Dr.-Ing. Vilia Elena Spiegel-Ciobanu
Die in den letzten Jahren gewonnenen neuen arbeitsmedizinischen und toxikologischen Erkenntnisse aus Forschungsvorhaben und Studien dienen als Grundlage für die Beratungen in den zuständigen Gremien der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Die Senatskommission aktualisiert jährlich die Liste der Maximalen Arbeitsplatzkonzentrationen (MAK) und der Biologischen Arbeitsstofftoleranzwerte. Auch die Einstufungen für krebserzeugende Stoffe werden jährlich auf den Prüfstand gestellt.
Sie sind die Grundlage für die Beratungen im Ausschuss für Gefahrstoffe (AGS) bezüglich der Aktualisierung der TRGS 905 "Verzeichnis krebserzeugender, keimzellmutagener oder reproduktionstoxischer Stoffe". Diese listet die krebserzeugenden Stoffe und deren Einstufung auf, die nicht in anderen Listen, z. B. der EU, aufgeführt sind. Für krebserzeugende Stoffe wurde ein Risikokonzept i. S. von § 10 GefStoffV festgelegt und in der TRGS 402 bekannt gegeben. Dabei werden die am Arbeitsplatz gemessenen Konzentrationen mit den Akzeptanz- und Toleranzkonzentrationen verglichen. Entsprechend können die Befunde lauten:
- "Toleranz- bzw. Akzeptanzkonzentration eingehalten" oder
- "Toleranzkonzentration überschritten".
Eine eventuell vorhandene Hintergrundkonzentration kann vom Arbeitgeber im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung berücksichtigt werden (TRGS 910).
Die festgelegten Grenzwerte werden unterschieden in
- verbindliche Grenzwerte, z. B. AGW. Diese sind durch den AGS beraten und verabschiedet und in der TRGS 900 publiziert. Weitere verbindliche Grenz- und Richtwerte sind die EU-Werte (Grenzwerte der Europäischen Union), die für eine berufsbedingte Exposition aufgestellt sind. Diese Grenzwerte sind, wie auch die AGW und die MAK, Schichtmittelwerte bei achtstündiger Exposition.
- unverbindliche Grenzwerte, die von sachverständigen Gremien veröffentlicht werden, wie z. B. MAK, die von der DFG aufgestellt und in der MAK-und-BAT-Werte-Liste jährlich publiziert werden.
Im November 2017 wurde die TRGS 561 "Tätigkeiten mit krebserzeugenden Metallen und ihre Verbindungen" herausgebracht. Diese beschreibt Schutzmaßnahmen, die umgesetzt werden müssen beim Umgang mit krebserzeugenden Metallen und deren chemischen Verbindungen für verschiedene Bereiche. Hier werden auch die neuen und verbindlichen Akzeptanz- und Toleranzkonzentrationen für relevante krebserzeugende Stoffe tabellarisch aufgelistet. Der Bereich Schweißen und verwandte Verfahren wird durch die TRGS 528 abgedeckt.
Ein aktueller Stand der für die Schweißtechnik relevanten Schadstoffe, deren Grenzwerte und Einstufungen wird in Tab. 1.1 bis Tab. 1.3 dargestellt.
1 Gasförmige Schadstoffe |
I |
II |
III |
IV |
V |
Schadstoff |
Einstufung K |
Grenzwert (AGW, MAK) |
Wert im biol. Untersuchungsmaterial |
G- Grundsätze |
Relev. Regeln/ Hinweise |
mg/m3 |
ml/m3 (ppm) |
Art (Herkunft) |
Spitzenbegr. |
Kurzzeitwerthöhe3) |
Kurzzeitwertdauer1) |
Kategorie2)/ Überschreitungsfaktor |
1.1 Toxisch |
Kohlenmonoxid (CO) |
|
35 |
30 |
AGW (DFG) |
2(II) |
2 AGW |
15 min, MiW |
BAT 5 % CO-Hb B |
7 |
für Nicht-raucher |
Kohlendioxid (CO2) |
|
9.100 |
5.000 |
AGW (DFG, EU) |
2(II) |
2 AGW |
15 min, MiW |
|
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Phosgen (Carbonylchlorid) (COCl2) |
|
0,41 |
0,1 |
AGW (DFG, EU, AGS) |
2(I) |
2 AGW |
15 min, MiW |
|
|
|
Stickstoffmonoxid (NO) |
|
2,5 |
2 |
AGW (EU, AGS) |
2(II) |
2 AGW |
15 min, MiW |
|
|
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1.2 Krebserzeugend |
Formaldehyd4) (CH2O) |
1B (EU) 4 (DFG) |
0,37 |
0,3 |
AGW (AGS) |
2(I) |
2 AGW |
15 min, MiW |
|
|
TRGS 513, 6075) |
Ozon4) (O3) |
3B (DFG) |
|
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|
– |
– |
– |
|
|
|
Stickstoffdioxid4) (NO2) |
3B (DFG) |
0,95 |
0,5 |
AGW (AGS) |
2(I) |
2 AGW |
15 min, MiW |
|
|
|
1) |
Die Dauer der erhöhten Exposition darf in einer Schicht insgesamt 1 Stunde nicht überschreiten. |
2) |
Kategorie I: Stoffe, bei denen die lokale Wirkung grenzwertbestimmend ist, oder atemwegssensibilisierende Stoffe Kategorie II: Resorptiv wirksame Stoffe Überschreitungsfaktor: Basiswert für Kategorie I, i. d. R. Faktor 1; Basiswert für Kategorie 2, i. d. R. Faktor 2 |
3) |
Die Kurzzeitwertkonzentration ergibt sich aus dem Produkt von Arbeitsplatzgrenzwert und Überschreitungsfaktor. Der Schichtmittelwert ist in jedem Fall einzuhalten. Insgesamt sind 4 Kurzzeitwertphasen innerhalb einer Schicht zulässig. (Quelle: TRGS 900) |
4) |
Verdacht auf krebserzeugende Wirkung. |
5) |
Zurückgezogen. |
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Tab. 1.1: Schadstoffe in der Schweißtechnik, Grenzwerte und Einstufung – Gasförmige Schadstoffe
2 Partikelförmige Schadstoffe |
I |
II |
III |
IV |
V |
Schadstoff |
Einstufung K |
Grenzwert (AGW, MAK, BM, AK, TK) |
Wert im biol. Untersuchungsmaterial |
G- Grundsätze |
Relev. Regeln/ Hinweise |
mg/m3 |
ml/m3 |
Art (Herkunft) |
Spitzenbegr. |
Kurzzeitwerthöhe3) |
Kurzzeitwertdauer1) |
Kategorie2)/ Überschreitungsfaktor |
2.1 Lungenbelastend |
Allgemeiner Staubgrenzwert |
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|
|
1,25 (A) |
|
AGS, DFG |
8 |
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|
|
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|
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|
10 (E) |
|
AGS, DFG |
2(II) |
|
|
|
|
|
Aluminiumoxid |
|
1,25 (A)/ 10 (E) |
|
ASGW (AGS) |
8/2(II) |
8/2 AGW |
15 min, MiW |
BAT 60 µg/g U |
|
|
Magnesiumoxid |
|
1,25 (A)/ 10 (E) |
|
ASGW (AGS) |
8/2(II) |
8/2 AGW |
15 min, MiW |
|
|
|
Titandioxid |
|
1,25 (A)/ 10 (E) |
|
ASGW (AGS) |
8/2(II) |
8/2 AGW |
15 min, MiW |
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2.2 Toxisch |
Barium-Verbindungen, löslich |
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0,5... |