3.5.1 Entstehung von Verletzungen
Wunden entstehen durch:
- äußere Gewalteinwirkung (z. B. Schnitt-, Stich-, Quetschwunden),
- offene Knochenbrüche,
- thermische Einflüsse (Hitze bzw. Kälte),
- Verätzungen durch Chemikalien,
- Erkrankungen.
3.5.2 Gefahren
Verliert ein Erwachsener etwa 20 % seines Blutes (ca. ein Liter), kommt es zum Schock, der sich durch die in Abschn. 3.4.2 aufgeführten Merkmale äußert. Ab 40 % (ca. 2 Liter) Blutverlust besteht Lebensgefahr. Durch die Reduktion der Blutmenge stehen dem Körper nicht mehr ausreichend Sauerstoff, Nährstoffe und Wärme zur Verfügung. Durch die Gewebszerstörung bzw. Nervenschädigung entstehen Schmerzen. Bei großen Schmerzen verstärkt sich der Schock oder es kommt zur Bewusstlosigkeit.
Krankheitserreger und Bakterien dringen über die mehr oder weniger zerstörte Haut in den Körper ein. Es kommt zur Infektion. Gerade bei starken Wundverschmutzungen kann es zur tödlichen Infektion kommen, auch wenn die Blutung erfolgreich gestillt wurde.
Tetanusimpfung
Wer berufsbedingt einem erhöhten Verletzungsrisiko unterliegt, sollte spätestens alle 10 Jahre seinen Tetanusschutz durch eine Impfung auffrischen lassen.
Arzt hinzuziehen
Die provisorische Wundversorgung durch den Ersthelfer ersetzt nicht die Behandlung eines Mediziners. Jede Verletzung muss daher innerhalb von 6 Stunden von einem Arzt beurteilt werden.
3.5.3 Grundsätze der Wundversorgung
Die Versorgung von Wunden muss unter Beachtung wichtiger Grundsätze und Verbote erfolgen, die dazu beitragen, den Zustand der betroffenen Person zu stabilisieren bzw. nicht zu verschlechtern:
Den Verletzten hinlegen, um so einem Sturz durch Bewusstlosigkeit vorzubeugen.
Steht dem Ersthelfer kein Verbandmaterial zur Verfügung oder lässt die Körperform das Befestigen eines Verbandes nicht zu, muss er das lokal verfügbare Material (z. B. Kleidungsstücke, Tücher) verwenden und mit seiner Hand auf die Blutung pressen.
Das Abbinden eines Körperteils muss unterlassen werden. Durch das unsachgemäße Abbinden wird die vollständige Blutzu- und -abfuhr zum abgebundenen Körperteil unterbrochen. Die Extremität kann weder mit Sauerstoff versorgt noch können Stoffwechselendprodukte abgeleitet werden. Folge ist ein Sauerstoffmangel im Gewebe.
Aufgrund der Ansteckungsgefahr sollte der Helfer zu seinem Eigenschutz Wunden nie mit seinen bloßen Händen berühren. Idealerweise sollte er Einmalhandschuhe tragen.
Wunden werden nicht abgespült. Speziell bei starken Blutungen wird dadurch die Blutgerinnung verzögert. Ausnahmen sind die Versorgung von Verbrennungen, Verätzungen und Verbrühungen.
Puder, Salben, Sprays, Desinfektionsmittel oder andere "Hausmittel" dürfen nicht in Kontakt mit der Wunde kommen.
In der Verletzung befindliche Fremdkörper (z. B. Glas) werden nicht entfernt.
Mit einem Verband wird die Wunde versorgt.
3.5.4 Erste-Hilfe-Leistung
Abb. 24: Das Schema verdeutlicht die Möglichkeiten der Blutstillung an unterschiedlichen Körperteilen
3.5.4.1 Blutungen an den Extremitäten
Blutende Extremitäten sollten sofort hochgehalten oder hochgelegt werden, um den Blutfluss zur Wunde zu reduzieren. Bei einer Blutung am Arm wird darüber hinaus die Hauptschlagader abgedrückt. Dazu presst der Helfer mit 4 Fingern einer Hand in die Muskellücke auf der Innenseite des Oberarms hinein (Abb. 25). Die Hauptblutzufuhr zum Arm wird verringert; kleinere Blutgefäße können immer noch das Gewebe versorgen. Ein anderer Helfer legt parallel den Druckverband an.
Abb. 25: Abdrücken der Hauptschlagader bei Blutungen am Arm
Druckverband (Abb. 26)
- Die Wunde wird mit einer Kompresse abgedeckt.
- Durch das zwei- bis dreimalige Umwickeln mit einer Binde (oder einem gefalteten Dreiecktuch) wird die Kompresse befestigt.
- Nun wird der Druckkörper auf den Wundbereich gelegt.
- Die Binde wird weiter abgewickelt, sodass die Kompresse seitlich nicht herausrutschen kann.
- Als Letztes werden die Bindenenden am besten verknotet; zur Druckverstärkung ruht der Knoten auf dem Druckkörper.
- Das Abdrücken am Arm wird beendet.
Abb. 26: Druckverband: Statt einer Binde kann auch ein Dreiecktuch genutzt werden, um den Druckkörper zu fixieren
Druckverband
Den Druckverband darf man nicht zu fest verknoten, da dies einem Abbinden gleichkommen würde. Äußert der Verletzte Schmerzen oder Gefühllosigkeit, wird der Verband gelockert. Kommt es hingegen zur starken Durchblutung, wird über dem ersten Druckverband ein neuer angebracht.
Beim Anlegen des Verbandes muss der Helfer darauf achten, dass der Druckkörper nicht seitlich herausrutscht.
3.5.4.2 Amputationsverletzungen
Amputationsverletzungen sind völlige oder teilweise Abtrennungen eines Körperteils. Von derartigen Verletzungen sind hauptsächlich die Arme und Beine bzw. Finger betroffen. Bei rascher Hilfe und korrekter Versorgung des abgetrennten Körperteils (Amputat) und des Betroffenen können heutzutage abgetrennte Extremitäten wieder "angenäht" werden. Die Suche nach dem Amputat darf jedoch nicht die Versorgung der blutenden Person verzögern. Zuerst muss die Blutung gestillt werden. Da an den meisten Amputationsverletzungen ein Druckverband nicht richtig fixierbar ist, muss der Ersthelfer geeignete Materialien (z. B. Verbandtücher, Handtüche...