen.
Dem neu benannten "Betriebssicherheitsmanager" wurde die Koordination aller Beauftragten übertragen. Für Querschnittsfunktionen, wie dem Brandschutz und der Objektsicherung, übernahm er Fach- und Führungsverantwortung; ebenso vertrat er den Bauherrn gegenüber den Behörden in allen Bereichen. Ziel war ein definierter Ansprechpartner für den Oberbauleiter und eine optimierte Abstimmung unter den Beauftragten. Dazu wurde vorgegeben:
- Erfüllung aller gesetzlichen Forderungen und Auflagen,
- Vermeidung von Unfällen und Störfällen auf der Baustelle,
- Einhaltung aller umweltrelevanten Anforderungen an die Anlage, Öffentlichkeit und benachbarte Betriebe,
- Gründung einer Werkfeuerwehr,
- Organisation des Strahlenschutzes,
- Organisation aller Objektsicherungsmaßnahmen,
- Koordination der Fremdunternehmen in allen sicherheitsrelevanten Themen,
- Vertretung der Oberbauleitung gegenüber Aufsichtsbehörden,
- Organisation der arbeitsmedizinischen Betreuung,
- Vorbereitung und Durchführung notwendiger Schulungen/Unterweisungen für Eigen- und Fremdpersonal,
- Einführen wirksamer Zugangskontroll- und Arbeitsfreigabesysteme,
- Durchführung notwendiger Begehungen der Baustelle,
- Organisation des Krisenstabs und Notfallmanagement.
Dabei galt es, Mehrfacharbeit zu vermeiden, Schnittstellen zu optimieren sowie Synergiepotenziale zu identifizieren und optimal zu nutzen.
1.3 Integration des BSM in die oberste Leitung einer Großbaustelle
Mit der Oberbauleitung wurde durch den Vorstand des Konzerns ein Manager betraut, der über umfangreiche Erfahrungen im Errichten und Betreiben von kerntechnischen und konventionellen Kraftwerken verfügte. Für ihn hatte die Sicherheit alleroberste Priorität. Die weiteren Mitglieder der Oberbauleitung wurden durch ihn bestimmt (vgl. Abb. 1).
Abb. 1: Organisation der Oberbauleitung
Die Oberbauleitung kam mindestens wöchentlich zusammen. Aus allen Bereichen wurde aktuell Bericht erstattet, alle anstehenden Aufgaben abgestimmt und in die nachgeschalteten Projektkreise zur weiteren Bearbeitung übermittelt. Im Zuge der Inbetriebnahme wurden teilweise täglich Besprechungen abgehalten. Das Ergebnis aller Bemühungen zeigte sich in einer ausgesprochen positiven Unfallbilanz sowie einer vorzeitigen Fertigstellung und Inbetriebnahme der Anlage. Auch wurde durch einen offenen Dialog mit der Öffentlichkeit eine notwendige Akzeptanz geschaffen. Das Kraftwerk konnte störungsfrei in Betrieb genommen werden. Alle behördlichen Auflagen wurden erfüllt.
1.4 Aufbau- und Ablauforganisation des BSM auf der Großbaustelle
Die primäre Aufgabe des Betriebssicherheitsmanagers bestand zunächst in der Ausgestaltung der Aufbauorganisation. Dies erfolgte bereits innerhalb der Planungsphase, also rechtzeitig vor dem Beginn der Bauausführungen. Für alle zu bestellenden Beauftragten konnten im Konzern erfahrene Fachexperten gefunden werden. Vielfach wurden zur Optimierung der Prozesse und Minimierung der Beauftragten mehrere Funktionen in einer Person vereint. So wurde dem künftigen Leiter der Werkfeuerwehr die Objektsicherung übertragen. Alle umweltrelevanten Aufgaben wurden bei einem Umweltschutzbeauftragten vereint. Ebenso wurde im Strahlenschutz verfahren.
Dem Betriebssicherheitsmanager oblag primär die Aufgabe der Koordination und Vertretung gegenüber den Behörden. Seitens aller Behördenvertreter wurde es begrüßt, einen definierten A...