Prof. Dr.-Ing. habil. Manfred Rentzsch
1.1 Infraschallquellen
Gemäß der Technischen Anleitung zum Schutz gegen Lärm (TA Lärm) sind tieffrequente Geräusche im Frequenzbereich bis 90 Hz charakteristisch. Sie schließen damit den Bereich für Infraschall von 1-20 Hz ein. Den Infraschallanteil eines Geräusches kann man aus der Differenz von unbewertetem und C-bewertetem Schalldruckpegel ermitteln.
Typische Aggregate und Maschinen, die Infraschall emittieren, sind neben den bereits einleitend genannten Quellen
- Raumlufttechnische Anlagen,
- Kühlaggregate (Lüftungsanlagen, Klima- und Kühlgeräte),
- Heizungsanlagen (insbes. Luftwärmepumpen),
- Transformatorenstationen,
- (Mini-) Blockheizkraftwerke,
- (Klein-) Windenergieanlagen,
- Haushaltsgeräte (z. B. Waschmaschinen, Wäschetrockner, Geschirrspülmaschinen),
- Kolbenkompressoren,
- Gebäudehüllen von Produktionshallen, die von Pressen, Stanzen oder Vibrationsrinnen zu Schwingungen angeregt werden,
- Musikanlagen in Gaststätten und Diskotheken.
1.2 Wirkungen von Infraschall auf den Menschen
Die Hörschwelle des Menschen und die Schwelle einer beginnenden Belästigung durch Geräusche liegen dicht beieinander und gehen mit zunehmender Tiefe des Frequenzbereiches ineinander über. Im Bereich < 20 Hz wird Schall nicht mehr gehört, sondern wahrgenommen. Man spricht deshalb auch von einer Wahrnehmungsschwelle. Im Beurteilungsverfahren nach DIN 45680 wird eine Gewichtung verwendet, indem frequenzabhängig eine unterschiedlich starke Wahrnehmung von Geräuschkomponenten mit gleichem (unbewerteten) Schalldruckpegel berücksichtigt wird. Das für tiefe Frequenzen charakteristische Brummen oder Dröhnen wird vorrangig nur innerhalb von Gebäuden und dort nur in einzelnen Räumen wahrgenommen. Von Krahe (2020) werden folgende typische Wirkungen im Zusammenhang mit ITFS (Infraschall und tieffrequenter Schall) genannt:
- Einschlafschwierigkeiten,
- Nervosität,
- Schwindel,
- Niedergeschlagenheit,
- Konzentrationsschwierigkeiten,
- Furcht,
- Frustration.
Zu raumlufttechnischen Anlagen, Anlagen zu Energieerzeugung und Transport, Anlagen für Veranstaltungen und Vergnügen liegen bereits erste Ergebnisse zur Beeinträchtigung der Gesundheit des Menschen vor. Umweltepidemiologische Langzeitstudien in der Umgebung von Windenergieanlagen sind in Vorbereitung.
Von Eulitz et al. (2019) werden neue Erkenntnisse und Ansätze zu tieffrequenten Geräuschen in der Nähe von Wohnbebauungen vorgestellt.
Im Ergebnis der Berechnungen ist zu erwarten, dass Konflikte aufgrund tieffrequenter Geräusche in der Umgebung von Wohnbebauung in Zukunft deutlich zunehmen werden. Konfliktpotenzial wurde für Frequenzen > 50 Hz prognostiziert.
Aktuell werden die Wirkungen tieffrequenter Geräusche durch Luftwärmepumpen auf den Nachtschlaf untersucht, die durch periodischen Wechseldruck beim Drehen der Rotorblätter verursacht werden. Betroffene berichten über erhebliche Schlafstörungen durch in Betrieb befindliche Wärmepumpen zur Nachtzeit bzw. über permanente Lärmbelästigung bei ihrer Nutzung z. B. zur Beheizung des Swimming Pools auch zur Tageszeit.