8.1 Negative Auswirkungen für den Einzelnen
Die Folgen für den Einzelnen stellen sich unterschiedlich dar. Wie, das hängt ab von der Persönlichkeit des Opfers, seiner Belastbarkeit, seinen Bewältigungsstrategien und seiner Unterstützung im beruflichen und privaten Umfeld.
Es kann zu körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen kommen. Angstzustände, Schlafprobleme, innere Unruhe, Vermeidungsverhalten sind einige Phänomene, die im Extremfall in eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) münden. Die PTBS ist eine anerkannte psychische Erkrankung, die bis zur Berufsunfähigkeit führen kann.
Es ist schwierig vorherzusagen, wie ein Mitarbeiter auf erneute Gewaltakte reagieren wird. Die Vorstellung, dass Übergriffe jederzeit wieder stattfinden können, ist auch für unempfindlichere Naturelle beunruhigend. Sensiblere Charaktere sind ständig in Alarmbereitschaft, was sich körperlich in einer dauerhaft erhöhten Aktivierung des zentralen Nervensystems (Arousal) äußert. Ein hohes Ausmaß an Arousal, einhergehend mit einer erhöhten Aufmerksamkeit, Wachheit und Reaktionsbereitschaft, führt langfristig zu einer körperlichen Überforderung. Dadurch kann die Leistungsfähigkeit sinken – man wird ängstlich und unsicher im Umgang mit Kunden oder Kollegen, vermeidet notwendige schwierige Gespräche; die (Langzeit-)Erkrankungswahrscheinlichkeit steigt.
8.2 Negative Auswirkungen für das Unternehmen
Mitarbeiter in Dienstleistungsbranchen sind auf die Leistungsbereitschaft und -fähigkeit ihrer Mitarbeiter angewiesen. Sind diese demotiviert oder nicht mehr leistungsfähig, sinkt die Produktivität, verschlechtert sich das Arbeits- und Organisationsklima, erhöhen sich die Ausfallzeiten. Halten Mitarbeiter den Angst-Dauerstress nicht mehr aus, gehen sie "ganz aus dem Felde", d. h., sie bewerben sich weg oder werden krank.
8.3 Negative Auswirkungen für die Gesellschaft
Auch die Gesellschaft ist durch Gewalt belastet. Nicht nur durch die immer häufiger stattfindenden Übergriffe im öffentlichen Raum – und damit Bedrohung für Leib und Seele –, sondern auch durch die zunehmende Gewalt am Arbeitsplatz. Jeder einzelne ist durch erhöhte Kontroll- und Sicherheitsvorschriften in Unternehmen und Behörden tangiert. Die Kosten im Gesundheits- und Rentenwesen nehmen durch Frühverrentungen, Arbeits- und Dienstunfähigkeiten und Therapien zu. Gründe hierfür sind arbeitsbedingte psychische Belastungen und die vermehrte Diagnose psychischer Erkrankungen, deren Ursache auch Gewalterfahrung am Arbeitsplatz sein kann.