Mit der Atmung wird lebenswichtiger Sauerstoff über die Lungen aufgenommen und gleichzeitig Kohlendioxid ausgeschieden. Die Atemfrequenz ist dabei abhängig vom Maß der körperlichen Belastung. Die Atemluft besteht vorwiegend aus Stickstoff (78 %), Sauerstoff (21 %) und einigen Restgasen (1 %). Bei jedem Atemzug werden nur ca. 5 % Sauerstoff verbraucht. Die Ausatemluft enthält folglich immer noch 16 % Rest-Sauerstoff; diese Menge ist ausreichend, um einen anderen Menschen zu beatmen.
3.3.1 Ursachen
Mehrere Ursachen können zu einer Atemnot oder einem Atemstillstand führen:
- Rückenlage bei einer anhaltenden Bewusstlosigkeit,
- Verletzung der Lunge (z. B. durch Brustkorbverletzungen),
- Erkrankungen (z. B. Asthma, Herzerkrankung),
- Vergiftungen (z. B. Lösungsmittel, Kohlenmonoxid),
- Fremdkörper in der Luft- oder Speiseröhre,
- Ertrinken,
- allergische Reaktion,
- Insektenstich im Hals-Rachen-Bereich.
3.3.2 Gefahren
Durch die gestörte Atmung wird das Blut entweder gar nicht oder nur vermindert mit Sauerstoff angereichert. Die Zellen können ihre speziellen Funktionen nicht erfüllen. Gleichzeitig wird Kohlendioxid nicht mehr im ausreichenden Maße vom Organismus ausgeschieden. Vor allem das Gehirn ist sehr anfällig bei einer Minderversorgung mit Sauerstoff.
3.3.3 Erkennen
Störungen der Atmung werden in Atemstillstand und Atemnot differenziert. Letztere kann allerdings jederzeit in einen Atemstillstand gipfeln.
3.3.3.1 Atemnot
Bei einer Atemnot atmet der Betroffene zwar noch, doch die Atmung ist angestrengt und schwerfällig. Pfeifen und Röcheln treten auf. Die betroffene Person ist auffallend unruhig bzw. ängstlich. Bei einer weit fortgeschrittenen Atemnot tritt eine typische Blaufärbung der Lippen, des Fingernagelbetts und der Ohrläppchen ein. Je nach Schwere der Atemnot ist der Betroffene noch bei Bewusstsein oder bereits bewusstlos.
3.3.3.2 Atemstillstand
Im Falle eines Atemstillstands ist hingegen bereits die Bewusstlosigkeit eingetreten. Wie bei der Atemnot kommt es zur typischen Blaufärbung. Die normalerweise vorhandenen Atemgeräusche und Atembewegungen sind nicht mehr feststellbar.
Hilfsmittel verwenden
Zur Atemkontrolle sollten keine Hilfsmittel (z. B. Uhrenglas, Spiegel, Feder) verwendet werden. Sie sind meistens sowieso nicht griffbereit. Besser und effektiver ist eine Überprüfung mit den Sinnen des Helfers.
Jede vorhandene Atmung ist:
- sichtbar → an der Hebung und Senkung des Bauchs bzw. Brustkorbs,
- zu hören → an der ein- und ausströmenden Luft,
- fühlbar → anhand des ausströmenden Atems.
Zur Überprüfung der Atmung wird der Kopf des Betroffenen leicht nackenwärts gestreckt, indem der Ersthelfer Stirn und Kinn der Person anfasst (Lebensrettender Handgriff, Abb. 10). Anschließend hält der Helfer Ohr und Wange über Nase und Mund des Betroffenen, wobei der Helfer zum Brustkorb oder Bauch des Geschädigten blickt. Gleichzeitig legt er eine Hand auf den Brustkorb oder Bauch. Nun kann der Helfer sehen, ob der Brustkorb sich hebt und senkt. Des Weiteren können vorhandene Atemgeräusche gehört bzw. mit der Wange gefühlt werden (Abb. 11).
Abb. 10: Lebensrettender Handgriff
Abb. 11: Kontrolle der Atmung
3.3.4 Erste-Hilfe-Leistung
3.3.4.1 Atemnot
Als Erstes werden enge Kleidungsstücke des Betroffenen bzw. geschlossene Fenster geöffnet. Ist das Bewusstsein vorhanden, wird er in eine aufrechte Sitzposition gebracht, wobei der Ersthelfer diese Haltung durch Abstützen des Rückens unterstützt (Abb. 12) und ggf. mitatmet, um so zur regelmäßigen Atmung anzuregen.
Abb. 12: Bei Atemnot hilft eine aufrechte Haltung
Ist die Ursache der Atemnot ein Fremdkörper in der Luftröhre, beugt der Helfer den Körper der hilfsbedürftigen Person leicht nach vorn und schlägt bis zu 5 Mal zwischen die Schulterblätter, um den Hustenreflex auszulösen bzw. zu verstärken (Abb. 13).
Abb. 13: Entfernen eines Fremdkörpers aus der Luftröhre durch leichte Schläge auf den Rücken
Löst sich der Fremdkörper nicht (Abb. 14), ist von einer schweren Atemwegsverlegung auszugehen, bei der der sog. Heimlich-Handgriff (auch Heimlich-Manöver) zum Einsatz kommt. Das Heimlich-Manöver wird folgendermaßen angewendet:
- Der Helfer stellt sich hinter den Betroffenen, der leicht nach vorn gebeugt wird, damit der Fremdkörper aus dem Mundraum herausgestoßen wird.
- Beide Arme werden um den Oberbauch gelegt.
- Der Helfer ballt eine Faust zusammen und legt sie zwischen Bauchnabel und Brustbein.
- Die andere Hand umfasst die Faust.
- Anschließend zieht der Helfer die Faust bis zu 5-mal kräftig nach innen und oben.
- Führen die 5 Oberbauchkompressionen zu keinem Ergebnis, werden wieder bis zu 5 Rückenschläge durchgeführt.
Abb. 14: Hilfsstrategien bei Atemwegsverlegungen
Bewusstlosigkeit
Sobald ein Betroffener mit Atemnot aufgrund einer Verlegung der Luftröhre bewusstlos wird, beginnt der Ersthelfer die Herz-Lungen-Wiederbelebung.
Insektenstichbedingte Schwellungen im Hals-Rachen-Raum werden gekühlt. Zu diesem Zweck gibt man Speiseeis oder Eiswürfel zu lutschen (innere Kühlung) und legt gleichzeitig kalte Umschläge um den Hals des Betroffenen (äußere Kühlung).
3.3.4.2 Atemstillstand
Ist keine Atmung vorhanden, liegt ein Atemstillstand vor. Der Verletzte ...