Johanna Kauderer, Dipl.-Päd. Anneke Schröder
Führungskräfte haben in ihrem Führungsalltag verschieden Funktionen inne. Und – ob sie es wollen, oder nicht – damit erfüllen sie auch im Kontext der Mitarbeitergesundheit unterschiedliche Rollen. Im Folgenden sind diese so dargestellt, wie sie sich im idealen Fall gesundheitsfördernd auf die Mitarbeiter auswirken.
2.1 Gestaltung von Arbeitsbedingungen: Partizipation und Wertschätzung
Gestaltung von Rahmenbedingungen
Aufgrund von Regelungen und Vorgaben sowie durch die Festsetzung von Verfahrenswegen wirken Führungskräfte in dieser Funktion als Gestalter der Arbeitsorganisation und der Arbeitstätigkeit. Mitarbeiter sollten die Möglichkeit haben, auf ihre Arbeitsbedingungen Einfluss zu nehmen, um Reaktanz (= Abwehrreaktion auf psychischen Druck) zu vermeiden.
Sie beeinflussen:
- Ausmaß der Mitarbeiterpartizipation bei Planungs- und Entscheidungsprozessen
- Art der Arbeitsanforderungen
- Ausmaß der Arbeitsbehinderungen
- Gestaltung des Arbeitsumfelds (Ergonomie, …)
Empowerment
"Empowering Leadership" bedeutet eine Führung auf Augenhöhe, Teamarbeit, Vermittlung der Relevanz der Aufgaben sowie Partizipation und Selbstorganisation. Es ist ein Führungsansatz, der darauf abzielt, den Mitarbeitern mehr Verantwortung, Autonomie und Entscheidungsbefugnisse zu übertragen, um sie zu ermächtigen und zu ermutigen, selbstständig zu handeln, Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen. Empowering Leadership fördert die Selbstorganisation, Partizipation und Teamarbeit und verabschiedet sich von einem hierarchischen Führungsverständnis, das auf Druckmitteln zur Durchsetzung von Leistungszielen basiert.
Empowering Leadership trägt zur Gesundheit der Mitarbeiter bei, da es den Mitarbeitern ermöglicht, mehr Kontrolle über ihre Arbeitssituation zu erhalten. Dies kann zu einem Gefühl der Selbstwirksamkeit und des Engagements führen, was wiederum Stress reduzieren und das Wohlbefinden am Arbeitsplatz verbessern kann. Zudem fördert Empowering Leadership eine offene Kommunikation, Partizipation und Teamarbeit, was das Gefühl der Zugehörigkeit und Unterstützung stärken kann. Durch diese positiven Auswirkungen auf die Arbeitsumgebung und das Arbeitsklima kann Empowering Leadership dazu beitragen, die Gesundheit der Mitarbeiter zu fördern.
Gestaltung von zwischenmenschlichen Beziehungen
Führungskräfte wirken gestaltend auf die zwischenmenschlichen Beziehungen in ihrer Abteilung ein. Durch ihr Sozial- und Führungsverhalten haben sie einen direkten Einfluss auf die Beschäftigten sowie auf andere Vorgesetzte und Kollegen. Sie wirken v. a. ein auf:
- Klima innerhalb der Abteilung,
- Anerkennung von Leistungen,
- faire Beurteilung der Angestellten,
- Gespräch und Gesprächsführung,
- Umgang mit Stress,
- soziale Unterstützung der Mitarbeiter bei der Aufgabenerledigung.
Gute Mitarbeiterführung beinhaltet das präventive Erkennen von Fehlentwicklungen und rechtzeitiges Planen von Interventionsmaßnahmen. Die Führungskraft sollte in der Lage sein, erste Anzeichen von Mobbing oder Burnout bei Mitarbeitern zu erkennen.
Unterstützung der Mitarbeiter
Durch gegenseitige Unterstützung kann dafür gesorgt werden, dass Mitarbeiter besser mit Belastungen umgehen können. Bei schwierigen Aufgaben ist fachliche Unterstützung nötig, wohingegen monotone Aufgaben mit emotionaler Unterstützung besser bewältigt werden können.
Mitarbeiter, denen eine gewisse Fehlerquote zugestanden wird, empfinden die Anforderungen als weniger belastend. Sie sollten nicht mit schwierigen Aufgaben alleingelassen werden. Sinnvoll sind auch Weiterbildungsmaßnahmen für die Mitarbeiter zur Stressprävention und zum Stressmanagement. Dies wirkt sich belastungsreduzierend aus. Auch demonstrieren Führungskräfte so ihre Wertschätzung. Sie zeigen, dass der Mitarbeiter als wichtigstes Potenzial für den ökonomischen Erfolg eines Unternehmens ernst genommen wird.
2.2 Vorleben von Werten und Normen
Führungskräfte sind Vertreter der Unternehmenskultur. Sie transportieren diese an die Mitarbeiter. So geben Sie z. B. eine Orientierung am Unternehmensleitbild und an der Unternehmenspolitik. Ihre Grundhaltung trägt auch zur Entwicklung von Einstellungen zu Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter bei. Mitarbeiter orientieren sich am Verhalten von Führungskräften. Deshalb sollten Führungskräfte so handeln, wie sie es auch von anderen erwarten. Das Gesundheits- und Sicherheitsverhalten von Mitarbeitern spiegelt oft das Verhalten der Führungskräfte wider.
2.3 Multiplikatorenfunktion
Führungskräfte können als Vermittler von Wissen zu Gesundheit und Sicherheit eine Multiplikatorenfunktion einnehmen. Auch deshalb ist es wichtig, sie in die Planung und Umsetzung des Gesundheitsmanagements einzubeziehen und ihre Gesundheitskompetenz zu erhöhen.
Bewusstsein der Führungskräfte steigern
In der klassischen Führungskräfteausbildung wird das Thema "Gesundheit" oft vernachlässigt: Wenig Führungskräfte sind sich ihrer Verantwortung bewusst. Durch Information und Weiterbildung kann das Bewusstsein der Führungskräfte für ihre Verantwortung als Vorbilder und Multiplikatoren gestärkt werden.
2.4 Lotsenfunktion
Bei speziellen Fragestellungen und Anliegen bilden Führung...