3.3.4.1 Atemnot
Als Erstes werden enge Kleidungsstücke des Betroffenen bzw. geschlossene Fenster geöffnet. Ist das Bewusstsein vorhanden, wird er in eine aufrechte Sitzposition gebracht, wobei der Ersthelfer diese Haltung durch Abstützen des Rückens unterstützt (Abb. 12) und ggf. mitatmet, um so zur regelmäßigen Atmung anzuregen.
Abb. 12: Bei Atemnot hilft eine aufrechte Haltung
Ist die Ursache der Atemnot ein Fremdkörper in der Luftröhre, beugt der Helfer den Körper der hilfsbedürftigen Person leicht nach vorn und schlägt bis zu 5 Mal zwischen die Schulterblätter, um den Hustenreflex auszulösen bzw. zu verstärken (Abb. 13).
Abb. 13: Entfernen eines Fremdkörpers aus der Luftröhre durch leichte Schläge auf den Rücken
Löst sich der Fremdkörper nicht (Abb. 14), ist von einer schweren Atemwegsverlegung auszugehen, bei der der sog. Heimlich-Handgriff (auch Heimlich-Manöver) zum Einsatz kommt. Das Heimlich-Manöver wird folgendermaßen angewendet:
- Der Helfer stellt sich hinter den Betroffenen, der leicht nach vorn gebeugt wird, damit der Fremdkörper aus dem Mundraum herausgestoßen wird.
- Beide Arme werden um den Oberbauch gelegt.
- Der Helfer ballt eine Faust zusammen und legt sie zwischen Bauchnabel und Brustbein.
- Die andere Hand umfasst die Faust.
- Anschließend zieht der Helfer die Faust bis zu 5-mal kräftig nach innen und oben.
- Führen die 5 Oberbauchkompressionen zu keinem Ergebnis, werden wieder bis zu 5 Rückenschläge durchgeführt.
Abb. 14: Hilfsstrategien bei Atemwegsverlegungen
Bewusstlosigkeit
Sobald ein Betroffener mit Atemnot aufgrund einer Verlegung der Luftröhre bewusstlos wird, beginnt der Ersthelfer die Herz-Lungen-Wiederbelebung.
Insektenstichbedingte Schwellungen im Hals-Rachen-Raum werden gekühlt. Zu diesem Zweck gibt man Speiseeis oder Eiswürfel zu lutschen (innere Kühlung) und legt gleichzeitig kalte Umschläge um den Hals des Betroffenen (äußere Kühlung).
3.3.4.2 Atemstillstand
Ist keine Atmung vorhanden, liegt ein Atemstillstand vor. Der Verletzte muss unverzüglich beatmet werden. Dabei hat der Ersthelfer die Wahl zwischen der Mund-zu-Nase-Beatmung oder der Mund-zu-Mund-Beatmung. In jedem Fall gilt: Die nicht benötigte Öffnung wird zugedrückt, um das Entweichen der Luft zu verhindern. So ist beispielsweise bei der Mund-zu-Mund-Beatmung die Nase zu verschließen.
Atemspende
Am Beispiel der Mund-zu-Nase-Beatmung soll die Atemspende erläutert werden:
Zur effektiven Beatmung wird der Kopf mit beiden Händen leicht nackenwärts überstreckt. Eine Hand berührt dabei den Unterkiefer und verschließt gleichzeitig den Mund. Der Helfer atmet Frischluft ein und umschließt die Nase des Betroffenen. Nun pustet er seine Ausatemluft über die Nase des Betroffenen in dessen Lunge (Abb. 15).
Abb. 15: Durchführung der Atemspende
Die Atemspende wird 2 Mal durchgeführt. Nach jeder Beatmung dreht der Helfer seinen Kopf zur Seite, um neue Luft einzuatmen. Ob die Beatmung richtig erfolgte, kann der Helfer an der ausströmenden Luft hören und am sich absenkenden Brustkorb erkennen.
Fremdkörper entfernen
Sollte die eingeblasene Luft nicht auf Anhieb in die Lunge gelangen, muss der Hals-Rachen-Raum nach Fremdkörpern untersucht werden. Diese werden ggf. entfernt. Häufig führt aber auch eine Korrektur der Kopflage – also das erneute Überstrecken des Kopfes – zum gewünschten Erfolg.
Die Atemspende bzw. die Herzdruckmassage werden beendet, sobald wieder eine Atmung wahrnehmbar ist (zu sehen, zu hören, zu fühlen oder auf andere Weise feststellbar, wie z. B. Husten, Schlucken etc.). Ist die Eigenatmung wieder feststellbar, jedoch der Betroffene weiterhin bewusstlos, kommt die stabile Seitenlage zum Einsatz. Solange die Eigenatmung nicht wieder einsetzt, muss die Herz-Lungen-Wiederbelebung fortgeführt werden.
Ansteckungsgefahr
Viele Ersthelfer schrecken aus Ekel und Angst vor einer Ansteckungsgefahr vor der Atemspende zurück. Bei derartigen Hemmungen kann zur Verhinderung eines direkten Kontakts zum Betroffenen eine Beatmungshilfe (z. B. Taschentuch) verwendet werden. Jedoch darf es dadurch nicht zu einer Verzögerung der Beatmung kommen.