Dipl.-Ing. Cornelia von Quistorp
Zusammenfassung
HIV steht für Humanes Immundefizienzvirus. Die Infektion mit diesem Virus erfolgt von Mensch zu Mensch über bestimmte Körperflüssigkeiten (v. a. Blut, Sperma, Vaginalsekret, Muttermilch) und löst über mehrere Stadien eine gravierende Immunschwäche mit charakteristischen Folgeerkrankungen aus. Dieses Krankheitsbild wird dann mit dem Begriff AIDS (englisch: Acquired Immunodeficiency Syndrom) bezeichnet. Eine HIV-Infektion ist nicht heilbar und führt unbehandelt über einige Jahre zum Tod. Ausbruch und Verlauf der AIDS-Erkrankung können heute medikamentös weitgehend verzögert werden. Auf diese Weise konnte in den Industrieländern die Lebensqualität und -erwartung HIV-Infizierter so gesteigert werden, dass sie in der Regel über Jahrzehnte hinweg normal am Arbeitsleben teilnehmen.
Da es sich bei der HIV-Infektion um eine ernste, übertragbare Krankheit handelt, sind die Bestimmungen des Infektionsschutzgesetzes zu beachten. Eine HIV-Infektion ist (anonym) meldepflichtig gegenüber dem zuständigen Gesundheitsamt (§ 7 IfSG). Zur Meldung verpflichtet sind alle den Test durchführenden öffentlichen oder privaten Untersuchungsstellen.
Wenn Beschäftigte beruflich Kontakt zu potenziell infektiösen Körperflüssigkeiten haben (v. a. Blut), gelten in diesen Tätigkeitsfeldern die Biostoffverordnung und die zugehörigen Technischen Regeln für biologische Arbeitsstoffe (TRBA), die die Maßnahmen zum Infektionsschutz bei blutübertragbaren Erregern definieren.
Wo außerhalb von Heilberufen beruflich- oder gewerblich Tätigkeiten ausgeübt werden, bei denen Infektionsgefahren u. a. mit dem HI-Virus bestehen (Friseure, Maniküre, Pediküre, Piercing, Tätowieren u. a.) gelten die Hygieneverordnungen der Länder, die sich v. a. auf den Schutz vor blutübertragbaren Krankheiten wie HIV und Hepatitis beziehen und konkrete Maßnahmen zum Schutz sowohl von Ausführenden als auch von Kunden vorschreiben.
1 Krankheitsverlauf
Der Ablauf einer HIV-Infektion wird in 3–4 Phasen beschrieben:
Akute Phase (1–6 Wochen nach erfolgter Infektion, Dauer ca. 4–6 Wochen)
Die akute Phase verläuft unter unspezifischen Symptomen, die auch bei anderen, häufigeren Infektionen auftreten, wie Fieber, Unwohlsein, Kopf- und Gliederschmerzen, Appetitlosigkeit, Ausschläge, geschwollene Lymphknoten usw. Damit ist die Erstinfektion schwer zu identifizieren, zumal die Akutphase auch weitgehend symptomfrei verlaufen kann.
Ein HIV-Test gibt in der akuten Phase noch keinen positiven Befund, Antikörper sind im Blut erst nach ca. 12 Wochen sicher nachweisbar. Allerdings können Infizierte das Virus bereits in der ersten Phase weiterverbreiten, in der die Viruslast in Blut und anderen Körperflüssigkeiten besonders hoch ist, weil das Immunsystem noch nicht stark aktiviert ist.
Latenzphase
Die Latenzphase ist eine lange, weitgehend symptomfreie Zeit. Ihre Dauer ist unterschiedlich und abhängig vom Erregertyp, der persönlichen Konstitution, den Lebensumständen und v. a. der medikamentösen Behandlung, wenn eine Diagnose erfolgt ist. Bei aggressiven Verläufen kann die Krankheit schon in wenigen Jahren voll ausbrechen. Bei guter und vor allem frühzeitiger medizinischer Betreuung sind heute aber sehr lange Latenzzeiten möglich, in deren Folge sich die Lebenserwartung von HIV-Infizierten der der Allgemeinbevölkerung annähert. Infizierte Personen sind in dieser Zeit meist nicht auffällig oft krank. Mögliche negative Wirkungen der langzeitigen Einnahme virusunterdrückender Medikamente konnten noch nicht vollständig geklärt werden. Ohne medikamentöse Therapie wird allerdings durch das Virus die körpereigene Immunabwehr nach und nach zerstört. Dadurch geht die Latenzphase i. d. R. früher oder später in die nächste Phase über.
ARC-Phase (Aids Related Complex)
In der ARC-Phase treten zunehmend unspezifische Krankheiten auf wie grippeähnliche Zustände (typisch mit dauernder Lymphknotenschwellung) und Durchfälle, die kaum mehr zurückgehen.
Krankheitsphase (AIDS)
Vom Ausbruch der AIDS-Erkrankung wird gesprochen, wenn bei einem HIV-Infizierten die sog. AIDS-definierenden Erkrankungen festgestellt werden. Das sind typische, durch unterschiedliche Erreger (Bakterien und Viren, aber auch Pilze oder Parasiten) ausgelöste, schwere Infektionskrankheiten, die z. B. Lunge, Magen, Darm, Hirn und Haut betreffen, aber auch bestimmte Krebsarten. Durch den totalen Zusammenbruch des Immunsystems führen diese Erkrankungen letztlich zum Tod.
2 Therapie
Das HI-Virus lässt sich bisher im menschlichen Organismus nicht abtöten. Die Therapie zielt darauf ab, die Vermehrung des Virus und damit seine Auswirkungen auf das Immunsystem und auch die Infektionsgefahr, die vom Betroffenen ausgeht, zu unterdrücken. Sie ist lebenslang erforderlich.
Die dafür erforderlichen Wirkstoffkombinationen stehen inzwischen in immer besser abgestimmten Medikamenten zur Verfügung, sodass die Therapie deutlich weniger unerwünschte und die Lebensqualität weniger einschränkende Nebenwirkungen hat. Eine gute ärztliche Begleitung ist für Betroffene...