Im Fokus der energetischen Bewertung steht die Ermittlung des Status Quo bezüglich der Zielerreichung. Dazu müssen in regelmäßigen Abständen (wöchentlich, monatlich) die aktuellen Daten aus dem Energie-Monitoring herangezogen werden. Bei der Bewertung ist insbesondere auf Ausreißer zu achten, da diese i. d. R. deutliche Hinweise auf Fehlfunktionen und Störungen geben können. Die Datenanalyse ist Basis der Entwicklung von Verbesserungen der energiebezogenen Leistung der Organisation.
Die Organisation legt fest, welches die Bereiche mit wesentlichem Energieeinsatz SEU sind. SEU können Anlagen/Einrichtungen, wie Lager, Fertigungsstätte, Büro, sein oder Prozesse/Subsysteme, wie Beleuchtung, Dampferzeugung, Transport, Großantriebe, oder einzelne Energiewandler, wie Motore und Kessel.
Für die quantitative Bewertung werden folgende Kennzahlen und Vorgehensweisen empfohlen:
Energieleistungskennzahlen EnPI (Energy Performance Indicator)
Mithilfe der Energieleistungskennzahl EnPI kann quantitativ der Status der Zielerreichung ermittelt werden. Der EnPI-Wert entspricht einem Zahlenwert der EnPI und bezieht sich auf einen bestimmten Zeitpunkt oder einen bestimmten Zeitraum. Er wird von der Organisation festgelegt. Für den Vergleich der energiebezogenen Leistung vor und nach der Umsetzung von Aktionsplänen können der Referenz-EnPI-Wert sowie der aktuelle EnPI-Wert verwendet werden. Achtung: Bei Änderungen der Geschäftstätigkeiten der Organisation (neue Produktpalette, neue Geschäftsbereiche etc.) können sich die Referenz-EnPI ändern und müssen entsprechend angepasst werden.
Wie in Abb. 4 dargestellt, kann aus der Differenz zwischen dem Referenz-EnPI und dem aktuellen EnPI das Maß der Veränderung der energiebezogenen Leistung im Untersuchungszeitraum ermittelt werden. Diese kann negativ (Abnahme des EnPI) oder positiv (Zunahme des EnPI) sein.
Abb. 4: Ziel- und Zielerreichungsdefinition mithilfe des EnPI-Wertes
Energetische Ausgangsbasis/EnB (Energy Baseline)
Bei der Bestimmung der Verbesserung der energiebezogenen Leistung werden eine oder mehrere energetische Ausgangsbasen verwendet. Die Verbesserungen der messbaren Ergebnisse des Energieverbrauchs sind immer bezogen auf einen Energieeinsatz zu Beginn der Maßnahme bzw. vor Beginn einer Verbesserungsmaßnahme. Diese wird energetische Ausgangsbasis EnB genannt. Die Organisation muss die EnB unter Verwendung der Informationen aus der energetischen Bewertung festlegen.
Die EnB beinhaltet i. W. Energieverbrauchsdaten eines bestimmten Zeitraums (Kalenderjahr, Monat) unter Berücksichtigung bestimmter Bedingungen (Produktionspalette, Klimadaten) und dient als Vergleichsbasis für die Zielerreichung und die Beurteilung der Energieeffizienz.
Für den Vergleich muss eine reale, für einen Vergleich belastbare Basis vorhanden sein. Damit ist gemeint, dass sich die Jahre z. B. bezüglich Klima und Produktionsdaten erheblich unterscheiden können und so eine Verfälschung der Daten durch sog. relevante Variable, ohne Einflussmöglichkeiten durch ein Energiemanagement, ergeben können. Für den Vergleich muss also eine Normalisierung der Daten erfolgen. Mithilfe von "Anpassungsfaktoren" wird die energetische Ausgangsbasis nach einer vorher festgelegten Methode normalisiert. Diese Faktoren legt die Organisation fest. Man unterscheidet zwischen
- Statischer Faktor: Wesentlicher Einflussfaktor auf die EnB, auf die energiebezogene Leistung, der sich nicht routinemäßig ändert. Beispielsweise sind das Größe einer Einrichtung, Anzahl der wöchentlichen Schichten; Produktpalette, Nutzungszeiten etc.
- Relevante Variable: Messbarer Einflussfaktor, der die energiebezogene Leistung wesentlich beeinflusst und sich dabei routinemäßig ändert. Beispielsweise sind das die Wetterbedingungen, Betriebsbedingungen, Arbeitsstunden, Belegungszahlen, Produktionszahlen etc.
Unter Normalisierung oder Bereinigung versteht man die Veränderung von Daten zur Berücksichtigung von Einflussfaktoren, um den Vergleich der energiebezogenen Leistung unter gleichwertigen Bedingungen zu ermöglichen. Dazu gehört bspw. die Witterungsbereinigung von Daten.
Als Baselines haben sich bewährt:
- Gesamtenergieverbrauch im Jahr vor Einführung des Energiemanagementsystems: Dabei kann zwischen den Energiearten Stromverbrauch, Erdgasverbrauch etc. unterschieden werden. Zu beachten ist dabei, dass ohne Normalisierung bei unterschiedlicher Produktionsmenge und Klimadaten die Aussagekraft des Vergleichs nicht sehr hoch ist.
- spezifischer Energieverbrauch pro Produktionsstätte oder anderer Energieleistungskennzahlen. Durch den Bezug auf wichtige Faktoren, wie Fläche, Produktionszahl etc., besteht eine verbesserte Vergleichsbasis.