Unter dem Ausdruck Diabetes mellitus werden Störungen des Zuckerstoffwechsels zusammengefasst, die zu einer dauerhaften Erhöhung des Blutzuckerspiegels führen. Umgangssprachlich wird sie deshalb Zuckerkrankheit genannt.
3.6.5.1 Ursachen
Es werden 2 Hauptformen unterschieden:
- Typ I-Diabetes wird auch jugendlicher Diabetes genannt, da er meist bereits in der Jugend entsteht. Die insulinproduzierenden Zellen werden zerstört. Diabetiker dieses Typs müssen sich regelmäßig Insulin spritzen, damit der Körper den Blutzucker verwerten kann.
- Als Folge falscher Ernährungsgewohnheiten entsteht, zumeist bei älteren Leuten, der Typ II-Diabetes. Er beginnt langsam und beruht auf einer zunehmenden Unempfindlichkeit der Zellen gegenüber Insulin.
3.6.5.2 Arten diabetischer Notfälle
Anlass für Erste-Hilfe-Maßnahmen ist i. d. R. nicht die Tatsache, dass Diabetes mellitus vorliegt, sondern die daraus resultierenden Extremsituationen.
Eine Unterzuckerung (Hypoglykämie, hypoglykämischer Schock) tritt bei Diabetikern oft auf, wenn sie sich zu viel Insulin gespritzt, stark körperlich belastet oder unzureichend ernährt haben. Der Blutzuckerspiegel ist zu gering.
Übersteigt der Blutzuckerspiegel jedoch einen bestimmten Wert, scheiden die Nieren – die das Blut filtern – Zucker über den Urin aus – es kommt zur Überzuckerung (Hyperglykämie, diabetisches Koma). Gleichzeitig werden große Mengen Flüssigkeit und Körpersalze ausgeschieden.
3.6.5.3 Erkennen
Was für eine Art eines diabetischen Notfalls vorliegt, wird anhand markanter Merkmale ersichtlich (Tab. 8).
Unterzuckerung |
Überzuckerung |
- Erregung, Konzentrationsprobleme
- Angst, Aggressivität
- Seh-/Sprachstörungen
- Heißhunger
- Schweißausbrüche
- Unruhe, Zittern
- Blässe
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- tiefe Atmung, die starken Fruchtgeruch freisetzt
- Mattigkeit
- Durst
- Harndrang
- trockene Haut/Schleimhäute
- evtl. Bewusstlosigkeit
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Tab. 8: Merkmale diabetischer Notfälle
3.6.5.4 Gefahren
Neben den grundsätzlichen Risiken einer Diabeteserkrankung gibt es bei diabetischen Notfällen immer die Gefahr einer Bewusstlosigkeit und das damit verbundene Risiko der Atemwegsblockade durch Fremdkörper.
3.6.5.5 Erste-Hilfe-Leistung
Im Fall einer Unterzuckerung kann der Ersthelfer dem Betroffenen zuckerhaltige Nahrung (z. B. Schokoriegel, Traubenzucker) oder Getränke (z. B. Cola, Brause) geben – allerdings nur, wenn der Diabetiker nicht bewusstlos ist. Durch den Zucker wird dem Körper schnell wieder Energie zugeführt. Tritt Bewusstlosigkeit ein, wird die Person in die stabile Seitenlage gedreht. Die Anzeichen der Unterzuckerung klingen daraufhin meist rasch wieder ab.
Bei einer Überzuckerung muss sich der Diabetiker unverzüglich Insulin zuführen. Der Helfer reicht ihm dazu das notwendige Medikament. Wird der Betroffene bewusstlos, wird er in die stabile Seitenlage gebracht.
Der Notruf ist spätestens dann abzusetzen, wenn es zur Bewusstlosigkeit kommt. Im Zweifelsfall sollte er sofort erfolgen.