Dipl.-Biol. Bettina Huck, Dipl.-Chem. Michael Rocker
Biozide stellen bezüglich Regelsetzung und Höhe der möglichen Gefährdung einen Sonderfall dar. Das bedeutet, dass die chemischen und damit einhergehend die toxikologischen Eigenschaften von Bioziden ein höheres Maß an Besorgnis erfordern und daraus folgend seit 1998 Biozide im Gegensatz zu anderen Gefahrstoffen in der EU besonderen Regularien unterliegen. Das hat nicht nur mit der besonderen Gefährlichkeit zu tun, sondern hängt auch damit zusammen, dass viele Biozide frei verfügbar sind (gibt's in jedem Gartencenter) und von Personen angewendet werden, die nur den blauen vom grünen Kanister unterscheiden. Weiterhin sind in die Anwendung – jetzt spezifisch im Bereich KSS – viele Personen eingebunden, denen nicht bewusst ist, mit welchen Stoffen sie umgehen.
Innerhalb des Systems der Datenermittlung und -kommunikation stellt sich für den KSS-Anwender die Frage, mit welchen Gefährdungen er es zu tun hat und welche Schutzmaßnahmen ergriffen werden müssen.
Normalerweise genügt bei der Planung des Biozideinsatzes die Feststellung, ob es sich um ein Bakterizid, ein Fungizid oder ein "Kombipräparat" mit gleichzeitig bakterizider und fungizider Wirkung handelt. Vor der Anwendung empfiehlt es sich, zuerst den "Beipackzettel" (sprich: technisches Merkblatt des Biozidherstellers) zu lesen. Dort werden explizit Anwendungskonzentrationen empfohlen und Höchstkonzentrationen angegeben. Üblicherweise genügen diese Konzentrationen für eine sichere Wirksamkeit. Bei einer Überschreitung der empfohlenen Konzentration des Biozids steigt sofort das Risiko von Erkrankungen der Mitarbeiter (s. o. Allergien und akute Reizungen bei Konzentratkontakt).
Probleme mit dem Biozidlieferanten klären
Sollte die empfohlene Konzentration, die i. d. R. mit einer ausreichenden Sicherheit oberhalb der sog. "Minimalen Hemmkonzentration – MHK" liegt, nicht ausreichen, sollten Sie dieses Problem umgehend mit dem Biozidlieferanten besprechen.
Es liegt in der Natur der Bakterien und Pilze, sich an Umwelteinflüsse (auch Art und Konzentration der eingesetzten Biozide) anzupassen. In diesem Fall entwickeln sich die Mikroorganismen trotz eingehaltener MHK. Das kann so weit gehen, dass der KSS in der Anlage wächst und gleichzeitig die Maschinenbediener sensibilisiert werden.
Diese Situation ist bei rechtzeitigem Handeln vermeidbar.
Es ist davon abzuraten, Biozide miteinander zu mischen, nur weil noch einige ältere Musterkanister im Lager stehen. Das kann im harmloseren Fall zu einer Deaktivierung beider Wirkstoffe führen, im schlimmeren Fall können Ihnen 10 Liter Konzentrat "um die Ohren fliegen", weil zufällig das eine Produkt einen pH-Wert von 11 hatte (das gilt für viele Formaldehyd-Depotstoffe) und das andere Produkt einen pH-Wert von 2.
Der sichere Biozideinsatz
Explizite Hinweise für einen sicheren und effektiven Biozideinsatz finden Sie in der DGUV-R 109-003 (Konservierungsplan, Muster-Betriebsanweisungen); eine umfangreiche Liste mit Informationen für Technik und Gesundheitsschutz ist in Form der bereits beschriebenen "VKIS-VSI-IGM-BGHM Stoffliste für Kühlschmierstoffe nach DIN 51385 für die Metallbearbeitung" verfügbar.