Dipl.-Ing. Andreas Terboven
4.1 Grundeinstellung der Unternehmensleitung
Fachkräfte für Arbeitssicherheit und Betriebsärzte sind Stabsstellen; sie beraten den Unternehmer bzw. die Geschäftsleitung direkt in Sachen Arbeitsschutz. Insofern ist es für eine effektive Arbeit der Fachkräfte für Arbeitssicherheit und Betriebsärzte wichtig, dass die Geschäftsleitung auch den Gedanken des Arbeitsschutzes verinnerlicht und nach außen hin vertritt.
Es ist nicht wünschenswert, wenn die Unternehmensleitung den Arbeitsschutz als notwendiges Übel ansieht, das aufgrund gesetzlicher Forderungen nun einmal da ist, aber eigentlich nichts bringt und ohnehin nur Geld kostet und Ressourcen bindet, die anderswo sinnvoller und produktiver eingesetzt werden könnten. Hier muss u. U. in aufwendiger Kleinarbeit, ggf. mühsamen Gesprächen und Diskussionen, beim Unternehmer eine dem Arbeitsschutz gewogene Grundeinstellung erreicht werden. Auf die kritische Frage des Geschäftsführers, warum er pro Jahr 1.000 EUR für Sicherheitsschuhe ausgibt, obwohl es doch seit mehreren Jahren keine Fußverletzung mehr gegeben hat, kann eine Antwort beispielsweise wie folgt lauten: "Es gab keine Fußverletzung in den letzten Jahren, eben weil Sie pro Jahr 1.000 EUR für Sicherheitsschuhe ausgeben!"
Auf diese Weise wird die Investition in ein positives Licht gerückt, der Geschäftsführer erhält den Eindruck, dass sich seine Investition auszahlt. Ob sich dies allerdings bis ins kleinste Detail so nachweisen lässt, muss bezweifelt werden. Denn heutzutage befindet sich der Arbeitsschutz auf einem so hohen Niveau, dass die eingesetzten monetären Mittel sich kaum in einem ebenso hohen finanziellen Benefit ausdrücken.
4.2 Investitionen eines Unternehmens
Aufgrund der demografischen Entwicklung wird die Belegschaft eines Unternehmens in Zukunft älter sein, als dies früher der Fall war. Daher ist ein Unternehmer auch gut beraten, wenn er entsprechende Investitionen in die Belegschaft tätigt. Denn nicht nur Maschinen und Anlagen sind für den Erfolg eines Unternehmens wichtig, noch wichtiger sind i. d. R. die Beschäftigten. Und hier gilt: gute und motivierte Mitarbeiter sind langfristige Mitarbeiter. Dies gilt insbesondere in Zeiten eines Fachkräftemangels. Motiviert sind die Beschäftigten aber nur, wenn sie sich am Arbeitsplatz auch wohlfühlen. Und dazu gehört, dass die Arbeit sicher bewältigt werden kann. Daher stellen Gesundheit und Sicherheit im Betrieb durchaus einen Wettbewerbsfaktor dar, der nicht zu vernachlässigen ist. Durch zufriedene und motivierte Mitarbeiter wird Folgendes erreicht:
- Senkung des Krankenstandes und der Fehlzeiten,
- Verringerung der Fluktuation,
- Produktivitätssteigerung.
Die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens auf der einen Seite und die Gesundheit und Sicherheit der Belegschaft auf der anderen Seite hängen oft eng zusammen. Ohne qualifizierte und motivierte Mitarbeiter sind wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmen langfristig kaum denkbar.
In größeren Unternehmen stellt der Arbeitsschutz oftmals eine feste Größe dar. In Klein- und mittleren Unternehmen ist dies häufig jedoch noch nicht der Fall. Hier sorgen nicht selten lediglich die Auflagen der Berufsgenossenschaft und der staatlichen Arbeitsschutzbehörde dafür, dass zumindest die gesetzlichen Bestimmungen in Sachen Arbeitsschutz eingehalten werden.
Gerade die Unternehmen in Deutschland sind auf die Kreativität, das Fachwissen und Engagement ihrer Mitarbeiter angewiesen. Dies funktioniert aber nur, wenn die Mitarbeiter gesund und motiviert sind. Nur so kann ein hohes Engagement der Beschäftigten erzielt werden und ggf. die Produktivität mittel- und langfristig gesteigert werden, auch durch eine Reduzierung der Fehlzeiten.
Die Gesundheit und Zufriedenheit der Belegschaft kann durch gezielte Maßnahmen erhalten oder verbessert werden. Die Möglichkeiten der infrage kommenden Maßnahmen sind schier endlos. Dies können Fortbildungen für Vorgesetzte oder Mitarbeiter sein; es kann sich jedoch auch als überaus sinnvoll herausstellen, wenn hochwertige, d. h. ergonomisch günstige, Bürodrehstühle angeschafft werden, wodurch sich ggf. Rückenprobleme beim einen oder anderen Mitarbeiter vermeiden oder zumindest mindern lassen.
Da nicht jeder als Vorgesetzter geboren wird, führt es häufig zu Problemen, wenn Mitarbeiter in Führungspositionen kommen, die mit dieser Rolle überfordert sind. Aber auch langjährige Führungskräfte sind nicht unbedingt immer gute Führungskräfte. Hier kann möglicherweise eine entsprechende Trainingsmaßnahme zu Verbesserungen, auch oder gerade im Verhalten zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern, führen.
Wichtig ist, dass entsprechende Defizite bzw. ein Handlungsbedarf seitens des Unternehmens erkannt und durch gezielte Maßnahmen mit überschaubarem finanziellen Aufwand deutlich verbessert werden.
Welche Maßnahmen als sinnvoll erscheinen, ist in jedem Unternehmen unterschiedlich. Es ist eine durchaus aufwendige, aber lohnenswerte Aufgabe, dies zu ergründen und die notwendigen Maßnahmen umzusetzen. Sich hierbei externe, fachlich qualifizierte Hilfe zu holen, ist oftmals ebenso sinnvoll wie notwendig.
4.3 Visuelle Möglichkeiten
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